Was ist koscher - Jüdischer Glaube
Thora mit Ehrfurcht. Damit meinte er, dass man als Jude der Thora Ehrfurcht entgegenbringen müsse, aber auch seiner nichtjü-
dischen Umwelt, in der man sich mit Respekt und Natürlichkeit bewegen sollte. »Sei draußen ein Mensch und daheim ein Jude«, war ein anderes MoĴ o dieses Rabbiners, der bis heute hoch verehrt wird.
Amerikanische Juden, die sich als modern-orthodox bezeichnen, sind in ihrer Kleidung so gut wie gar nicht von Nichtjuden zu unterscheiden – bis auf das Käppchen, das die Männer tragen. Sie leben »the American way of life« und befolgen dennoch die Mitzwot.
Übrigens – wann das Käppchen getragen wird, war anfänglich eine vage Angelegenheit. Wie schon gesagt, zu Beginn der jüdischen Geschichte gab es die Yarmulke noch gar nicht.
Als die dann eingeführt wurde, gab es lange Zeit sehr unterschiedliche Auff assungen, wann genau man sie tragen müsse.
Es war zwar bald üblich, dass Männer ihre KopĠ edeckung immer trugen, doch bis heute fi ndet man auch unter religiö-
sen Juden welche, die ihre KopĠ edeckung nur bei religiösen Anlässen oder beim Essen tragen wegen der Segenssprüche, die vor dem Mahl auf Hebräisch gesprochen werden. Im Alltag, bei der Ausübung des Berufes und so weiter sind sie bar-häuptig, und doch bezeichnen sie sich als orthodoxe Juden, die natürlich in der Synagoge, aber auch beim Lernen der 154
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WюѠ іѠѡ јќѠѐѕђџӓ
Thora oder auf Hochzeiten, bei einer Bar Mitzwah oder einer jüdischen Beerdigung die Kippa tragen.
»Ihr sollt den Rand eures Hauptes nicht runden, und du sollst nicht zerstören den Rand deines Kinnbarts.«
(Lev. 19, 27)
»Sie sollen auf ihrem Haupt keinen KahlschniĴ schneiden und den Rand ihres Kinnbarts nicht abscheren ...«
(Lev. 21,5)
Während das letzte Zitat eine Anordnung für die PriesterschaĞ ist, gilt Ersteres für alle jüdischen Männer. Was aber meint diese Etwas ungewöhnlich klingende VorschriĞ genau?
Ursprünglich diente dieses Gebot als Abgrenzung von den Götzendienern in Kanaan. Die Rabbinen einigten sich irgendwann darauf, dass mit dem »Rand des Kinnbarts nicht abscheren« nichts anderes gemeint sein kann, als dass man zum Stutzen des Bartes kein Rasiermesser verwenden dürfe.
Und was soll nun diese merkwürdige Formulierung bedeuten, dass man den »Rand des Hauptes nicht runden« solle? Auch hier bietet der klassische Text der Thora viel Raum für Interpretationen. Die einen glaubten, dass damit gemeint war, ein jüdischer Mann dürfe sich nicht die KoteleĴ en weg-machen, andere waren überzeugt, es sei sogar verboten, die Schläfenlocken (auf Hebräisch: Pejot, später auf Jiddisch dann: Pejes) insgesamt abzuschneiden.
Vielen Nichtjuden ist der etwas bizarre Anblick eines chassidischen Juden mit langem Bart und den merkwürdig an den Seiten herunterhängenden Schläfenlocken vertraut – und sei‘s nur von besagten CDs und Buchcovers. Doch die Länge 155
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der Schläfenlocken besagt nichts über den Grad der Orthodoxie: Sie ist lediglich eine Frage der Auslegung von GoĴ es Wort.
Gleiches gilt für den Bart. Ultra-orthodoxe Juden begreifen die obigen Zitate so, dass sie ihre Bärte einfach wild wuchern lassen und niemals mit einem Rasiermesser Hand anlegen an die Haare in ihrem Gesicht. Andere stutzen sich ihre Bär-te – allerdings nur mit einer Schere oder einem elektrischen Bartschneider. Das ist ja nach der Entscheidung der Rabbinen erlaubt. Also: Rasiermesser – nein, Schere – ja.
Und was ist mit frommen Männern, die gar keine Bärte haben? Gibt es das überhaupt? Die Antwort klingt kurios: Seitdem es den elektrischen Rasierapparat gibt, gibt es auch glaĴ rasierte fromme Männer (allerdings meist mit einem kleinen Ansatz von KoteleĴ en). Denn die ScherbläĴ er eines Rasierapparates funktionieren, wie der Name bereits sagt, wie eine Schere, nicht wie ein Messer. Diejenigen, die sich also ein solches Gerät zulegen, tun das mit bestem Wissen und Gewissen und in völligem Einklang mit der Halacha, dem Religionsgesetz.
Znij ut: Bescheidenheit
Und was ist mit den Frauen? Dürfen sie sich kleiden, wie sie wollen? Natürlich nicht. Die wichtigste Grundregel: »Znij ut«, Bescheidenheit. Interessant ist, dass es in der Thora keinerlei VorschriĞ en für Frauenkleidung gibt, außer dass sie keine Männerkleidung tragen dürfen. Es waren also die Rabbinen, die die Regeln aufstellten. Und was dabei herauskommt,
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