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Was ist koscher - Jüdischer Glaube

Was ist koscher - Jüdischer Glaube

Titel: Was ist koscher - Jüdischer Glaube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Spiegel
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›Fleisch will ich ihnen geben, dass sie einen vollen Monat zu essen haben.‹ Sollten Schafe und Rinder für sie geschlachtet werden, wird es für sie reichen? Oder sollten alle Fische des Meeres für sie herangeschağ
    werden,
    wird es für sie reichen?‹« (Num. 11, 21-23, Hervorhebun-gen durch den Autor)
    Die Unterscheidung – Fleisch wird geschlachtet, Fisch herangeschağ
    – interpretierten die Rabbinen so, dass das Schächt-gebot für Fische nicht gilt.
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    Die Geschirre
    Übrigens, auch die beiden Geschirre müssen »getojwelt«
    oder »gekaschert« werden. Es reicht also nicht, sie im Laden zu kaufen, einmal zu waschen, und schon kann man sie verwenden. Neues Geschirr muss in die Mikwe, in das rituelle Tauchbad gebracht werden, wo man es »tojwelt«. Es wird dort untergetaucht und somit rituell rein gemacht. Und wenn das Geschirr einmal aus Versehen mit nichtkoscheren NahrungsmiĴ eln in Berührung gekommen ist, dann muss man es
    »kaschern«, das ist eine rituelle Reinigungsprozedur, die aus einem Geschirr, das tameh ist, wieder ein koscheres Geschirr macht.
    So weit also die koscheren Gesetze in einigermaßen gerağ
    er
    Form. Das alles scheint sehr kompliziert, doch für den Gläubigen ist das wirklich reine Routine.
    Viele Nichtjuden fi nden Kaschrut allein deshalb schon schrecklich, weil so viele wunderbare Speisen verboten sind.
    Das Judentum sieht das anders. Es geht nicht um das Verbot, es geht nicht um die Abstinenz oder Askese, es wird durchaus zugegeben, dass man Gelüste hat auf Kaviar oder Schrimps, auf ein Cordon Bleu oder einen Schinken-Käse-Toast. Doch man hat sich, freien Willens, dagegen entschieden. Man beherrscht seine Triebe und wird nicht von ihnen beherrscht.
    Das ist sozusagen der »pädagogische« Teil des Kaschrut, der sich auf alle Gebiete menschlich-körperlicher Bedürfnisse übertragen soll.
    Natürlich machen sich Juden gerne selbst über die Sehnsucht nach nichtkoscheren Speisen lustig, etwa mit einem Witz, in dem ein Rabbiner eine nichtkoschere Metzgerei betriĴ . Er deutet auf die Vitrine und sagt: »Geben Sie mir doch 191
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    biĴ e vier Scheiben von diesem Fisch.« »Das ist Schinken«, antwortet der verdutzte Verkäufer. Darauf der Rabbiner: »Ich habe Sie nicht nach den Namen des Fisches gefragt!«
    Wie aber halten es Juden nun tatsächlich mit ihren Speisegesetzen? Halten sie sich daran?
    Die Frommen auf alle Fälle. Sie sind ganz strikt und be-mühen sich, alles hundertprozentig zu machen. Dann aber beginnen bereits die »Abstufungen«, das heißt, jeder macht es sich so bequem oder so schwer, wie er will. Das entspricht zwar nicht dem Wort GoĴ es, doch die Realität sieht, wie schon oĞ erwähnt, auch im Judentum häufi g anders aus als die Theorie.
    Manche entscheiden sich, zu Hause einen koscheren Haushalt zu führen, und essen draußen kein Fleisch, sondern lediglich Fisch – allerdings von nichtkoscheren Tellern. Das ist bereits ein Kompromiss. Und dann fi ndet man alle möglichen Varianten bis hin zu den säkularen Juden, denen die Speisegesetze schlicht egal sind.
    Für die frommen Juden aber ist der koschere Haushalt eine Selbstverständlichkeit. In diesem Zusammenhang spielt auch der familiäre Tisch eine besondere Rolle. Nicht nur, dass alle großen Feiertage mit rituellen Speisen daheim gefeiert werden, der Esstisch ist ja im Laufe der Jahrhunderte zum Substitut für den Altar des Tempels geworden. Der Talmud spricht dies deutlich aus. Er erklärt, dass früher die Sühneopfer im Tempel das Individuum erlöst häĴ en, jetzt – also seit der Zerstörung des Tempels – würde dies sein Esstisch tun.
    In diesem Zusammenhang gibt es gewisse Rituale, die bei jedem Essen daheim eingehalten werden. Außer der schon erwähnten Tatsache, dass ein frommer Jude niemals auf einem Tisch sitzen wird, schon gar nicht auf dem eigenen Ess-192
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    tisch, weil seine metaphorische Bedeutung das nicht erlaubt, werden auch, bevor man nach dem Essen das Dankesgebet spricht, die Messer entfernt, denn es war verboten, auf dem Tempelaltar Messer oder Schwerter abzulegen, da der Altar ein Symbol des Friedens war. Vor jedem Mahl wird ein Stück Brot gegessen, auf das man ein wenig Salz streut. Das Salz-streuen war auch beim Opferritual üblich. Auch die rituelle Handwaschung vor dem Essen soll an die rituelle Reinigung

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