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Was ist koscher - Jüdischer Glaube

Was ist koscher - Jüdischer Glaube

Titel: Was ist koscher - Jüdischer Glaube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Spiegel
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den Verhüllungsformen muslimischer Frauen unterscheiden. Der Grund hierfür ist das Bedürfnis religiöser Juden, sich von der Umwelt zu unterscheiden, um sich auch äußerlich nicht zu assimilieren. Zugleich haben antij üdische KleidervorschriĞ en sie gezwungen, sich als Juden zu erkennen zu geben.
    Wie bereits erwähnt, wurde schon 1215 auf dem Lateran-konzil der katholischen Kirche der gelbe Fleck oder auch der gelbe Ring für Juden eingeführt. Juden mussten sich einen solchen auf die Brust ihres Wamses nähen. Damit waren sie als »Mörder GoĴ es« auf der Straße sofort erkennbar und Beschimpfungen und tätlichen Angriff en hilfl os ausgesetzt.
    Nicht nur in dieser Hinsicht konnten die Nazis, die ja das Tragen des gelben Sterns befohlen haĴ en, auf eine uralte Tradition des christlich-europäischen Judenhasses zurückgreifen.
    Weitere diskriminierende VorschriĞ en kamen im Laufe der Jahrhunderte hinzu. Besonders der »Judenhut« wurde für die Christen ein wichtiges Kleidungsstück, um Juden zu desa-vouieren. In Italien mussten Juden sich an ihren Hut ein rotes Tuch binden, in Deutschland und Osteuropa erfand man ab-struse Hutformen, die ihren Träger verunstalteten. Der oben erwähnte Streimel ist solch ein Beispiel. Es gab auch Hüte, 159
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    an deren Spitze eine Kugel befestigt sein musste. In manchen Ländern haĴ e der »Judenhut« gelb zu sein. Immer wieder gelb! Warum, ist mir bis heute ein Rätsel.
    Wie schon gesagt: Für viele Juden wurden die ihnen vorgeschriebenen Kleider häufi g zum Symbol ihres Stolzes. »Tragt ihn mit Stolz, den Judenstern«, hieß es in der Nazi-Zeit. Ähnlich dachten Juden auch in vergangenen Jahrhunderten. So manches Kleidungsstück, das sich einst kranke Hirne von Nichtjuden ausdachten, um Juden zu schmähen, wird heute von Juden und Nichtjuden gleichermaßen als ganz selbstverständliche »Uniform« eines frommen Juden angesehen. Der KaĞ an der Chassidim ist so ein Teil. Es wurde von Juden und vornehmen Nichtjuden des 18. Jahrhunderts gleichermaßen getragen. Heute denken viele, dass der schwarze KaĞ an ein typisch orthodoxes Kleidungsstück ist.
    Es ist interessant, dass fromme Juden sich häufi g ein wenig »altmodisch« kleiden. Deutsche Juden trugen noch im 19.
    Jahrhundert gerne eine weiße Halskrause, die die Nichtjuden längst abgelegt haĴ en, nachdem sie aus der Mode gekommen war. Ähnliche Beobachtungen kann man im orientalischen Raum machen. Der Grund mag vielleicht darin zu fi nden sein, dass Fromme sich ja nicht als sexistisch herausfordernde Wesen darstellen wollen.
    Mode ist aber nicht nur eine Form der körperlichen Verhüllung, sondern stets und zu jeder Zeit ein Versuch, sich als Mann und Frau so darzustellen, dass man angenehm auff ällt
    – für das andere Geschlecht. Wer sich nicht an die aktuelle Mode hält, sondern an Vergangenes, wirkt zunächst einmal weniger »aĴ raktiv«.
    Doch die Mehrheit der Juden ist inzwischen von ihrer nichtjüdischen Umwelt, egal wo sie leben, nicht mehr zu unterscheiden. Man zieht sich nach der Mode an, die, vor allem 160
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    in Europa und den USA, inzwischen uniform geworden ist.
    Die gängigen Labels, aber natürlich auch Jeans und T-Shirts, ebenso wie Business-Anzüge und Miniröcke – all das ist in einem »jüdischen« Kleiderschrank genauso zu fi nden wie in einem »nichtjüdischen«. Der Grund: Die Anpassung in der demokratischen Welt ist Normalität geworden, und GoĴ sei Dank gibt es zumindest in unseren Breitengraden keine anti-jüdischen KleidervorschriĞ en mehr.
    Eine moderne Entwicklung sei hier noch zum Schluss an-gemerkt: In Israel hat sich das religiöse sefardische Establish-ment dem Kleidungskodex der aschkenasischen Orthodoxie angepasst. Auch sie tragen inzwischen schwarze Anzüge und schwarze Hüte – wie die osteuropäischen Frommen. Das ist besonders grotesk anzusehen bei der religiösen Schas-Partei, die sich, als Protest gegen die aschkenasische Bevormundung im Land, etabliert hat. Man will sich von den europäischen Juden abgrenzen, hat aber deren Kleidungsordnung ohne Umstände übernommen. Warum das so ist, hat aber mehr mit der soziologischen Entwicklung des Staates Israel zu tun und nicht mehr mit unserem Thema in diesem Kapitel.
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    Warum glauben Juden, dass sie das
    »auserwählte Volk« sind?
    Es gibt in der Geschichte der

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