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Was ist koscher - Jüdischer Glaube

Was ist koscher - Jüdischer Glaube

Titel: Was ist koscher - Jüdischer Glaube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Spiegel
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Lederschuhe, ist ein ganz anderes Thema. Wenn man jedoch bedenkt, dass man fast den ganzen Tag in der Synagoge verbringt, sehr viele Gebete im Stehen gesprochen werden, so kann man sich vielleicht vorstellen, wie die Füße selbst in den tollsten Nikes allmählich zu brennen und schwitzen beginnen – die Un-bequemlichkeit ist sozusagen über den Tag hinweg garantiert.
    5. An Jom Kippur ist jeglicher Geschlechtsverkehr verboten.
    Diese fünf Gebote symbolisieren die fünf Sinne des Menschen. Alles Körperliche hat an diesem Tag also keinen Platz.
    Es geht ausschließlich um das Gewissen, um die Seele. Die muss gereinigt werden, und da hat der Körper in jeder Hinsicht hintan zu stehen.
    Ja, Jom Kippur ist ein »harter« Feiertag. In den Synagogen stehen die Menschen dicht gedrängt, und wenn man bedenkt, dass dieser Feiertag im heißen Orient entstanden ist, zu einer Zeit, als es noch keine Klimaanlagen gab, kann man sich aus-malen, wie Hunger und Durst in der Hitze des Spätsommers den Büßer plagten, wie die Knie am NachmiĴ ag von Jom 236
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    WюѠ іѠѡ јќѠѐѕђџӓ
    Kippur allmählich schwach wurden während der Gebete. Ja, man leidet. Doch das soll so sein an diesem Tag.
    Immer noch seit Rosch haSchana ist die Synagoge weiß geschmückt. Auch jetzt tragen Männer wieder ihren weißen
    »KiĴ l«, das Totenhemd, in dem sie eines Tages begraben werden.
    Nach dem »Kol Nidre« beginnt der eigentliche Abend-goĴ esdienst, und der dauert ziemlich lange. In manchen frommen Gemeinden sogar die ganze Nacht – mit besonderen Hymnen und Gedichten verlängert man das Gebet, man liest anschließend den Mischnah-Traktat »Joma«, der sich mit den Gesetzen des Tempeldienstes an Jom Kippur auseinander setzt, man liest Passagen aus dem wichtigsten Buch der Kabbala, dem »Sefer haSohar«, dem »Buch des Glanzes«, in dem die esoterische Erklärung und Bedeutung von Jom Kippur niedergeschrieben ist. Und man liest auch Passagen aus der »Mischne Thora«, dem Gesetzeswerk des Maimonides, des wohl wichtigsten Bibelexegeten aller Zeiten. (Siehe auch das Kapitel »Warum leben Juden überall auf der Welt verstreut?«)
    In Gemeinden, die nicht ganz so gesetzestreu sind, dauert das Abendgebet immerhin auch zwei bis drei Stunden. Dann macht man sich – natürlich zu Fuß – auf den Heimweg, verbringt den Abend in Stille daheim, legt sich schlafen und geht bereits am frühen Morgen zurück in die Synagoge zum Morgengebet, dem sich, nach einer Lesung aus der Thora und der Seelenfeier für die verstorbenen Familienmitglieder, »Jiskor«, das Mussafgebet, der ZusatzgoĴ esdienst für FesĴ age, anschließt. Mussaf endet meistens am NachmiĴ ag, danach gibt es eine Pause von vielleicht einer Stunde.
    In dieser Zeit bleiben die meisten Menschen in der Synagoge, andere machen einen kleinen Spaziergang, um sich 237
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    ein wenig die Beine zu vertreten. Dann geht es weiter, mit dem NachmiĴ agsgebet, neuen Lesungen aus der Thora, der Lesung der biblischen Geschichte von Jona und dem Walfi sch und schließlich mit dem Gebet »Neïla«, dem »Schließungsgebet«. Danach werden die Bücher mit den zum Leben oder zum Tod eingetragenen Namen für das kommende Jahr versiegelt.
    Die Gemeinde singt gemeinsam das »Awinu Malkeinu«-Gebet, das »Unser Vater, unser König«, sie spricht das Glaubensbekenntnis, das »Schema Jisrael«, das »Höre-Israel«, sie wiederholt dreimal den symbolischen Wunsch »beSchana haba Biruschalajim«, »Nächstes Jahr in Jerusalem«.
    Schließlich ertönt ein allerletztes Mal der Schofar. Ein endlos lang gezogener Ton fasst noch einmal alle Wünsche, Hoff -
    nungen, Sehnsüchte, Ängste und Träume der Gemeinde, des jüdischen Volkes zusammen, danach sind die Tore des himmlischen Gerichtes geschlossen!
    So in etwa läuĞ Jom Kippur in der Synagoge ab. Schon allein die Tatsache, fast einen ganzen Tag in der Synagoge zu verbringen, fernab von jeglichem weltlichen Geschehen, schağ

eine ganz besondere Atmosphäre.
    Dieser völlige Rückzug in das Gebet war den arabischen Staaten übrigens wohl bekannt. Kein Wunder, dass Ägypter und Syrer 1973 Jom Kippur für ihren Angriff skrieg auf Israel gewählt haben. Sie wussten, dass der Großteil der Bevölkerung, vor allem der Armee, nicht parat steht. Es dauerte denn auch eine sehr lange Zeit, bis alle Reservisten aus den Synagogen geholt werden konnten. Israel verlor dadurch in den ersten Tagen des

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