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Was ist koscher - Jüdischer Glaube

Was ist koscher - Jüdischer Glaube

Titel: Was ist koscher - Jüdischer Glaube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Spiegel
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JudenfeindschaĞ einige hartnä-
    ckige Vorurteile, die – wider besseres Wissen – sich bis heute gehalten haben. Und keine noch so gute AuĤ lärung vermag es, Unsinn, der sich über die Jahrhunderte gefestigt hat, auszulöschen. Ein solches Vorurteil ist die Vorstellung, dass der
    »jüdische« GoĴ ein rachsüchtiger, der »christliche« GoĴ ein GoĴ der Nächstenliebe ist. »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!« wird dabei gerne als Aussage Jesu und damit als Beweis für die christliche Nächstenliebe zitiert. Dabei stammt dieser Satz aus der Thora. Und Jesus hat nichts anderes gemacht, als die Thora der Juden zu zitieren und zu kommentieren.
    Auge um Auge, Zahn um Zahn: das Talionsgesetz Der Beweis, dass der GoĴ der Juden ein rachsüchtiger, grausamer GoĴ ist, wird mit dem berühmten Satz aus der Thora: »Auge um Auge, Zahn um Zahn« geführt. In den Medien ist es üblich geworden, die Grausamkeiten im Nahen Osten mit diesem Zitat immer wieder zu »erklären«. Manches deutsche Nachrichtenmagazin hat schon diesen Bibelvers als ÜberschriĞ für entsprechende Titelgeschichten benutzt. Die Journalisten meinen dann wohl, sie seien besonders originell und müssten nicht mehr allzu viel schreiben über die Auseinandersetzung zwischen Palästinensern und Israelis. Der Satz erkläre alles. Quod erat demonstrandum. Sie wissen ganz of-fensichtlich nicht, dass es sich im Falle von »Auge um Auge, Zahn um Zahn« um ein so genanntes Talionsgesetz handelt, 162
    PюѢљ Sѝіђєђљ
    WюѠ іѠѡ јќѠѐѕђџӓ
    das heißt: Gleiches mit Gleichem zu vergelten. Im Alten Orient der biblischen Zeit war es unter den Völkern ganz natürlich, für ein erliĴ enes Unrecht oder einen Schaden ein Mehrfaches an Rache zu nehmen. HaĴ e Stamm A einen Krieger aus Stamm B getötet, dann rächte sich Stamm B, in dem es mindestens zwei Krieger (meistens waren es sehr viel mehr!) von Stamm A ermordete. Wurde die Herde eines Schäfers gestohlen, so wurde als Vergeltung die Herde des Diebes entführt und die gestohlene zurückgeholt, und vielleicht wurden noch die beiden Töchter des Diebes vergewaltigt, verschleppt oder gar getötet. »Auge um Auge, Zahn um Zahn« machte damit Schluss. Mit dieser Entscheidung des »jüdischen« GoĴ es durĞ e ein Geschädigter nicht mehr vergelten, als ihm selbst angetan worden war. Das war vor über 4000 Jahren eine geradezu revolutionäre Entscheidung in der Jurisdiktion! (Die richtige Übersetzung des Thora-Textes lautet: »Ein Auge für ein Auge«, und die Rabbiner sagten: das heißt den Wert eines Auges) Doch die Sache ist damit noch nicht erledigt: Das
    »Talionsgesetz«, wie man es im MiĴ elalter genannt hat, ist ein Gesetz, dass Gleiches mit Gleichem vergilt. Also beispielsweise: Ein Mord wurde im MiĴ elalter – und ich spreche hier von der christlichen Rechtsprechung jener Zeit – mit der Todesstrafe geahndet. »Tod um Tod« sozusagen. Die jüdische Rechtsprechung lehnte dies völlig ab. Für jede Tat wurde eine entsprechende »Wert«-Sühne eingesetzt, entweder Geld oder andere Wertgegenstände. Die Rabbinen entschieden, wie viel ein Auge, ein Arm, ein Bein und so weiter »wert« sind – diesen adäquaten Wert haĴ e der Täter dann zu entrichten! Doch wie wir wissen – Vorurteile sind simpel und manchmal immun gegen jede AuĤ lärung. Insofern werden wir auch noch in ZukunĞ Geschichten über Israel unter dem Titel »Auge um Auge, Zahn um Zahn« lesen, insofern werden Nichtjuden 163
    PюѢљ Sѝіђєђљ
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    auch noch in hundert Jahren behaupten, der »jüdische« GoĴ
    sei grausam, rachsüchtig und brutal.
    GoĴ es auserwähltes Volk
    Und ähnlich verhält es sich mit dem Begriff der jüdischen
    »Auserwähltheit«.
    Das jüdische Volk ist also GoĴ es »auserwähltes Volk«.
    Doch anders, als 2000 Jahre christlicher Antij udaismus und mehrere hundert Jahre Antisemitismus die Menschheit glauben machen wollen, dass diese »Auserwähltheit« »typisch jüdische« Hochnäsigkeit sei, das »typisch jüdische« Überle-genheitsgefühl, die Vorstellung, Juden seien etwas »Besseres«

oder gar »elitär«, ist diese »Auserwähltheit« eher ein schweres Joch, das das jüdische Volk zu tragen hat. Im Judentum gibt es die 613 Ge- und Verbote, die so genannten Mitzwot, von denen ich schon berichtet habe. Man kann sich vorstellen, dass das Einhalten dieser vielen VorschriĞ en das Leben nicht einfacher macht.
    Einem Midrasch, einer jüdischen

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