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Was ist koscher - Jüdischer Glaube

Was ist koscher - Jüdischer Glaube

Titel: Was ist koscher - Jüdischer Glaube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Spiegel
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sind oder einem Glauben angehören, der nicht auf den Stammvater Abraham zurückgeht. Wir alle leben heute im Jahre 2003 der christlichen Zeitrechnung, und die ganze Welt lebt im Umgang miteinander entsprechend diesem Kalender.
    Insofern ist der 1. Januar international der erste Tag des neuen Jahres.
    Ob man allerdings im religiösen Sinne nach diesem Kalender lebt, ob der 1. Januar tatsächlich Neujahr ist – das ist eine andere Frage, die natürlich nicht nur für Juden, sondern auch für Muslime, Hindus, Buddhisten oder Shintoisten gilt.
    Orthodoxe Juden beachten insofern Sylvester überhaupt nicht. Für sie ist der 1. Januar ein Tag wie jeder andere. Und selbst wenn sie vielleicht in berufl ichen Dingen nach dem gregorianischen Kalender leben (müssen), so wird ihr gläubiges Leben dadurch überhaupt nicht bestimmt. In Israel merkt man das ganz deutlich. Der Staat lebt in seinen internationa-222
    PюѢљ Sѝіђєђљ
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    len Beziehungen »christlich«, doch die Einteilung der Woche, die offi
    ziellen Feiertage sind natürlich jüdisch. Der Schabbat ist der offi
    zielle Ruhetag, am Sonntag wird dagegen ganz
    normal gearbeitet. Die jüdischen Feiertage sind Tage, an denen das öff entliche Leben ruht, an Weihnachten oder Ostern, an Pfi ngsten oder eben am 1. Januar ist »business as usual«
    angesagt. Was aber säkulare Israelis in Tel Aviv nicht daran hindert, am 31. Dezember auf eine Party zu gehen und vielleicht sogar am Strand ein paar Böller krachen zu lassen. Und selbstverständlich werden in den Kirchen Jerusalems oder Nazareths um MiĴ ernacht die Glocken geläutet, Christen be-suchen die Messe, um ihr neues Jahr religiös zu feiern – ganz so, wie wir Juden unser neues Jahr in der Diaspora feiern: in den Synagogen, unabhängig vom Leben draußen.
    Rosch haSchana
    Unser Neujahrsfest heißt Rosch haSchana, »Haupt des Jahres«. Es beginnt am 1. des Monats Tischri, und das ist nach christlicher Zeitrechnung irgendwann im September oder Anfang Oktober. Doch, um die Dinge etwas zu komplizieren
    – im Judentum gibt es eigentlich vier verschiedene »Neujahrstage«! In der Mischnah, einem Teil des Talmuds, wird zwar der 1. Tischri als »Rosch haSchana« bezeichnet, doch sie spricht auch von drei weiteren Neujahrstagen, und – um jetzt endgültig Verwirrung zu schaff en – Rosch haSchana ist eigentlich nicht der erste Feiertag des Jahres, sondern Pessach, und Tischri ist nicht der erste Monat des Jahres, sondern der siebte!
    Wie biĴ e? Wie ist das denn möglich? Nun, machen wir uns daran, dieses chaotische Knäuel zu entwirren. (Siehe dazu auch das Kapitel: »Warum fi ndet Neujahr im Herbst staĴ ?«) 223
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    »Und der Ewige redete zu Mosche und sprach: ›Rede zu den Kindern Jisrael und sprich: Im siebenten Monat, am Ersten des Monats, soll euch eine Ruhefeier sein, Mahnung des Posaunenschalls, heilige Berufung. Keinerlei Dienstar-beit dürĞ ihr verrichten, und ein Feueropfer sollt ihr dem Ewigen darbringen.‹« (Lev. 23, 23-25)
    Es fällt auf, dass in dieser Passage die Thora nicht von einem Neujahrsfest spricht, der Name Rosch haSchana kommt gar nicht vor. Ich will jetzt nicht zu weit in die Religionsgeschichte einsteigen, will nur kurz darauf hinweisen, dass diese »Ruhefeier«, von der GoĴ spricht, erst im Laufe der Jahrhunderte zum jüdischen Neujahrsfest wurde, zu Rosch haSchana. Wie gesagt, in der Mischnah, einem Text, der sehr viel später entstand als die Thora, ist zum ersten Mal der Begriff Rosch haSchana erwähnt. Am 1. Tischri ist nach Ansicht der Rabbinen die Welt erschaff en worden. Und da wir unseren Kalender nach dieser Zeit, nach diesem Tag ausrichten, ist die Ruhefeier am 1. Tischri zum Neujahrsfest geworden (das zwei Tage dauert!). Doch das erste Fest des Jahres ist, entsprechend der biblischen Geschichte, Pessach, das Fest, das den Auszug aus Ägypten feiert. Hier beginnt die Geschichte des jüdischen Volkes als Nation, also das Jahr der jüdischen Nation, darum wird Pessach als erstes Fest des Jahres bezeichnet, darum ist der Monat, in dem Pessach gefeiert wird, der erste Monat des Jahres der Nation, wenn man so will.
    Was aber ist mit den anderen drei Neujahrstagen, die neben Rosch haSchana in der Mischnah erwähnt werden? Da ist der 1. Nissan, der als der Neujahrstag der Könige bezeichnet wird. Nach diesem Tag zählten die Könige Israels die Jahre ihrer RegentschaĞ . Ganz egal, wann sie den Thron

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