Was ist koscher - Jüdischer Glaube
Stamm verloren und natürlich auch den Glauben.
Doch in den letzten fünfzehn Jahren geschieht Eigenartiges.
1991 holte der jüdische Staat in einer 35-stündigen LuĞ brücke fast sämtliche Juden aus Äthiopien nach Israel. In Äthiopien 82
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herrschte Bürgerkrieg, und die Falaschas, die Fremden, wie sie in der Landessprache Amharisch genannt werden, waren gefährdet. Die äthiopischen Juden, die schwarz sind und sich selbst Beta Israel, Haus Israel, nennen, behaupten von sich, dass sie die Abkömmlinge des Stammes Dan seien, eines der Stämme, der untergegangen ist. Die moderne Forschung hat große Zweifel an dieser These, doch wer sagt, dass die Historiker und Archäologen immer Recht haben müssen? Vielleicht ist ja etwas dran an dem Volksglauben.
Inzwischen haben sich in Afrika und in Fernost zahlreiche Volksgruppen in Israel gemeldet, die von sich behaupten, sie seien ebenfalls Abkömmlinge der verlorenen Stämme. Der Staat Israel bezweifelt das natürlich. Denn für viele, die auf diese Weise in den Genuss der Einwanderungserlaubnis für den jüdischen Staat kommen wollen, spielen vor allem wirtschaĞ liche Überlegungen eine große Rolle. In ihren Ländern sind die Lebensbedingungen wesentlich schlechter als in Israel, und sie hoff en hier auf eine neue Chance.
Doch es gibt unter den Bewerbern tatsächlich einige Gruppen, deren uralte religiöse Riten an die jüdischen Traditionen erinnern. Da sind etwa die Shinlungs, die an der indisch-burmesischen Grenze beheimatet sind. Eine kleine Gruppe von ihnen lebt bereits in Israel, weitere 5000 warten auf eine Einreisegenehmigung. Oder die Pathans, eine Volksgemein-schaĞ , die an der pakistanisch-afghanischen Grenze lebt, die Kashmiris aus Kashmir, die Chiang-Mins, die an der chine-sisch-tibetischen Grenze leben. Letztere waren schon immer monotheistisch und bezeichnen sich seit Urzeiten als »Söhne Abrahams«. Wenn sie ein Tier opfern, stellen sie zwölf Fahnen um den Altar, mit denen sie an die zwölf Söhne ihres Ur-ahnen erinnern wollen. Ob damit die Söhne Jakobs gemeint sind?
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Das Rabbinat in Israel ist sehr skeptisch, doch Forscher sind sich bei einigen Gruppen sicher, dass sie von den zehn untergegangenen Stämmen abstammen und ihre Identität irgendwie bewahrt haben, natürlich in einer äußerst verwäs-serten Form.
Die Babylonische GefangenschaĞ
Das Königreich Israel ist also 721 untergegangen. Das ist aber nur der erste Streich. Der zweite folgt, wenn auch nicht sogleich, so doch rund hundert Jahre später: 598 v. d. Z. erobern die Babylonier, die Nachfolger der Assyrer, das Königreich Judah mit den beiden Stämmen Judah und Benjamin.
Sie zerstören den salomonischen Tempel und schleppen die beiden Stämme in das berühmte Babylonische Exil. In dieser Zeit entwickelt sich erst der Begriff »Jude«. Nannten sich die Menschen früher selbst »Israelis« oder auch Hebräer, auf He-bräisch: Ivri, was so viel bedeutet wie »einer, der von drüben kommt«, so gab das Königreich Judah schließlich den Überlebenden seinen Namen.
Das Gelobte Land ist nun verloren, zerstört und öde. Doch alles ist nicht verloren. So wie nie alles in der jüdischen Geschichte verloren ist. Das Volk überlebt, ganz so, wie es der Prophet Ezechiel vorausgesagt hat. Er erinnert an GoĴ es Wort, in dem er verspricht, dass er sein Volk von allen Plätzen dieser Erde herausholen und sie zurückführen werde in ihr eigenes Land.
In den fünfzig Jahren der babylonischen GefangenschaĞ beginnen die Weisen des jüdischen Volkes die Hoff nung auf 84
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die ZukunĞ aufzubauen. Die Vorstellung eines Messias kris-tallisiert sich allmählich heraus. Dieser Messias würde eines Tages kommen und das Volk zu früherer Blüte und Größe zurückführen und ein Ende aller menschlichen Konfl ikte auf Erden bringen. Die Propheten, die in jener Zeit leben, hören nicht auf, die sozialen Ungerechtigkeiten der GesellschaĞ zu geißeln. Sie können es nicht ertragen, dass viele Juden sich dem Götzendienst der sie umgebenden Bevölkerung zuwenden oder aber die eigen Riten weiter verfolgen, doch völlig sinnentleert und ohne jegliche ethische Dimension in ihrem Handeln.
Die Propheten waren sich auch stets bewusst, welcher Gefahr die jüdische Identität in einer Umgebung voller Feinde ausgesetzt war.
Da der Tempel, der Ort
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