Was ist koscher - Jüdischer Glaube
es sie überhaupt noch gibt, entschieden die Rabbinen, auf die Einfärbung einer Franse zu verzichten.
Kippa und BarĴ racht
Das wohl bekannteste »Kennzeichen« eines männlichen Juden ist die KopĠ edeckung, die Kippa. Es ist wichtig, darauf hinzuweisen, dass die Juden, oder besser: die Hebräer aus 151
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der Thora noch keine solche KopĠ edeckung trugen. Diese Tradition entwickelte sich erst sehr viel später. Sinn dieser KopĠ edeckung ist die Ehrfurcht, das Bewusstsein, dass es etwas »über« einem Menschen gibt, etwas Höheres.
Das Christentum hat dieses Bild der Ehrfurcht umgekehrt: Man nimmt in einer Kirche oder vor einer wichtigen Persönlichkeit den Hut als Zeichen der Ehrerbietung ab. Allerdings möchte ich hier nur kurz daran erinnern, dass der Papst und andere kirchliche Würdenträger auch ständig eine Kippa oder eine andere KopĠ edeckung tragen, jedoch aus völlig anderem Grund!
Die jüdische KopĠ edeckung hat sich bis heute in verschiedenen Varianten ausgeprägt. Da sind zunächst einmal die oĞ merkwürdig ausschauenden Hüte, die die chassidischen Juden aus Osteuropa tragen. Die Form dieser Hüte hat oĞ
etwas mit der jeweiligen Mode der Zeit und der Gegend zu tun, in der sich der Chassidismus entwickelte: Das waren vor allem die Länder Russland, Galizien und die Ukraine im 18.
Jahrhundert. Ein Spojdik, ein turmartiger Pelzhut, den einige chassidische Gruppen bis heute tragen, war eine Hutform, die damals auch viele Nichtjuden getragen haben. Ein Streimel, ein tellerförmiger breiter Hut mit einem schmalen Pelzrand, hat eher etwas mit den KleidervorschriĞ en zu tun, die die nichtjüdische Umwelt Juden immer wieder aufzwang, um sie als solche kenntlich zu machen, um sie zu demütigen oder der Lächerlichkeit preiszugeben. Während Nichtjuden im Winter ihre dicken Fellmützen über die Ohren zogen, um sich vor der Kälte zu schützen, war der Streimel nutzlos – zwar mit Pelz, aber er ließ sich nicht über die Ohren ziehen. Die Tellerform machte diese KopĠ edeckung obendrein abstrus, so dass sein Träger auf den Straßen seines Stetls rasch zur SpoĴ fi gur wurde. Typisch für die jüdische Geisteshaltung ist 152
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jedoch, dass solch ein Kleidungsstück, das zur Erniedrigung des Juden erfunden wurde, schließlich mit Stolz getragen und im Laufe der Zeit als eigene Tracht angenommen wurde. Das gilt für viele antij üdische KleidervorschriĞ en.
Die unterschiedlichen Hutformen der chassidischen Juden dienen heute ihrer Unterscheidung. Der Chassidismus entwickelte sich parallel, wie schon erwähnt, in mehreren Ländern.
Die wichtigsten Gruppen werden nach Städten benannt, in denen der Wohnsitz des Rebben war. Dort hielt er Hof und ließ sich von seinen Anhängern verehren. Seine Auslegung der Thora war für die Anhänger bindend. So gibt es Munkat-scher Chassidim (aus der ehemals slowakisch-ungarischen Stadt Munkács, heute das ukrainische Mukatschew) oder Sa-thmarer Chassidim (aus dem ungarischen Szatmár, heute in Rumänien: Satu Mare), Lubawitscher Chassidim aus der russischen Stadt Lubawitsch und so fort. Wer sich also mit den Hutformen auskennt, wird diese Gruppen, die grundsätzlich schwarz gekleidet sind, in Jerusalem oder New York ohne Probleme auseinander halten können.
Bei den runden kleinen Kippot oder Yarmulkes, wie sie auch genannt werden, kann man aus ihrer Farbe, ihrem Material und ihrer Größe einiges über die Frömmigkeit des Trägers erfahren. Eine schwarze Kippa aus Samt oder Seide kennzeichnet einen Juden als Orthodoxen, der jedoch nicht unbedingt ein Chassid sein muss, sondern einer anderen frommen Richtung angehören kann. Eine »Kippa sruga«, ein kleines, aus Wolle oder Baumwolle gestricktes oder gehäkeltes Käppchen in unterschiedlichen Farben mit Mustern zumeist am Rand, kennzeichnet in Israel überwiegend national-religiöse Juden, von denen viele als Siedler in den besetzten Gebieten leben.
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In den USA steht die kippa sruga für die »modern-orthodox movement«, eine neo-religiöse Bewegung, die an die Tradition der Neo-Orthodoxie des berühmten Frankfurter Rabbiners Samson Raphael Hirsch aus dem 19. Jahrhundert an-knüpĞ . Jener Rabbi Hirsch versuchte, das moderne und das gesetzestreue jüdische Leben nach der Thora in Einklang zu bringen. Sein MoĴ o lautete: »Thora im Derech Eretz«,
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