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Was kostet die Welt

Titel: Was kostet die Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nagel
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genau.«
    Â»Wir waren nur einmal über den großen Teich, wie lange ist das her, Vatti?«
    Â»Ach, lass mich lügen. Zehn Jahre? Diesen Sommer ist jedenfalls wieder nur Urlaub auf Balkonien drin.« Hubert lacht. »Oder in Bad Meingarten, da ist’s auch schön!«
    Alle lachen.
    Â»Und das auch nur am Wochenende, wenn überhaupt«, sagt Frau Arend.
    Â»Tja, selbst schuld, was haste auch’nen Winzer geheiratet.«
    Â»Das frag ich mich auch manchmal.«
    Â»Ach komm, dafür seid ihr doch jeden Winter unterwegs«, sagt Flo. »Ihr seid doch schon gut rumgekommen. Waren doch jetzt alle Kontinente dabei, oder nicht?«
    Â»Fast. Australien fehlt noch.«
    Â»Soll ja auch kein Stress werden, gell. Wir sind ja im Urlaub und nicht auf der Flucht!«
    Â»Richtig.«

    Â»Letztes Jahr waren sie in Thailand«, sagt Flo zu mir. »Da waren wir auch schon mal mit der ganzen Familie. Ist ein paar Jahre her.«
    Â»Ach so«, sage ich.
    Â»Schön war das«, sagt Hubert. »Ko Samui, Bangkok, alles. Nur ans Essen muss man sich gewöhnen. Der Asiate brät ja alles, was vier Beine hat, nur Tische und Stühle lässt er weg.«
    Alle lachen.
    Â»Und bei Ihnen, Herr Meise, ließ sich die Reise denn mit dem Beruf vereinbaren?«
    Â»Ja.«
    Â»Was machen Sie denn so, wenn ich fragen darf?«
    Â»Ach, so dies und das.«
    Â»Na ja, aber von irgendwas müssen Sie doch leben!«
    Â»Ich arbeite in einer Bar.«
    Â»In einer Bar?«
    Â»Ja.«
    Â»Restaurant?«
    Â»Nee, eher so Kneipe.«
    Â»Soso.«
    Â»Ja.«
    Â»Und davon kann man leben?«
    Â»Ja, eigentlich schon, also.«
    Â»Ich nehme an, in der Hauptstadt kommt man damit über die Runden. Aber was richtig Festes ist das auch nicht, oder?«
    Â»Na ja, es funktioniert.«
    Â»Wie alt sind Sie?«
    Â»Siebenundzwanzig.«
    Â»Und wollen Sie etwa Ihr Leben lang hinterm Zapfhahn stehen? Wollen Sie sich denn nicht mal irgendwie … selbst verwirklichen?«

    Dazu fällt mir beim besten Willen nichts ein, doch bevor ich in die Verlegenheit komme, die Frage mit einem spröden »Nein« oder gar der Behauptung zu beantworten, dass andere Leute besoffen zu machen für mich die ultimative Selbstverwirklichung ist, hakt Frau Arend nochmal nach: »Haben Sie denn keine Ausbildung gemacht?«
    Â»Ich hab mal angefangen zu studieren. Aber das war nicht so ganz das Wahre.«
    Â»Wie sagt man doch so schön: Wer nichts wird, wird Wirt!«, sagt Hubert.
    Â»Papa!«, sagt Flo.
    Â»Wieso, ich sag doch nur! Ich sag immer: Lass die jungen Leute mal machen. Früher oder später kommen sie dann doch dahinter, dass man sich nicht ewig treiben lassen kann. Nicht wahr, Junior?«
    Hubert strubbelt Flo in den Haaren herum.
    Â»Papa!«
    Ein Vogel schießt aus einer Uhr an der Wand. »Kuckuck! Kuckuck!«
    Â»Schon zwei. Heute sind wir aber spät dran«, sagt Hubert und schaut nach draußen auf den Hof. »Mein lieber Scholli, ist das am Schütten. Da würd man keinen Hund vor die Tür jagen. Aber hilft ja alles nichts. Von nichts kommt nichts, gell.«
    Â»Ich geh dann auch mal kurz vor die Tür«, sage ich.
    Â»Erst mal eine qualmen, was?«, sagt Flo.
    Â»Ja«, sage ich.
    Â»Schön eine wegdampfen! Lecker Lungenbrötchen!«, sagt Hubert.
    Â»Einen Sargnagel!«, sagt Flo.
    Â»Einen Lungentorpedo!«, sagt Hubert.
    Â»Eine Fratzenfackel!«, sagt Flo.

    Die beiden lachen.
    Â»Ach ja, meine Männer, ihr seid schon ein alberner Haufen«, sagt Frau Arend und beginnt, die Teller zusammenzustellen.
    Â»Lieber ein alberner Haufen als ein Haufen Albaner«, sagt Hubert.
    Â»Papa!«, sagt Flo.

    Rauchend stehe ich unter dem Vordach neben Susis Hundehütte und schaue mir das Bindfadenschauspiel an. Auf dem Hof haben sich schon die ersten Pfützen gebildet. Ich zucke zusammen, als Flo plötzlich neben mir steht. An seinem rechten Handgelenk hängt ein kleiner bunter Regenschirm.
    Â»Ich hoffe, meine Eltern haben dich nicht zu doll genervt.«
    Â»Ach was.«
    Â»Mein Vater meint das nicht böse, von wegen Essen wird welk und so.«
    Â»Ich weiß.«
    Â»Und das mit dem Rauchen war auch nur Spaß.«
    Â»Schon okay.«
    Â»Find ich echt gut, dass du das so durchziehst mit dem Fleisch. Also ohne das Fleisch, meine ich. Ich könnte das ja nicht. Ich hatte früher auch mal so’ne Phase, wo

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