Was ist koscher - Jüdischer Glaube
wenn Männer bestimmen, wie Frauen sich zu kleiden haben, ist höchstens dann spannend, wenn diese Männer Giorgio Armani, Yves Saint Laurent oder Karl Lagerfeld heißen.
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Nun, Frauen sollen sich gesiĴ et kleiden. Was genau aber ist »gesiĴ et«? Es bezeichnet alles, was den Mann sexuell nicht erregen kann. Aber wir wissen ja – selbst heute ist sexuelle Erregung etwas sehr Relatives. Während wir in Westeuropa mit großer Selbstverständlichkeit am Strand neben barbu-sigen Frauen in Mini-Tangas liegen, diese zwar mit großem Interesse beobachten, aber nun nicht unbedingt völlig außer Rand und Band geraten, weil uns die Hormone übermannen, so gibt es Länder, in denen bereits der Anblick eines Frauen-knöchels die Männer zur Raserei bringt.
Deshalb ist »Znij ut« ein Begriff , der zu jeder Zeit und an jedem Ort neu interpretiert werden muss. Doch einige Grundregeln können als Gemeinsamkeit festgestellt werden: Frauen dürfen ihre sexuellen Reize nicht betont zur Schau stellen. Die Länge der Ärmel oder des Rockes oder die Tiefe des Dekolletes haben dem Rechnung zu tragen. Doch wie gesagt – das ist eine Frage des Zeitgeistes und des Geschmacks.
Natürlich sind Frauen von ultra-orthodoxen Juden am gründ-lichsten bedeckt. Doch zu keiner Zeit mussten jüdische Frauen einen Schleier tragen. Das Gesicht war immer zu sehen, im Gegensatz zu den Haaren.
Unverheiratete junge Frauen tragen ihr Haar off en und für alle sichtbar. Frauenhaar ist bis heute ein sexuelles Symbol geblieben. Und das soll natürlich einem Mann gefallen. Es gilt nicht als primäres oder sekundäres Geschlechtsmerkmal
– diese müssen auch von unverheirateten Frauen bedeckt gehalten werden. Doch mit ihrem Haar dürfen sie für sich »Wer-bung machen«. Damit ist es natürlich nach der Eheschließung vorbei. Denn von da an gehört die Sexualität der Frau in die Ehe, oder etwas weniger chauvinistisch ausgedrückt: Kein Fremder soll in Versuchung geraten beim Anblick einer verheirateten Frau. Nur der EhegaĴ e soll verführt werden, soll 157
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durch den Anblick seiner Frau in Erregung geraten.
Das Bedecken der Haare ist nun wiederum eine Frage der Interpretation. Manche tragen einfache KopĞ ücher oder Hüte, andere ein Haarnetz. In beiden Fällen kann man die Haare noch sehen, doch die Verpfl ichtung zur Bedeckung ist erfüllt. Andere tragen ständig Hüte oder binden ihre Kopf-tücher derart, dass das Haar versteckt ist. Langes Haar wird dabei nach oben gebunden und unter dem Hut verborgen.
Die radikalste Interpretation haben wieder einmal die osteuropäischen Juden für ihre Frauen erkoren: Sie müssen einen Scheitel, zu Deutsch: eine Perücke tragen. Nach der Trauung müssen die frisch gebackenen Ehefrauen erst einmal zum Friseur. Ihr Haar wird, für immer, ganz kurz geschniĴ en und unter einer Perücke vor dem Blick fremder Männer in Sicherheit gebracht. Einige ganz extreme Gruppen rasieren ihren Frauen die Haare vollständig ab und stülpen ihnen dann einen Scheitel auf.
Ohne mich zum Richter über religiöse Praktiken und Interpretationen aufschwingen zu wollen, doch als ganz normaler Mann darf ich mich zumindest fragen, welche AĴ raktion eine kahlrasierte Frau hat.
Ein wenig absurd wirkt die Tradition des Scheitels insofern, als so manche orthodoxe Frau heute zwar eine Perücke trägt, doch deren Qualität dermaßen perfekt ist, dass auf den ersten Blick gar nicht mehr zu erkennen ist, ob dies nun ihr eigenes Haar ist oder nicht. Und wenn sich dann solche modernen frommen Frauen auch noch ganz normal schminken, Ohrringe tragen und zwar dezent, aber durchaus aĴ raktiv gekleidet sind, dann fragt man sich, was die Perücke eigentlich verbirgt. Sie wirken auf ihre Umwelt, und sie tun alles, damit sie als Nachkommen Evas wahrgenommen werden. Nun ja.
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Gelber Stern und Judenhut
Übrigens, was ich bislang beschrieben habe, gilt für die Juden aus dem orientalischen Raum ebenso. Natürlich trugen sie Kleidung, die zu ihrer arabischen Umwelt passte. Doch die religiösen Grundregeln gelten für sie genauso. Die jeme-nitischen Juden beispielsweise haĴ en ebenso lange Pejes wie die Chassidim aus Osteuropa. Und die Frauen trugen und tragen KopĠ edeckungen, die für uns Europäer »arabisch«
anmuten, wenngleich sie sich häufi g in Farbe oder gar in der Form von
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