Was ist koscher - Jüdischer Glaube
ErnsthaĞ igkeit des Tages.
GoĴ sitzt über jeden Menschen an diesem Tag zu Gericht und spricht sein Urteil: Leben oder Tod. Weiß ist natürlich auch im Judentum die Farbe der Reinheit und Unschuld. Der weiße Synagogenschmuck, die weiße Kleidung stehen symbolisch für das Bemühen, die Seele zu reinigen.
Der wichtigste Augenblick im Gebetsablauf von Rosch haSchana ist das Schofarblasen. Der Schofar ist ein hohles Widderhorn, und wer schon einmal versucht hat, aus solch einem
»Musikinstrument« einen Ton herauszubekommen, weiß, wie schnell man aus der Puste kommt, ohne auch nur einen einzigen Pieps erzeugt zu haben. Man braucht dazu eine ganz schwierige Blas- und Atemtechnik, doch damit nicht genug: Es gibt drei überlieferte Tonfolgen, die der Schofarbläser mehrfach im Laufe der Liturgie ertönen lassen muss.
Wer den »Sound« eines Schofars schon mal gehört hat, weiß, wie intensiv und eindringlich sein Klang ist. Ein »Posaunenschall« ganz besonderer Art. Und kein modernes Blasinstru-ment ist in der Lage, diese besonders intensive Stimmung des 227
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Schofars wiederzugeben. Wozu aber bläst man Schofar? Die Überlieferung gibt mehrere Gründe an. In der Thora erschallt der Schofar in drei besonders wichtigen Momenten der jü-
dischen Geschichte: Als GoĴ dem Volk Israel am Berg Sinai die Thora gibt, bei der Proklamation GoĴ es als Herrscher der Welt und bei dem Erneuerungsschwur des Volkes Israel, zum GoĴ der Vorväter umzukehren:
»Und jeder, der dem Ewigen, dem GoĴ Jisraels, nicht nach-gehn würde, sollte getötet werden, von Klein bis Groß, von Mann bis Weib. So schworen sie dem Ewigen mit lauter Stimme und GeschmeĴ er, mit Trompeten und Hörnern.«
(Chronik II, 13, 14)
Und schließlich wird der Schofar am Tag der AnkunĞ des Messias ertönen, dann also, wenn der Tag der Erlösung gekommen ist, wenn das Ende der Geschichte naht.
Wir sehen, immer dann, wenn es in der jüdischen Geschichte besonders wichtig wurde, war der Schofar zur Stelle. Und an diese Momente soll er die Gemeinde an Rosch haSchana erinnern: Kehrt um zu den Geboten GoĴ es, die euch am Sinai als ewiges Gesetz gegeben wurden, kehrt um zum einzigen und ewigen Herrscher der Welt!
Es ist so wichtig, den Klang des Schofars an Neujahr zu hö-
ren, dass die Rabbinen verfügten, Schofarbläser sollen Kranke, die nicht in die Synagoge kommen können, daheim oder im Krankenhaus aufsuchen und vor ihnen das Widderhorn blasen. Denn sein Ton sei in der Lage, das Eismeer in der Seele des Menschen zum Schmelzen zu bringen.
Doch der Schofar soll auch GoĴ an seinen Bund mit seinem Volk erinnern, damit er dem Schicksal jedes Einzelnen gnädig 228
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sei, um seiner HerrschaĞ , um seines Glanzes Willen. Auch soll GoĴ durch das Erklingen des Schofars daran erinnert werden, dass sein Volk ihn, trotz aller Sünden, nicht vergessen, ihn nicht ganz aufgegeben hat. Nach volkstümlicher Überlieferung soll auch Satan, der Ankläger der Menschen vor GoĴ , den Schofar hören – und damit gehörig durcheinander gebracht werden. Er soll nämlich glauben, dass der Schofar die AnkunĞ des Messias ankündigt, und das ist der Tag, an dem Satan seine HerrschaĞ sansprüche auf ewig aufgeben muss!
Schließlich und endlich soll das Widderhorn auch an die Verdienste der Stammväter Abraham und Isaak erinnern.
Allein um ihretwillen soll GoĴ deren Nachkommen verscho-nen. In der Geschichte der Opferung Isaaks, die auf Hebräisch richtiger »Akedat Jitzchak«, die »Anbindung Isaaks« genannt wird, opfert Abraham ja schließlich einen in der Nähe be-fi ndlichen Widder! Ohne das Eingreifen GoĴ es häĴ e er aber tatsächlich dessen Befehl gehorcht und ihm durch Opferung seinen Sohn zurückgegeben.
Wir sehen, der Schofar ist mit einer Fülle an Bedeutungen behaĞ et, und es ist kein Wunder, dass häufi g sogar völlig unreligiöse Juden zu jenen Stunden in die Synagoge gehen, an denen Schofar geblasen wird, um wenigstens etwas von der ganz besonderen Stimmung dieses Feiertages mitzubekom-men. Wenn aber einer der Rosch-haSchana-Tage auf einen Schabbat fällt, wird der Schofar nicht geblasen.
Natürlich haben sich auch Bräuche für die Feier daheim ausgeprägt. Die festlichen Mahlzeiten beginnen wie an jedem Feiertag oder an Schabbat mit dem Kiddusch, dem Segen über den Wein, der sich in seinem Text jedoch stets auf den jeweiligen Feiertag bezieht.
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