Was ist koscher - Jüdischer Glaube
und können nicht begreifen, wieso GoĴ den Holocaust zuließ, wieso er zulassen konnte, dass sechs Millionen Juden einfach ermordet werden, davon über eine Million jü-
dische Kinder.
Diese Frage hat das Judentum in eine große Krise gestürzt.
Tatsächlich gibt es bis heute nicht nur Rabbiner, die behaupten, das sei alles nur geschehen, weil die meisten Juden nicht mehr den Gesetzen GoĴ es gehorcht häĴ en. Doch diese Rabbis können zwei Fragen, die sich dann sofort aufdrängen, auch nicht beantworten: Wieso wurden so viele Fromme in den Gaskammern von Auschwitz und Majdanek und Treblinka und Sobibor ermordet? Und wieso waren es mehrheitlich die säkularen Juden, denen es gelang, einen jüdischen Staat un-miĴ elbar nach der Katastrophe zu errichten, der als sicherer Hafen für das jüdische Volk dient?
Manche Religionsphilosophen sehen in der Entstehung des Staates Israel sogar eine Art Bestätigung des Bundes. Das jüdische Volk wurde zwar von den Menschen beinahe ausgeroĴ et, aber GoĴ vollbrachte das Wunder, dass nach 2000 Jahren in der Diaspora Juden wieder einen eigenen Staat haben.
Mit dieser Problematik werde ich mich im Kapitel »Warum 75
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glauben die Juden, dass sie das auserwählte Volk sind?« ausführlich beschäĞ igen.
Zurück also ins Jahr 1850 v.d.Z. Da ist der Holocaust noch weit weg, und erst mal geht alles seinen geregelten Gang.
Isaak bekommt ca. 1750 v.d.Z. einen Sohn, den er Jakob nennt.
Er wird der driĴ e Stammvater des jüdischen Volkes. In der Amidah, einem zentralen Gebet jedes GoĴ esdienstes, erinnern wir uns stets daran. Das Gebet beginnt mit dem Satz:
»Gelobt seist du, Ewiger, unser GoĴ und GoĴ unserer Vä-
ter, GoĴ Abrahams, GoĴ Isaaks und GoĴ Jakobs ...«
Jakob wird eine besonders wichtige Figur in der jüdischen Geschichte, und er wird bald seinen Namen ändern.
Wir befi nden uns nun schon seit einiger Zeit in Kanaan, Abraham ist ja an dem Ort der Verheißung nach einer langen WanderschaĞ angekommen.
Jakob, der später zwei Frauen haben sollte, ringt eines Nachts mit einem Engel. Sie kämpfen die ganze Nacht miteinander bis zum Morgengrauen. Dem Engel gelingt es nicht, Jakob zu besiegen, allerdings verletzt er ihn an der HüĞ e, so dass Jakob in ZukunĞ ein bisschen hinkt. Aber das ist egal, denn es stellt sich heraus, dass der Engel eigentlich GoĴ war oder zumindest in seinem AuĞ rag gehandelt hat. Von dieser Nacht an soll Jakob seinen Namen in Israel ändern. Israel heißt aber auf Hebräisch nichts anderes als: »Einer, der mit GoĴ gerungen hat«. Das war eine Ehrenbezeichnung, die bis heute für das jüdische Volk gilt.
Jakob heißt also jetzt Israel und wird mit seinen beiden Frauen Rachel und Lea zwölf Söhne und eine Tochter haben.
Diese Söhne wiederum werden die Stammväter der Zwölf Stämme des jüdischen Volkes. Bevor sie das aber werden, ma-76
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chen zehn von ihnen etwas ziemlich Übles: Sie können Josef, den Zweitjüngsten, nicht ausstehen. Erstens ist er sehr klug, zweitens sehr schön und driĴ ens Papas Liebling. Und da ver-kaufen sie ihn an irgendeine Karawane, reißen ihm aber vorher noch seine Kleidung vom Leib und tauchen sie in das Blut einer geschlachteten Ziege. Sie kehren dann in das Zeltlager des Vaters zurück und erzählen, Josef sei getötet worden. Israel ist verzweifelt und unglücklich und Benjamin, der jüngste, der völlig gegen diesen Plan war, traut sich nicht, gegen die Übermacht seiner älteren Brüder aufzubegehren. Er hält also den Mund.
Für Josef aber und für seine Brüder sollte sich dieser Frevel langfristig als Glück erweisen.
Josef gelangt nach Ägypten und wird, nachdem er zu-nächst eine Weile im Gefängnis gesessen hat, dank seiner Fä-
higkeit, die Träume des Pharao richtig zu deuten, zu einer Art Großwesir. Er erkennt nämlich, dass Mizraim, Ägypten, eine siebenjährige Hungersnot bevorsteht, und organisiert in den
»sieben feĴ en Jahren« die Nahrungsvorsorge. Die Hungersnot kommt und überfällt die gesamte Region. Nur Ägypten ist dank der weisen Voraussicht Josefs davor gefeit.
Auch Kanaan ist von Missernten betroff en, und so hungern Jakob und seine Söhne und der Rest der Familie sehr.
Die Brüder machen sich auf nach Ägypten, denn sie haben gehört, dass dort alles zum Besten steht. Sie kommen also zu Josef, den sie zunächst nicht erkennen. Doch er erkennt
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