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Was ist koscher - Jüdischer Glaube

Was ist koscher - Jüdischer Glaube

Titel: Was ist koscher - Jüdischer Glaube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Spiegel
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Legende, zufolge hat GoĴ einst seine Thora allen Völkern angeboten. Als Lohn versprach er dem Volk, dass es sein »auserwähltes« sein werde.
    Alle Völker lehnten ab. Ihnen allen erschienen GoĴ es Forderungen zu »unmenschlich«, viel zu anstrengend, unpraktisch, lästig und unerfüllbar. Schließlich landete er beim jüdischen Volk. Das war sofort bereit, die Thora anzunehmen. Aus Ehrfurcht vor GoĴ . GoĴ gab den Juden die Thora. Alle anderen mussten nur die sieben so genannten noachidischen Gesetze einhalten (das sind die grundsätzlichen Normen der Huma-nität).
    Was will dieser Midrasch zum Ausdruck bringen? Nicht nur, dass die Liebe des jüdischen Volkes zu GoĴ eine bedin-164
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    gungslose ist, sondern dass jedes Volk die Chance gehabt häĴ e, GoĴ es »auserwähltes Volk« zu werden. Dass also an den Juden zunächst einmal »nichts Besonderes« ist. Sie haben damals einfach nur eine andere Entscheidung gefällt als alle anderen Völker.
    Mit dieser Entscheidung hat das jüdische Volk nicht nur das »Joch der Mitzwot« auf sich genommen, sondern auch die Verpfl ichtung, eine Beispielfunktion gegenüber der Welt zu übernehmen. Nach jüdischem Glauben haben alle Völker eine Aufgabe, die GoĴ ihnen gestellt hat. Schließlich wurden alle Völker von GoĴ geschaff en, nicht nur die Juden.
    Was »einzigartig« an unserer Existenz ist, ist die Aufgabe, die wir übernommen haben. Wir wollen aber nicht die ganze Welt »jüdisch« machen, sondern es geht darum, durch unser Zeugnis, durch unser Beispiel, die Menschheit davon zu überzeugen, die Souveränität des Einen und Einzigen GoĴ es anzuerkennen:
    »Und der Ewige sprach zu Abram: ›Zieh du aus deinem Land, von deiner VerwandtschaĞ und vom Haus deines Vaters nach dem Land, das ich dir zeigen werde. Und ich will dich zu einem großen Volk machen und will dich segnen und deinen Namen groß machen, und du sollst ein Segen sein. Und ich will segnen, die dich segnen, und wer dir fl ucht, den will ich verdammen, und mit dir sollen sich segnen alle Geschlechter der Erde.‹« (Gen. 12,1-3) Mit dieser Aufgabe übernimmt das jüdische Volk aber nicht nur die vielen Mitzwot GoĴ es. Es nimmt auch die besondere »Beobachtung« GoĴ es auf sich. Wenn das jüdische Volk Fehler begeht, hat das Konsequenzen. Manchmal schlimme, tragische Konsequenzen. Die »Auserwähltheit« ist also nicht 165
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    unbedingt ein Privileg, wie Antisemiten glauben machen wollen, sondern im Gegenteil, es ist eine besondere, anstrengende Verpfl ichtung. Und wenn das Volk diese Verpfl ichtung nicht einhält, dann wird es bestraĞ werden, dann wird es die Konsequenzen tragen müssen. Und die können furchtbar sein. Wie etwa die Zerstörung des Tempels, die Vertreibung aus dem eigenen Land.
    Für viele moderne Juden ist es nicht immer einfach, an diese »Auserwähltheit« zu glauben, ja, sie haben natürlich, wie viele säkulare Menschen, Schwierigkeiten, die Grundthesen des Glaubens als Wahrheit zu akzeptieren. Doch auch sie geben zu, dass die Existenz des jüdischen Volkes seit nunmehr rund 4000 Jahren ein einzigartiges Phänomen in der menschlichen Geschichte ist. Es ist erstaunlich, dass ein Volk, ohne eigenes Land, verstreut über die ganze Welt, 2000 Jahre überlebt, die eigene Identität, den Glauben an den Einen und Einzigen nicht verliert, trotz aller Widrigkeiten, die es im Laufe seiner Geschichte erfahren musste.
    Der jüdische Humor hat sich oĞ genug mit diesem »Fluch«
    der Auserwähltheit beschäĞ igt. Und so geht dann der Witz, der einen Rabbiner, nachdem wieder einmal eine Katastrophe das jüdische Volk heimgesucht hat, sagen lässt: »Herr der Welt! Es ist ja wirklich großartig, Dein auserwähltes Volk zu sein. Aber könntest Du biĴ e nicht mal zur Abwechslung ein anderes Volk auswählen, damit wir uns ein wenig erholen können?«
    Der Bund mit GoĴ
    Das jüdische Glaubensgebäude könnte man als Dreieck darstellen. Es ist die Triade aus Volk – GoĴ – Land, die in wechselseitiger Beziehung zueinander stehen.
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    Die Beziehung zwischen Volk und GoĴ bestimmt der
    »Brit«, den GoĴ mit Abraham eingeht.
    »Da fi el Abram auf sein Angesicht, und GoĴ redete mit ihm und sprach: ›Ich, sieh, mein Bund besteht mit dir, und du wirst werden zum Vater eines Heers von Völkern. Darum sollst du nicht mehr Abram heißen,

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