Was ist koscher - Jüdischer Glaube
Denn das Schlachten eines Tieres wird als eine heilige Angelegenheit mit einer besonderen Verantwortung verstanden. Es ist keine Kleinigkeit, ein Geschöpf GoĴ es einfach zu töten!
Das Schächten erfolgt mit einem speziell dafür vorgese-henen Messer mit einer hyperscharfen Klinge, die vor jedem Schächtvorgang überprüĞ werden muss. Ist sie stumpf oder hat sie an irgendeiner Stelle eine Unebenheit, darf sie nicht benutzt werden, das würde Tierquälerei bedeuten.
Das rituelle Schlachten erfolgt, nachdem der Schächter, der Schochet, einen Segen über die Schächtung gesprochen hat. Er muss dann die Kehle des Tieres in einem Zug durch-schneiden. Das dauert eine knappe Sekunde, und damit sind die LuĞ - und die Speiseröhre sofort durchtrennt, ebenso wichtige Nervenstränge, die Halsschlagadern und die Dros-seladern. Diese Durchtrennung führt dazu, dass das Tier nur knapp zwei Sekunden nach dem KehlschniĴ bewusstlos ist.
Selbst der SchniĴ tut dem Tier nicht weh, er geht so schnell, dass der Schmerz gar nicht richtig einsetzen kann. Wir Männer kennen das, wenn wir uns beim Rasieren schneiden. Es dauert eine Weile, bis wir überhaupt merken, dass wir uns geschniĴ en haben!
Diese für manchen Leser vielleicht zu präzise Beschreibung des Tötungsvorgangs ist deswegen wichtig, weil, wie schon oben angedeutet, gerade das Schächten von Antisemiten gerne als ein Vorgang dargestellt wird, der beweist, wie
»grausam« Juden sind. Das Schächten und die Forderung des 188
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Shylock in Shakespeares »Kaufmann von Venedig«, ein Pfund Fleisch aus dem Leib seines Schuldners herausschneiden zu wollen, um sich an ihm für dessen permanente Demütigun-gen zu rächen, wird da gerne in einem Topf geworfen.
»Der Jud‘ saugt uns aus« – ein beliebter Spruch, den die Nazis gerne verwendeten. Der Jude als Vampir, als Blutsau-ger! Nicht zu vergessen das miĴ elalterliche Gerücht, Juden würden zum Backen ihrer Mazza das Blut eines Christenkindes benötigen. Diese Verleumdungen zeigen lediglich, wie wenig die Antisemiten die jüdischen Gesetze kennen. Blut ist tabu! Und eben darum muss geschächtet werden, denn das ist die einzige Tötungsart, bei der das Blut sofort vollständig ausrinnt und nicht in das Fleisch eindringt. Und, Physiologen und Veterinärärzte bestätigen es: Das Schächten ist vielleicht die humanste Methode der Tierschlachtung.
Wenn ich daran denke, auf welche Weise Tiere in der nichtjüdischen Welt getötet werden, dann weiß ich nicht, was brutaler ist. Sie werden herumgehetzt, bis sie, das Fleisch durch ihre Panik bereits voller Stresshormone, einen Bolzenschuss abbekommen, und dann irgendwie abgeschlachtet. Es ist nicht Sache der Juden, diese Form der Tierschlachtung zu kritisieren. Umgekehrt gilt jedoch dasselbe! Jeder Schochet steht unter Aufsicht des Rabbinats und muss dort regelmäßig seine Messer zur Prüfung vorlegen.
So, das Tier ist nun tot, auf rituelle Weise geschlachtet. Ist das Fleisch jetzt endlich koscher? Nein, immer noch nicht. Denn nun müssen der Schochet und ein unabhängiger Prüfer das Tier erst einmal untersuchen und überprüfen, ob es in irgendeiner Weise krank oder verletzt ist. Ob die Innereien, entsprechend den Angaben des Kaschrut, in tadellosem Zustand sind oder nicht. Entdeckt der Schochet irgendeinen Mangel, 189
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eine Krankheit, eine Beschädigung, dann darf das Tier nicht gegessen werden. Ist alles in Ordnung, dann geht‘s weiter.
Das Tier darf nun zerlegt werden. Aber nicht alle Fleischteile oder Innereien dürfen gegessen werden, auch da gibt es genaue Auswahlkriterien. Wenn die erlaubten Fleischteile endlich geteilt sind, dann beginnt der Vorgang der vollständigen »Ausblutung«. Der größte Teil des Blutes ist ja unmiĴ elbar bei der Schächtung schon ausgefl ossen. Damit im Fleisch gar nichts, nicht einmal ein Tropfen Blut, übrig bleibt, muss es gewaschen und mit Salz eingerieben werden. Das zieht die letzten Reste Blut aus dem reinen Muskelfl eisch heraus.
Dann – endlich – darf es gekocht, gebraten, gebacken werden.
Dann, endlich, darf ein hungriger Jude zugreifen!
Diese Prozedur gilt natürlich auch für Gefl ügel, interes-santerweise aber nicht für Fisch. Ein AbschniĴ aus der Thora ist der Grund dafür:
»Da sprach Mosche: ›SechshunderĴ ausend marschfähige Männer zählt das Volk, in dessen MiĴ e ich mich befi nde, und du sagst:
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