Was macht mein Kind im Netz
Handy – vorübergehend vielleicht sogar ganz gesperrt werden. Die Konflikte, die das mit sich bringt, müssen wir aushalten.
Wenn Sie selbst nachlesen und auch Ihrem Kind zeigen wollen, wie schnell sich eine Computersucht entwickelt und wie schrecklich ihre Auswirkungen auf das Leben der Betroffenen und ihrer Angehörigen sind, schauen Sie sich gemeinsam das Selbsthilfeforum www.onlinesucht.de an. Die Lebensgeschichten dort sind teilweise so erschütternd, dass sie sicher eine abschreckende Wirkung haben.
Kapitel 3: „Nackt im Netz“ – und das für immer?
Kapitel 3
„Nackt im Netz“ – und das für immer?
Wer im Internet Informationen über sich preisgibt, sollte wissen, welche Folgen das haben kann und was er tun kann, um sich und seine Daten zu schützen. Natürlich sollte er auch das Recht anderer auf informationelle Selbstbestimmung respektieren und sich entsprechend verhalten. In diesem Kapitel lesen Sie, worauf es dabei ankommt.
Einmal im Netz – immer im Netz: Das Internet weiß viel und vergisst nichts
Wer im Internet aktiv ist, sitzt dabei meistens allein daheim vor seinem Rechner und fühlt sich unbeobachtet. Die virtuelle Welt ist irgendwo „da draußen“ und ganz weit weg. Außerdem ist sie so riesig und unüberschaubar, da bin ich als einzelner kleiner Nutzer doch praktisch unsichtbar – oder?
Das ist ein Irrtum. Alles, was Ihr Kind im Netz tut, ist sichtbar für andere, und es gibt überraschend viele Leute, die sich dafür interessieren: die Klassenkameraden und Freunde, Lehrer, Nachbarn, entferntere Bekannte, potenzielle spätere Arbeitgeber, Abmahnanwälte und sogar die Polizei. Daneben auch unerfreulichere Zeitgenossen wie Pädophile, Sexualstraftäter und andere Kriminelle. Nicht zu vergessen all die Datensammler, die begierig darauf sind, zu erfahren, wofür Ihr Kind sich interessiert und welche Werbung bei ihm am besten wirkt.
Name, Adresse, Telefonnummer, Geburtsdatum, Foto – all diese Daten machen Ihr Kind eindeutig identifizierbar. Jedes weitere Posting verrät noch mehr über sein Leben und seine Persönlichkeit.
Das kann dramatische Folgen haben, wenn es Opfer eines Straftäters wird.
Es kann unangenehme Folgen haben, wenn Ihr Kind Rechte anderer verletzt und deswegen belangt wird oder wenn es selbst Opfer von Hänseleien wird.
Es kann aber auch sehr weitreichende Folgen haben, von denen Ihr Kind „offiziell“ nie etwas erfährt, die es aber zu spüren bekommt.
Jugendliche verstehen beispielsweise oft nicht, dass ihr Freizeitverhalten Einfluss auf ihre Bewerbungschancen hat und dass potenzielle Arbeitgeber sich dafür interessieren könnten. Wer einen zuverlässigen Azubi oder jungen Angestellten sucht, möchte eine möglichst fundierte Entscheidung treffen. Viele Unternehmer und Personaler informieren sich deswegen auch im Internet über Kandidaten, die sie für aussichtsreich halten.
Ich kenne eine Arztpraxis, die eine Ausbildungsstelle zur Medizinischen Fachangestellten zu vergeben hatte. Die beiden Kandidatinnen, deren Bewerbungen dem Praxisinhaber am interessantesten erschienen, suchte er bei Facebook. Eines der Mädchen hatte mehrere Fotos auf seiner Pinnwand, auf denen es spärlich bekleidet und deutlich alkoholisiert mit wechselnden jungen Männern zu sehen war. Die entsprechenden Kommentare von ihr selbst und ihren „Freunden“ waren sprachlich und inhaltlich ziemlich niveaulos. „So eine kann ich doch auf meine Patienten nicht loslassen“, sagte der Arzt und entschied sich für die andere.
Er schrieb eine freundlich-neutrale Absage („Wir haben uns für eine andere Bewerberin entschieden.“). Das machen heute die meisten Arbeitgeber, damit sie nicht mit dem Antidiskriminierungsgesetz in Konflikt geraten. Deswegen erfahren die meisten Bewerber die Gründe für die Ablehnung auch nicht, so dass sie bei der nächsten Bewerbung vielleicht aus denselben Gründen chancenlos bleiben.
Es gibt Studien mit sehr unterschiedlichen Ergebnissen zu diesem Thema, aber Sie können davon ausgehen, dass mindestens die Hälfte der Personaler bzw. Arbeitgeber Soziale Netzwerke für ihre Personalbeschaffung nutzen, sei es, um dort Fachkräfte zu finden, sei es, um weitere Informationen über Bewerber einzuholen. Das muss auch nicht negativ sein: Wenn ein Personaler sieht, dass der betreffende junge Mensch auch dort niveauvoll auftritt und vielleicht sogar Themen aus seinem (angestrebten) Fachgebiet diskutiert, ist das ein Pluspunkt, der für die
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