Was ist koscher - Jüdischer Glaube
sondern Abraham soll dein Name sein; denn zum Vater eines Heers von Völkern habe ich dich bestimmt. Und ich mache dich fruchtbar über die Maßen und lasse dich werden zu Völkern; und Könige sollen aus dir hervorgehen. Und ich errichte meinen Bund zwischen mir und dir und deinem Samen nach dir für ihre Geschlechter als ewigen Bund, GoĴ zu sein dir und deinem Samen nach dir. Und ich will dir geben, dir und deinem Samen nach dir, das Land deines Aufenthalts, das ganze Land Kanaan, zum ewigen Besitz; und ich will ihnen GoĴ sein.‹ Und GoĴ sprach zu Abraham: ›Auch du sollst meinen Bund wahren, du und dein Same nach dir, für ihre Geschlechter. Und das ist mein Bund, den ihr wahren sollt, zwischen mir und euch und deinem Samen nach dir: Beschneiden lasse sich euch alles Männliche.‹« (Gen.
17, 3-10)
Was besagt dieser Bund? Er garantiert Abraham und seinen Nachkommen, dem Volk Israel, dass es stets unter dem Schutz des Einen und Einzigen steht, dass es sich vermeh-ren wird, dass es so zahlreich sein wird, wie die Sterne am Himmel oder der Sand am Meer, dass es dafür im Gegenzug ewige ZeugenschaĞ für den Einen und Einzigen auf Erden zu sein hat. Abraham und seine Nachkommen haben bis heute diesen Bund gehalten. Selbst in den dunkelsten Zeiten des gerade vergangenen Jahrhunderts waren Juden nicht bereit, 167
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WюѠ іѠѡ јќѠѐѕђџӓ
ihre »ZeugenschaĞ « für den Ewigen aufzugeben, wo sie doch
– zumindest nach »menschlichem« Ermessen – alles »Recht«
gehabt häĴ en, dies zu tun.
Der Rabbi von Kozk, einer der großen, gewaltigen spirituellen Führer des osteuropäischen, chassidischen Judentums, haĴ e einst ein furchtbares Gebet an GoĴ gerichtet. Es war eine Zeit der Not, als er es sprach: »Herr der Welt, erbarme Dich unser. ReĴ e uns. Zeige dich endlich. Denn sonst ... sonst werden wir nicht mehr Dein auserwähltes Volk sein ... wir werden den Bund mit Dir auĤ ündigen!«
Eine schreckliche Drohung, die für Nichtjuden verrückt erscheinen mag. Denn was ist der Mensch schon im Angesicht GoĴ es? Wie kann er sich erdreisten, den Herrscher der Welt so herauszufordern? Er kann es, besser: Der Jude kann es, denn der Bund ist ein Vertrag, den beide Seiten, GoĴ und Abraham, in völliger Gleichheit miteinander geschlossen haben, als Gleichberechtigte. Und nicht nur der Mensch ist verpfl ichtet, den Bund einzuhalten, sondern auch GoĴ . Das macht den »Brit« so einzigartig. Ein jüdischer Mensch hat das Recht, GoĴ an sein Versprechen zu erinnern!
Im GeĴ o Theresienstadt wurde vor sechs Jahre eine geheime Synagoge in einem Hinterhof entdeckt. Jahrzehntelang war sie als Ziegenstall benutzt worden. Die Bewohner wussten, was das für ein Raum war, doch sie wollten es den Verwaltern der GedenkstäĴ e nicht verraten, damit keine Touristenströme in ihre NachbarschaĞ , miĴ en ins GeĴ o, kämen.
Im ehemaligen GeĴ o leben auch heute noch immerhin 2000 Tschechen. Kaum zu begreifen, wie es diese Menschen in solch einer Umgebung aushalten, doch das ist ein anderes Thema. Auf jeden Fall war dieser kleine Raum, die Synagoge, sehr gut erhalten. Die Juden haĴ en wohl heimlich Farbe 168
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entwendet und die Wände verziert: Mit Davidsternen, mit aufgemalten Kerzen, in Ermangelung echter Kerzen, und mit Bibelsprüchen. Auf einer Wand steht, natürlich auf Hebrä-
isch, ein denkwürdiger Satz: »Wir haben Deinen Namen nie vergessen, Herr, vergiss auch Du uns jetzt nicht!«
Dies heute, rund sechzig Jahre nach dem Holocaust, auf der Wand einer geheimen Synagoge im KZ Theresienstadt zu lesen ist erschüĴ ernd. Zugleich ist es aber auch ein weiteres Zeugnis dieser gleichberechtigten Wechselbeziehung zwischen GoĴ und dem jüdischen Volk, die ohne Vergleich in der Religionsgeschichte ist.
Wie aber können Juden nach dem Holocaust noch an GoĴ
glauben? Ich will dieses höchst diffi
zile Terrain hier nicht be-
treten. Wichtige jüdische Denker zerbrechen sich den Kopf über dieses theologische Problem, die Frage, wo GoĴ in Auschwitz war. Was ich in unserem Zusammenhang hier erzählen will, ist die Haltung so mancher Juden, die nach dem Krieg ihren Glauben zwar verloren haben, aber dennoch eisern an den Geboten GoĴ es festhielten. Sie wurden gefragt, wieso sie das tun. Und sie antworteten mit einem merkwürdigen Para-dox: »Um Ihn herauszufordern. Um Ihm zu zeigen, dass wir unseren Teil des Bundes auch jetzt noch halten,
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