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Was ist koscher - Jüdischer Glaube

Was ist koscher - Jüdischer Glaube

Titel: Was ist koscher - Jüdischer Glaube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Spiegel
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Krieges sehr viele Soldaten, die arabischen Truppen konnten schnell vorwärts kommen, ehe die israelische Armee zur Gegenoff ensive übergehen konnte.
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    Im Zentrum der Jom-Kippur-Liturgie steht vor allem das
    »Viddui«-Gebet, das Sündenbekenntnis. Es wird zehnmal gesprochen und enthält mindestens 44 Sündenbekenntnis-se. Viele dieser Sünden, die aufgezählt werden, hat natürlich nicht jeder begangen. Dennoch muss man sie sprechen. Dahinter steckt der Gedanke, dass jeder Einzelne die Verantwortung für das ganze Volk mit übernehmen soll. Klal Jisrael, das gesamte jüdische Volk, steht füreinander gerade und muss sich individuell und kollektiv schuldig bekennen vor GoĴ , denn die Taten des einen Juden haben Folgen für das Leben der anderen Juden. Während man das Sündenbekenntnis spricht, schlägt man sich symbolisch bei jeder Sündennen-nung mit der Faust auf die Brust. Dies sind Momente großer Stille in der Synagoge. Jeder spricht das Viddui für sich, in sich hinein.
    Ein zweites, sehr wichtiges Thema ist die so genannte Avoda, der TempelgoĴ esdienst mit dem Entsühnungszeremoniell, das im Tempel von Jerusalem durchgeführt wurde. Das Judentum, so wie es sich heute darstellt, existiert ja erst seit der Zeit nach der Zerstörung des zweiten Tempels im Jahre 70 d.
    Z. durch die Römer. Viele jüdische Weise, allen voran Jochanan ben Sakkai, haĴ en sich in Javneh versammelt und dort versucht, das Judentum zu reĴ en. Zwei Umstände machten dies nötig: der Verlust der Eigenstaatlichkeit mit der dadurch entstandenen Diaspora und die Zerstörung des Heiligtums, das dem Priester- und Opferdienst ein für alle Mal ein Ende bereitete.
    Wie aber sollte, konnte unter den neuen Voraussetzungen der jüdische Glaube, konnten die Rituale weiter erhalten werden? Im Grunde, um es hier nur kurz anzudeuten, war die Arbeit der Weisen von Javneh darauf fokussiert, das Ju-239
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    dentum quasi zu abstrahieren. Man versuchte, konkrete Vorgänge im Tempel durch symbolische, spirituelle in den Synagogen zu ersetzen. Das konnten Gebete sein oder aber auch rituelle Handlungen, die an den Tempeldienst erinnerten. Bei jeder heiligen Handlung, die man aus der Tempelzeit kannte, fragten sich die Gelehrten: Wie ersetzen wir sie, und zwar so, dass man sich auch noch in Tausenden von Jahren an die ursprünglichen Rituale erinnert?
    Im Falle von Jom Kippur war dies besonders entscheidend, denn am Versöhnungstag waren einmalige Dinge im Tempel geschehen:
    »Und der Ewige redete zu Mosche und sprach: ›Jedoch am Zehnten dieses siebenten Monats ist der Sühnungstag, heilige Berufung soll euch sein, und ihr sollt euch kasteien und ein Feueropfer darbringen dem Ewigen. Und keinerlei Arbeit dürĞ ihr verrichten an eben diesem Tag; denn ein Tag der Sühnung ist er, um für euch Sühne zu erwirken vor dem Ewigen, eurem GoĴ .‹« (Lev. 23, 26-28)
    Tieropfer gab es im Tempel regelmäßig, doch an Jom Kippur wurden zusätzliche Opfer mit einem ganz besonderen Ritus dargebracht. Und: Nur an Jom Kippur betrat der Hohepriester das Allerheiligste, einen ganz besonderen Raum im Tempel, den im ganzen restlichen Jahr nicht einmal er betreten durĞ e. Dort, in diesem allerheiligsten Raum, befand sich sozusagen die göĴ liche Emanation, die göĴ liche Ausstrahlung auf Erden. An Jom Kippur durĞ e der Hohepriester an diesem heiligen Ort den Namen des Einen und Einzigen aussprechen
    – was normalerweise, auch heute, kein Jude jemals tun darf.
    Nur an Jom Kippur, und nur der Hohepriester. Mit dieser Aktion versuchte der Hohepriester GoĴ so nah wie nur möglich 240
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    zu kommen, um das gesamte Volk entsühnen zu können. Der Name GoĴ es ist mit dem letzten Hohepriester untergegangen.
    Im Mussafgebet, das dem Morgengebet folgt, wird der Opferdienst im Tempel, genauer: der Ritus, der zu vollziehen war, rezitiert. Diese Rezitation symbolisiert den Vorgang, ja, es ist, als ob das Vorlesen, die Erinnerung an den eigentlichen Akt, den Akt in seiner heiligen Bedeutung ganz ersetzt.
    Das ist eine Eigenart des Judentums, die im Laufe seiner Geschichte immer wieder zu fi nden ist. Die Erinnerung spielt eine sehr große Rolle für den Glauben und den Erhalt der Kultur und somit für das kollektive Gedächtnis. Das ist das eine. Das andere ist, dass häufi g die Erzählung von einer religiösen Handlung

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