Was ist koscher - Jüdischer Glaube
wissen Nichtjuden, dass Juden kein Schweinefl eisch essen dürfen oder keine Schalentiere, dass sie Milch-und Fleischprodukte strikt trennen. Und sie glauben, dass 182
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die Begründung dafür auf medizinischen Vorbehalten be-ruht. Man weiß ja, dass sich ein Schwein gern im Dreck suhlt, dass es, vor allem in heißen Ländern, oĞ mals mit Trichinen verseucht ist. Man weiß, dass Schalentiere die »Staubsauger«
des Meeres sind und allen Dreck in sich aufnehmen. Und inzwischen weiß man sogar, nach neuesten biochemischen Erkenntnissen, dass die Verdauung tatsächlich arg belastet wird, wenn man etwa ein Rahmgeschnetzeltes isst. Doch die Vorteile der koscheren Küche aus medizinischer Sicht sind nicht die Gründe für das Kaschrut, für das koschere Regelwerk. Denn es gibt zahlreiche Regelungen, die gar keinen er-kennbaren »Sinn« machen, außer, dass sie von GoĴ gegeben sind und deshalb garantieren, dass der Mensch sich rituell nicht verunreinigt.
Natürlich gibt es beim Kaschrut auch hygienische VorschriĞ en, die ich später noch erwähnen werde, doch sie sind ein »Nebenprodukt«.
Die Regeln des Kaschrut können nicht losgelöst von allen anderen Gesetzen im Judentum gesehen werden. Sie verfolgen alle dasselbe Ziel: Die Unterscheidung zwischen Rein und Unrein, die Unterscheidung zwischen Richtig und Falsch, zwischen Profan und Heilig, um so das Leben auf eine höhere, transzendente Stufe zu heben.
»Man ist, was man isst« – dieser Spruch der »Biofood«-An-hänger entspricht durchaus jüdischem Denken. Die Auff orderung, das eigene Leben und das der anderen zu heiligen, geht in der Thora fast immer jenen Stellen voraus, in denen die koscheren Speisegesetze dargelegt werden. So heißt es etwa:
»Denn ich bin der Ewige, euer GoĴ . So heiligt euch, damit ihr heilig werdet, denn heilig bin ich; und ihr sollt euch 183
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selbst nicht verunreinigen durch alles Gewimmel, das sich auf der Erde regt. Denn ich bin der Ewige, der euch aus dem Land Mizraim [Ägypten] heraufgeführt hat, um euch GoĴ zu sein; so werdet denn heilig, denn heilig bin ich.
Dies ist die Weisung vom Vieh und von den Vögeln und von allem lebenden Wesen, das im Wasser sich regt, sowie von jedem Wesen, das auf dem Land wimmelt, zu unterscheiden zwischen dem Unreinen und dem Reinen, und zwischen dem Getier, das gegessen werden darf, und dem Getier, das nicht gegessen werden darf.« (Lev. 11,44-47) An einer anderen Stelle wird ebenfalls das Prinzip der Heiligung einer SpeisevorschriĞ vorangestellt:
»Und heilige Männer sollt ihr mir sein; und Fleisch auf dem Feld, Zerrissenes, sollt ihr nicht essen; dem Hund sollt ihr es vorwerfen.« (Ex. 22, 30)
Was beinhalten aber nun die koscheren Grundregeln? Um den unwissenden Leser nicht kompleĴ zu verwirren, möchte ich hier nur die wichtigsten vorstellen. Die sind schon kompliziert genug (Wenn man alle Details des Kaschrut nieder-schreiben wollte, entstünde ein eigenständiges Buch): l. Man darf nur Fleisch von Tieren essen, die sowohl Paarhu-fer als auch Wiederkäuer sind. Dazu zählen: Schaf, Rind, Ziege und Hirsch.
2. Man darf nur Fische essen, die sowohl Schuppen als auch Flossen haben. Das heißt, dass alle Krusten- und Schalentiere wie Austern oder Langusten verboten sind, dass man aber auch keinen Aal oder Rochen essen darf. Es gibt auch Fische, die zwar Schuppen haben, aber keine Flossen, wie 184
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etwa Seeteufel oder Raubfi sche. Auch die dürfen nicht gegessen werden.
3. Gefl ügel ist erlaubt. Die Thora macht aber keine spezifi -
schen Angaben zwischen reinen und unreinen Vögeln, sondern spezifi ziert 24 Arten, die erlaubt sind. Die Gelehrten haben daraus abgeleitet, welche Vögel off ensichtlich verboten sind: Raubvögel oder Vögel, die ihre Beute wie Raubvögel behandeln, etwa Raben, Eulen, Pelikane, Störche und andere. Erlaubt sind: Huhn, Truthahn, Gans, Ente und Taube, allesamt domestizierte Vögel.
4. Jegliche Amphibien oder Insekten sind verboten, ebenso alle Tiere, die »auf ihrem Bauch« kriechen, wie etwa die Schlange (kleine Erinnerung an den »Unfall« im Paradies!).
Ebenso sind alle Produkte, die von nicht-koscheren Tieren stammen, verboten: Kaviar stammt vom Stör, der verboten ist, also darf man auch seine Eier nicht essen. Milch von einem Kamel ist genauso verboten wie dessen Fleisch.
Öl von einem
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