Was ist koscher - Jüdischer Glaube
Frauen, die Mitglieder der Gemeinde sind und dieses Ehrenamt ausüben.
Die Chevra Kadischa muss den Leichnam nun rituell waschen und ihm ein weißes Totenhemd anziehen, bei den Männern ist das der KiĴ l, den sie jährlich zu Rosch haSchana und Jom Kippur getragen haben und den sie einst von ihrer Braut als Hochzeitsgeschenk bekamen. Zusätzlich wird den Männern ihr Tallith, der Gebetsumhang, angelegt, den sie vom Schwiegervater zur Hochzeit erhalten und danach täglich 49
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zum Gebet getragen haben. Die Zizit an den vier Enden des Tallith, die so genannten Schaufäden, werden dabei symbolisch abgeschniĴ en, denn sie dienen dazu, den Lebenden an GoĴ und seine Gebote zu erinnern. Das aber braucht der Tote nicht mehr.
Der so vorbereitete Leichnam wird in eine ganz einfache, ungehobelte Holzkiste gelegt. Anders als im Christentum gibt es im Judentum keinerlei Auswahl bei den Särgen. Vor GoĴ
sind alle gleich, jeder Mensch ist aus Staub und wird wieder zu Staub, ein schlichter Holzsarg genügt, mehr braucht er auf seinem allerletzten Weg nicht. In Israel gibt es meistens nicht einmal das. Der Leichnam wird lediglich in ein großes Tuch gehüllt und so in das Grab herabgelassen. Für diejenigen, die ein solches Begräbnis das erste Mal mitmachen, ist das scho-ckierend und schwer auszuhalten. Doch das Land Israel ist heilig, die Erde ist heilig. Darum wird der jüdische Tote so begraben, sein Körper soll sogleich in heiliger Erde liegen.
Eine AuĠ ahrung gibt es bei uns nicht. Die Rabbinen haben entschieden, dass dies der Würde des Toten schadet, dessen Seele sich auf den Weg in eine andere Welt macht und deswegen in Ruhe gelassen werden muss. Eine FeuerbestaĴ ung ist ebenfalls verboten. Schließlich, wenn der Messias kommt, werden ja alle wieder auferstehen, da müssen sie dann auch die Möglichkeit haben, wieder in ihre Körper auf der Erde zurückzukehren.
Es heißt, dass unmiĴ elbar nach dem Tod die Seele des Verstorbenen vor ein himmlisches Gericht kommt. Aus diesem Grund muss im Judentum auch so schnell wie möglich be-erdigt werden. Normalerweise gleich am Tag nach Eintreten des Todes, wenn ein Schabbat oder ein Feiertag folgt, dann nach zwei Tagen. Natürlich gibt es dafür auch hygienische Gründe.
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In einem so heißen Land wie Israel musste man eine Leiche sofort bestaĴ en. Doch es geht auch darum, die Seele in Ruhe zu lassen. Das Körperliche darf die Seele, die jetzt ein Jahr vor Gericht steht, nicht mehr stören und belästigen.
Die unmiĴ elbaren Angehörigen des Toten zerreißen sich als Zeichen der Trauer ein Kleidungsstück, das sie dann mindestens dreißig Tage tragen. Männer scheren sich Haupt- und Barthaar mindestens dreißig Tage nicht. Der nächste männliche Angehörige, vorzugsweise ein Sohn, spricht am Grab zum ersten Mal das Kaddisch. Er wird dies dann während des Trauerjahres bei jedem Morgen-, NachmiĴ ags- und Abendgebet tun. Das Kaddischgebet ist ursprünglich kein Totengebet.
Es ist eine auf Aramäisch gesprochene Verherrlichung GoĴ es und seiner HerrschaĞ über die Welt. Der Tote wird mit keinem Wort erwähnt.
Was bedeutet dann aber dieses Kaddischgebet, das der Sohn für seine Eltern sprechen soll, wenn sie gestorben sind?
Das himmlische Gericht dauert ein Jahr, das Gerichtsurteil wird bei der ersten Jährung des Todestages »verkündet«.
Kein Mensch ist vollkommen, und daher wird der himmlische Ankläger stets genug Argumente fi nden, warum diese Seele bestraĞ werden soll. Die Liste ist bei jedem Menschen lang, sehr lang. Doch wenn dieser Mann, diese Frau einen Sohn hinterlassen hat, der während der Gerichtsverhandlung auf Erden das Kaddisch sagt, also mehrmals am Tag den Namen GoĴ es verherrlicht, dann kann der himmlische Verteidiger zu GoĴ sagen: Schau her, dieser Mensch hat gesündigt, keine Frage. Aber er hat einen Sohn hinterlassen, der dich verherrlicht, der deine HerrschaĞ , dich als den Einen und Einzigen anerkennt und dir folgt. Welch größere Leistung kann ein Mensch in seinem Leben vollbringen, als ein Kind in Deinem Sinne zu erziehen? Und GoĴ wird sofort sehr, sehr milde und 51
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sehr, sehr nachsichtig und wird die Seele freisprechen, und ihr Schicksal wird ein positives sein.
Und nun will ich an einem kleinen Beispiel jüdisches Denken erklären, das, was man im Jiddischen auch
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