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Was ist koscher - Jüdischer Glaube

Was ist koscher - Jüdischer Glaube

Titel: Was ist koscher - Jüdischer Glaube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Spiegel
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Anschließend wird das Brot gebrochen, aber an Rosch haSchana nicht mit Salz bestreut, sondern mit Honig bestrichen, ehe es verteilt wird, denn süß 229
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    soll das neue Jahr werden! Und anschließend wird ein Apfel in Scheiben geschniĴ en, ebenfalls in Honig getaucht und verteilt und nach dem Segen über die Baumfrucht gegessen.
    So »rund« wie dieser Apfel möge das neue Jahr werden. Au-
    ßerdem isst man zusätzlich noch eine Baumfrucht, die in der laufenden Saison von den Familienmitgliedern noch nicht gegessen wurde, um somit die Einzigartigkeit von Rosch haSchana zu betonen.
    Allein in diesen drei Riten wird das Besondere des Jahres-anfangs immer wieder betont und damit auch die Bedeutung des Feiertags erkannt. Nicht nur Ostjuden essen anschließend natürlich den traditionellen »Gefi lten Fisch«. An diesem Tag wollen viele ein Kopfstück, damit man sich im Laufe des Jahres »am Kopf« und nicht »am Schwanzende« wieder fi ndet.
    Ich weiß, es ist nicht jedermanns Sache, den Kopf eines Fisches zu essen. Gourmets aber schwärmen von der besonderen Zartheit der Augen und der Kiemen.
    Und noch einen ganz besonders schönen Brauch gibt es am ersten Tag von Rosch haSchana: Das »Taschlich«-Gebet.
    Spät kommt man aus der Synagoge heim. Es ist weit nach MiĴ ag, das MiĴ agessen wurde mit den oben beschriebenen Zeremonien ausführlich zelebriert. Jetzt machen sich die Frömmsten auf, um bei einem lebenden Gewässer (mit Fischen) »Taschlich« (»Werfen«) zu sprechen, ein Gebet, in dem die letzten Sätze des Propheten Micha zitiert werden: Wer ist wie du ein GoĴ
    der Schuld vergibt
    hinwegsieht über Abfall
    dem Rest seines Erbguts?
    Nicht hält er immerfort den Zorn
    Denn Liebe will er
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    Wird unser wieder sich erbarmen
    TriĴ aus unsere Sünde.
    In Meerestiefen schleuderst du
    All ihre Schuld
    Gibst Treue Jaakob
    Und Liebe Abraham
    Wie du es unsern Vätern zugeschworen
    Seit UrzeiĴ agen.
    Danach »leert« man symbolisch seine Taschen aus und wirĞ
    damit seine Sünden ins Wasser, den Fischen zum Fraß. Anschließend begibt man sich zum »Mincha«- und »Maariw«-
    Gebet wieder in die Synagoge. Am SchabbaĴ ag wird auch der »Taschlich« auf den anderen Tag von Rosch haSchana verschoben.
    Besonders für Kinder ist das Taschlich-Gebet sehr schön. Es macht ihnen die ganze Bedeutung des Gerichtstages anschaulich. Viele Rabbinen aber waren nicht wirklich glücklich über diesen Brauch. Sie fanden, dass dieses »Überbordwerfen« der eigenen Sünden denn doch etwas zu simpel sei, dass sich das Volk das Loswerden seiner Schuld vielleicht etwas zu leicht mache.
    Egal, der Brauch hat sich durchgesetzt und wird von frommen Juden eifrig befolgt. In Israel führt das häufi g zu skur-rilen Bildern, die in den internationalen Medien in schöner Regelmäßigkeit gezeigt werden: Da sieht man am Strand von Tel Aviv Fromme im KaĞ an, mit Bart, Hut und Gebetbuch am Meer stehen, während direkt neben ihnen bildhübsche, aber gänzlich unreligiöse Israelinnen in knappen Bikinis ba-den. Aber diese sehr neuzeitliche Art, das jüdische Neujahr 231
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    als schlichten FreizeiĴ ag zu feiern, soll nicht Thema dieses Buches sein.
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    Kann man Juden überhaupt
    vertrauen?
    Was ist ein jüdischer Schwur wert? Nach Ansicht der Antisemiten, aber auch vieler Menschen, die meinen, den jüdischen Glauben gut zu kennen – nichts. Als Beweis zitieren sie das vielleicht berühmteste Gebet der gesamten jüdischen Liturgie, mit dem Jom Kippur, der Versöhnungstag, beginnt: »Kol Nidre« (Alle Gelübde). In diesem Gebet, das dem eigentlichen Abendgebet von Jom Kippur vorangeht, werden alle uneingelösten Versprechen, die man abgegeben hat, für ungültig erklärt.
    Na – da ist doch der Beweis. Ein jüdisches Wort gilt nichts!
    Seit dem MiĴ elalter hält sich dieser »Beweis« hartnäckig, doch niemand scheint sich die Mühe gemacht zu haben, den Inhalt von Kol Nidre genau zu analysieren. Da geht es nämlich ausschließlich um die Gelübde und Versprechen, die man gegenüber GoĴ über sich selbst abgegeben hat, nicht gegenü-
    ber anderen Menschen!
    Das ist ja noch schlimmer, wird gesagt, Juden betrügen sogar ihren eigenen GoĴ ! Nun, auch diese Unterstellung stimmt nicht. Es geht vielmehr darum, die uneingelösten, nicht

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