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Was ist koscher - Jüdischer Glaube

Was ist koscher - Jüdischer Glaube

Titel: Was ist koscher - Jüdischer Glaube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Spiegel
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während er uns im Stich gelassen hat!«
    Ich möchte das nicht bewerten, aber ich kann es verstehen.
    Diese Haltung, die viele Holocaust-Überlebende an den Tag legen, ist aber ein Beispiel für die ungeheuerliche KraĞ , die der Bund in der jüdischen Geschichte spielt. Er ist ein Vertrag auf Ewigkeit.
    Er ist allerdings auch ein Vertrag, dem jedermann beitreten kann. Er ist exklusiv, aber er schließt niemanden aus. Jeder kann in das Judentum eintreten, wie ich im ersten Kapitel er-169
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    klärt habe. Oder noch exakter formuliert: Man triĴ nicht in das Judentum ein, sondern man triĴ dem jüdischen Volk bei, indem man den Bund mit GoĴ für sich akzeptiert und die Lebensführung der Halacha annimmt. Man darf ja nicht vergessen, der erste Proselyt der jüdischen Geschichte war kein geringerer als Abraham selbst!
    Womit wir bei einer weiteren Eigenart des Judentums sind.
    Es ist ungeheuer schwer, zu defi nieren, was denn ein »Jude«
    eigentlich ist. Nach dem Ausschlussverfahren ist es erst einmal leichter zu sagen, was Juden nicht sind: eine Rasse! Auch wenn Antisemiten das immer wieder behaupten, es stimmt nicht. Juden sind keine genetische Einheit. Sie sind schwarz und weiß, sie haben braune und blaue Augen, blonde und rote, glaĴ e und lockige Haare. Nein, eine Rasse sind Juden nicht. Sie sind aber auch nicht »nur« ein Glaube. Denn es gibt Juden, die mit dem Glauben gar nichts zu tun haben, sogar agnostisch oder gar atheistisch sind, sich aber dennoch als Juden defi nieren. Sie sind aber auch keine »Nation« im Sinne des europäischen Nationenbegriff s des 19. Jahrhunderts.
    Sie sind, wenn man es denn irgendwie begriffl ich festhalten
    will, am ehesten als »Volk« zu bezeichnen. Eine Gruppe, die sich durch gemeinsamen Glauben, eine gemeinsame Sprache (zumindest die des Gebets), eine gemeinsame Geschichte defi niert. Und es ist wichtig, an dieser Stelle genau zu sein: Alle Juden gehören zum jüdischen Volk, aber nicht alle Juden gehören zur israelischen Nation! Die Juden Israels mit israelischem Pass sind eine Nation, zu der ich, als deutscher Jude mit deutschem Pass, nicht gehöre. Aber ein jüdischer Israeli und ich sind beide Teil des jüdischen Volkes. Klingt schwierig, ist es aber in unseren Zeiten der großen Migrationswellen nicht mehr. Denn ein Deutscher, dessen Eltern aus der Türkei 170
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    stammen, ist im Sinne der Nation (und des Passes, wenn er ihn denn hat) ein Deutscher, im Sinne des Volkes und eines Teils seiner Kultur ein muslimischer Türke oder türkischer Muslim.
    Die Schwierigkeit, das jüdische Volk nach herkömmlichen Kategorien zu defi nieren, ist vielleicht Teil seiner Einzigartigkeit. Diese Einzigartigkeit ist, wie ich schon vorher zitiert habe, durch einen göĴ lichen AuĞ rag genau beschrieben:
    »Und ihr sollt mir sein ein Reich von Priestern und ein heilig Volk.« (Ex. 19,6)
    Diese Einzigartigkeit bedeutet aber nicht, das sei noch einmal wiederholt, dass der Eine und Einzige GoĴ den Juden exklusiv und ganz allein »gehört«. Nein, jeder kann GoĴ erkennen.
    In der Thora gibt es ja bereits vor Abraham Menschen, die GoĴ erkennen und in seinem Sinne leben und wandeln: Noah sei hier als bekanntestes Beispiel genannt.
    Wer aber ist dieser GoĴ ? Er ist der Eine und Einzige, der unsichtbar ist, der nicht benannt werden kann, der keinerlei menschliche Züge trägt, der unfassbar, unbeschreibbar ist. Alle Versuche, GoĴ in irgendeiner Weise zu beschreiben, müssen scheitern. Und die Merkmale, die er in der Erzählung der Thora hat, sind nur HilfsmiĴ el für den einfachen Menschen, um Ihn irgendwie zu begreifen (was im Grunde bereits ein Widerspruch ist, da genau das nicht möglich ist). Maimonides, der größte jüdische Denker des MiĴ elalters, hat denn auch einen ganz interessanten Weg gewählt: Er beschreibt GoĴ , in dem er aufzählt, was GoĴ alles nicht ist. Nur in der Negation kann sich der Mensch Seinem »Wesen« nähern.
    Im Judentum darf man den Namen GoĴ es nicht ausspre-171
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    chen. Was aber ist der Name GoĴ es? Wir lesen in vielen Artikeln über das Judentum, sein Name sei »Jehova« oder
    »Jahwe«. Beides ist falsch. Der Name GoĴ es wird in der Thora als AĴ ribut aus vier Buchstaben geschrieben, den hebräischen Buchstaben »Jod«, »Hei«, »Waw«, »Hei«, in der lateinischen SchriĞ etwa so

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