Was kostet die Welt
Beinen herumbaumelt. Ich knülle es zusammen, stecke es in die Hosentasche und sage: »Danke.«
Sie hat natürlich gemerkt, dass ich nicht wirklich gekommen bin. Wahrscheinlich hatte sie es schon lange nicht mehr mit so einem schlaffen Ding zu tun. »Sehr gerne, Schatz«, sagt sie lächelnd und zieht ihren Zopf stramm.
Selten war ich jemandem so dankbar dafür, sich nichts anmerken zu lassen. Am liebsten würde ich mich entschuldigen. Mich erklären. Dass das nichts mit ihr zu tun hat. Dass das schon mal vorkommt, erst neulich noch, in Mexiko, bei einer Frau, die ich wirklich scharf fand. Aber das wäre ja noch erbärmlicher. Besser einfach gehen.
»Na dann ⦠tschüss.«
»Tschüss, Schätzchen. Komm mal wieder vorbei!«
»Ja.«
Die Plastikklinke. Die Dunkelheit. Mareks dämliches Grinsen. Der Bauernbenz.
Baja California. In der Abendhitze fuhren wir den mit Palmen, Stromleitungen und mexikanischen Flaggen gesäumten Highway entlang des Pazifiks hinunter. Wir waren auf dem Weg nach Südosten, zum Golf, wo wir uns eine Tauchbasis suchen wollten. Verena hatte mir mehrmals vom Tauchen vorgeschwärmt. »Das ist neben Sex die einzige Tätigkeit, die gleichzeitig aufregend und entspannend ist«, hatte sie gesagt und damit meine Neugier geweckt. Aber wir hatten Stunden im Stau vor Tijuana gestanden. Es dämmerte schon, also hielten wir in einem winzigen, staubigen Nest
namens La Fonda vor dem erstbesten Hotel und fragten nach einem Zimmer.
Wir bekamen eine Suite, ein richtiges kleines Anwesen. Elegant, groÃzügig und stilvoll. Backsteinwände, Kamin, schwere alte Möbel. Ein dreistöckiges Bad und eine groÃe Terrasse. Und das alles direkt am Meer. Ein Glückstreffer für hundert Dollar die Nacht. Wir buchten direkt zwei Nächte, der Tauchtrip musste warten.
An der hinteren Wand neben dem Kamin stand das Bett, ein groÃer Fickthron in einem Meter Höhe, von dem aus man einen perfekten Blick auf den Pazifischen Ozean hatte. In dem Moment, als Verena und ich das Zimmer betraten, war uns klar, dass wir auf der Stelle ficken mussten. So wie man in der Sauna entspannen, ein teures Abendessen in einem guten Restaurant genieÃen und zu Weihnachten bei der Familie ganz erfüllt und glücklich sein muss . Die Innenarchitektur zwang uns förmlich zum Sex. Alle hatten sie hier schon gevögelt und sich danach im Holz verewigt: Jason und Lita, Jim und Pam, Nat und Tony, Tiffany und Martin. Krakelige Buchstaben, in Türrahmen, Nachtschränkchen und Bett geritzt.
Ich frage mich, wie viele von ihnen dabei wohl gescheitert sind. Gescheitert wie ich, als Verena nur zehn Minuten nach der Ankunft mit zur Seite geschobenem Schlüpfer auf mir saà und ihre feuchte Vagina an meinem halbsteifen Schwanz rieb. Mein Gott, was für eine Szene - nur bei mir tat sich nichts. Das Frustrierendste auf der Welt ist, wenn man will, aber nicht kann. Es war mir entsetzlich peinlich, dass ich diesen perfekten Moment durch mein Versagen zu zerstören drohte.
Zum Glück merkte ich es vor ihr. Ich warf sie auf den Rücken und rutschte schnell an ihr hinab. Zog ihr den Schlüpfer
herunter und fing an, es ihr mit dem Mund zu machen, bevor wir in die unwürdige Situation geraten konnten, den Geschlechtsverkehr mit halbsteifem Schwanz zu versuchen.
Nachher schmiegte sie sich dankbar an mich. Ich glaube, an dem Abend verstand ich zum ersten Mal die Bedeutung von »aus der Not eine Tugend machen«.
Wir gingen rüber zum Hotel-Restaurant und setzten uns an die Bar, tranken jede Menge Margaritas und aÃen den gröÃten Berg Pancakes, den ich je gesehen habe. Wir rochen nach SchweiÃ, Sex, Salz und Alkohol. Eine Mariachi-Band kam vorbei, und wir lachten über einen kleinen Hund, der versuchte, eine Fliege zu fangen. Später schrieb Verena mit ihren nackten FüÃen »EDUARDO!« in den feinen Sand am Strand, dabei trommelte sie sich auf der Brust herum und schrie: »E-DU-AR-DO!« Ich saà auf der Terrasse, betrunken und glücklich, und lachte, bis mir die Zigarette aus der Hand fiel.
Aber jetzt kommen sie mir wieder in den Sinn, Jason und Lita, Jim und Pam, Nat und Tony, Dick und Pussy, Cock und Robin, Fickspecht und Bumsnudel, Arsch und Loch, Big Love , were here , Love 4ever und der ganze sentimentale Quatsch, mit dem sie glauben, ihr blödes Leben in eine Episode ihrer Lieblingsfernsehserie umgestalten zu
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