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Was ist Demokratie

Was ist Demokratie

Titel: Was ist Demokratie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Nolte
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die Revolutionen und Unabhängigkeitskämpfe in der «Dritten Welt», in Asien, Afrika und Lateinamerika geprägt, besonders in den drei Jahrzehnten zwischen 1949 und 1979: im Sieg der Kommunisten Mao Zedongs in China und der Etablierung der Volksrepublik dort; im algerischen Unabhängigkeitskrieg gegen Frankreich zwischen 1954 und 1962; in der kubanischen Revolution Fidel Castros 1959;und schließlich in der Islamischen Revolution im Iran 1979. Sie markiert vielleicht einen weiteren historischen Wendepunkt, denn sie war wohl die letzte der großen antiwestlichen Revolutionen und bildete zugleich mit ihrem islamischen Fundamentalismus den Auftakt einer neuen Ära. In all diesen Fällen blieb das Verhältnis von Revolution und Demokratie bestenfalls prekär, auch wenn die gestürzten Systeme im seltensten Fall Demokratien waren. Ein Grundzug vieler Revolutionen des 20. Jahrhunderts ist auch ihre extreme Gewalthaftigkeit. Sie verknüpften sich oft mit langwierigen Bürgerkriegen, ja mit Verfolgung und Massenmorden. Das begann in Mexiko, setzte sich in Russland in Bürgerkrieg und Stalinismus bis in die 1930er Jahre fort, ebenso wie im Chinesischen Bürgerkrieg bis in die Kulturrevolution. In Algerien tobte seit 1954 ein blutiger Bürgerkrieg. Und zwischen 1975 und 1978 verwirklichte sich der Agrarkommunismus der Roten Khmer in Kambodscha in einem Genozid am eigenen Volk.
    Zur selben Zeit, in der Mitte der 70er Jahre, erlebte Europa jedoch die Rückkehr der demokratischen Revolution. Die autoritär-faschistischen Regime Portugals und Spaniens, die mit westlicher Billigung das Ende des Zweiten Weltkriegs überlebt hatten, fielen ebenso wie die griechische Militärdiktatur der «Obristen» innerhalb weniger Jahre, zwischen 1974 und 1978. In allen drei südeuropäischen Staaten etablierte sich, überall unter maßgeblicher Mitwirkung der demokratischen Sozialisten, eine stabile parlamentarische Demokratie und freie Gesellschaft. Während der Übergang in Spanien von König Juan Carlos moderiert und abgesichert wurde (und erneut bewies, dass Monarchie und Demokratie nicht mehr im Gegensatz zueinander stehen müssen),hatte der Wandel in Portugal, Ende April 1974, am ehesten revolutionären Charakter. Teile des Militärs putschten gegen das autoritäre Regime – aber nicht mit dem Ziel einer Militärdiktatur, sondern dem Ende der portugiesischen Kolonialherrschaft, dem Anschluss an Europa, und der Demokratie. Die Bevölkerung unterstützte den Wandel massenhaft auf den Straßen mit dem Symbol der roten Nelke an der Kleidung und in den Gewehrläufen der Soldaten. Mit der «Nelkenrevolution» kehrte die demokratische Revolution in die europäische Geschichte zurück.
    Zu einem Flächenbrand wurde sie fünfzehn Jahre später in der Transformation des kommunistischen Osteuropa 1989. In Polen oder Ungarn, in der DDR oder in der Tschechoslowakei – die Proteste hatten überall ihr eigenes Gepräge, ebenso wie die Form des Übergangs in die Demokratie: teils mehr von oben gesteuert und vereinbart wie in Ungarn, teils von Intellektuellen geführt wie im Prag Václav Havels, teils unter dem Druck einer millionenfachen Bewegung wie der polnischen «Solidarität» Lech Wałęsas. Überhaupt waren die von Michail Gorbatschow in der Sowjetunion initiierten Reformen von «Perestroika» und «Glasnost» ein wesentlicher Impuls und Grund zur Hoffnung für den Sturz der kommunistischen Diktaturen in den Staaten des damaligen Warschauer Paktes. Aber der Begriff der demokratischen Revolution ist dennoch in jeder Hinsicht treffend: Revolution, weil es sich um komplexe und dramatische Ereignisse des fundamentalen Machtwechsels handelte, die bis in einzelne Phasen und Handlungsmuster an die klassischen Revolutionen, etwa von 1848/49, erinnern: die Wirkung von Ideen in Flugblättern und Aufrufen – die Mobilisierung von Massenprotesten – die zunehmende Organisierung in Vereinen, neuen Parteien – die Radikalisierung, also das Weitertreiben ehemals bescheidener Forderungen – schließlich das Verhandeln über neue Verfassungen, mit denen die Revolution zum Abschluss kommt. In den ehemals baltischen Sowjetrepubliken Estland, Lettland und Litauen trug der Übergang darüber hinaus klassische Züge früherer Unabhängigkeitsrevolutionen.
    Um demokratische Revolutionen handelte es

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