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Was im Leben zählt

Was im Leben zählt

Titel: Was im Leben zählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allison Winn Scotch
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und ein paar Spiegeleier bestellt hat, «aber du siehst beschissen aus.»
    «Tyler hat mich verlassen», sage ich nüchtern. «Aber das ist bestimmt nichts Neues für dich.»
    «Das habe ich nicht gewusst.» Das Erstaunen in ihrem Gesicht ist echt. «Woher auch?»
    «Wegen dem, was du machen kannst!» , zische ich. «Wegen dem, was du mit mir gemacht hast.»
    Ashley fängt an zu kichern, eine nervige Angewohnheit, an die ich mich plötzlich aus unseren Kindertagen wieder erinnern kann. Ihre Art, die Stille zu füllen, während sie ihre Gedanken sammelt.
    «Tilly, ich hab es dir neulich schon gesagt. Ich habe im Grunde nicht viel gemacht. Du bist diejenige, die alles macht.»
    «Spar dir den Scheiß, Ashley!», fahre ich sie an und trinke einen Schluck Kaffee, um mich zu beruhigen. Schließlich ist sie nicht diejenige, die mich verlassen hat. Sie hat mir nur gezeigt, dass er gehen würde. «Hör zu. Was auch immer du mit mir gemacht hast … Ich kann Dinge sehen, die passieren werden …» Ich verstumme, weil ich selbst nicht genau weiß, worum ich eigentlich bitte.
    «Darf ich dich was fragen?» Es klingt nicht nach einer Frage.
    «Nur zu», schnappe ich und wappne mich innerlich für eine ihrer typischen, langatmigen, raffinierten Sondierungsfragen, weshalb ich jemals hatte glauben können, dass die Ehe, dass Tyler meine Rettung sein könnte. Die Klingel am Tresen klingelt heftig, weil eine Bestellung fertig ist, und der schrille Ton bohrt sich direkt hinter meinen Augen in die Stirnhöhle, ein erstes Anzeichen für eine drohende Migräne.
    «Warum waren wir damals in der Middle School eigentlich auf einmal keine Freundinnen mehr?»
    «Was? Keine Ahnung», antworte ich und fange an nachzudenken. «Haben wir uns nicht einfach auseinandergelebt? Du hast die eine Richtung eingeschlagen, und ich die andere. Warum denn? Was spielt denn das jetzt noch für eine Rolle?»
    «Wahrscheinlich gar keine.» Sie zuckt die Achseln. «Aber damals hat es eine Rolle für mich gespielt. Ich dachte immer, wir wären wie Schwestern, und dann … dann wurden die Dinge für mich ziemlich heftig, und als ich mich umgeschaut habe, warst du auf einmal verschwunden.»
    «Ich war nicht verschwunden! Du wolltest mich doch auf einmal nicht mehr in deiner Nähe haben. Du hast dich immer über uns lustig gemacht, uns für oberflächlich gehalten. Cheerleader. Du hast uns gehasst.»
    «So war das nicht.» Sie schüttelt den Kopf. «Ich war einfach der Meinung, dass du viel mehr auf dem Kasten hast. Ich habe dich immer für sehr viel klüger gehalten, als du dir selbst eingestehen wolltest.» Sie zögert. «Andererseits warst du noch nie besonders gut darin, das zu sehen, was direkt vor deiner Nase war.»
    «Was soll das denn heißen?»
    «Gar nichts», sagt sie, aber ich spüre, dass es sehr viel mehr als gar nichts heißt. Sie wedelt mit der freien Hand in der Luft herum. «Außerdem ist das ewig her. Vielleicht hat es nichts damit zu tun, wer wir heute sind.»
    Einen Augenblick lang sitzen wir da und schweigen, ein zerbrechlicher Waffenstillstand, während aus dem Lautsprecher Hootie and the Blowfish dröhnt. Eine Erinnerung an Tyler und mich in seinem Auto – Hold my hand! Want you to hold my hand!  –, während der Wind durch die geöffneten Fenster weht und die Sonne unsere Gesichter wärmt. Gott, wir waren vollkommen!
    Nein! Nein! Ich werde mich nicht so an ihn erinnern! , denke ich. Ich bin viel zu wütend, weiß glühend vor Zorn auf meinen Ehemann, der mir Gott weiß was versprochen hat, um mir das hier anzutun, um ihn je wieder durch eine rosarote Brille zu betrachten. Und genau in diesem Moment, als stünde ich nicht sowieso schon haarscharf vor einem Nervenzusammenbruch, kommen ausgerechnet Darcy und mein Vater durch die Eingangstür spaziert. Meine Fassungslosigkeit steht mir offenbar ins Gesicht geschrieben, weil Ashley sich fast den Hals verrenkt, um einen Blick zum Tresen zu werfen.
    «Ist das nicht deine kleine Schwester?», fragt sie und wendet sich wieder ihren Spiegeleiern zu. «Die habe ich ja seit Jahren nicht mehr gesehen. Ich dachte, die hätte sich längst aus dem Staub gemacht.»
    «Hat sie auch», sage ich, ohne den Blick von dem Paar zu werfen, das ich für erbitterte Feinde hielt. «Sie ist eigentlich nur kurz zu Besuch gekommen, aber jetzt bleibt sie hier, bis ich weiß, wie’s weitergeht.»
    Arme Darcy , denke ich und werde von einer Woge Mitleid überspült. Ich habe sie am Wochenende förmlich angefleht,

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