Was macht mein Kind im Netz
Einstellungsentscheidung ausschlaggebend sein kann.
Clevere Jugendliche haben deswegen zwei Facebook-Profile. Eines, auf dem sie sich unter ihrem vollen Namen seriös mit ihren Interessen und Hobbys präsentieren und das explizit für potenzielle Arbeitgeber gedacht ist. Ein zweites, das sie unter einem Spitznamen führen, auf dem sie sich mit ihrem privaten Freundeskreis vernetzen und „ganz normal“ geben.
Problematisch und für Kinder und Jugendliche schwer abzuschätzen ist, dass alles, was im Netz ist, dort ein Eigenleben entwickeln und gewissermaßen „unsterblich“ werden kann. Das peinliche Video Ihres Kindes bei YouTube oder das äußerst unvorteilhafte Foto bei Facebook können Sie zurückziehen bzw. verlangen, dass die Plattformbetreiber es löschen. Aber wenn andere es bereits gesehen, kopiert bzw. heruntergeladen und weiterverbreitet haben, wird es trotzdem weiter durchs Netz geistern, ohne dass Sie das verhindern können.
Was einmal im Netz ist, ist (potenziell) immer im Netz. Seine weitere Verbreitung kann nicht mehr kontrolliert werden. Das müssen Sie sich und Ihrem Kind klarmachen.
Bevor Ihr Kind etwas über sich ins Netz stellt, sollte es sich daher immer die Frage stellen: „Ist das etwas, was jeder andere – auch meine Eltern, meine Lehrer, meine Nachbarn, ein potenzieller Arbeitgeber und die Polizei – ohne Weiteres sehen dürfen?“
Lautet die Antwort auf diese Frage eindeutig „Ja“ – dann nur zu! Aber nur dann.
Soziale Netzwerke sind keine sozialen Einrichtungen
Soziale Medien und Soziale Netzwerke sind fast immer für den Nutzer kostenlos. Kinder wundert das nicht. Erstaunlicherweise hinterfragen aber auch viele Erwachsene nicht, wie das funktionieren kann: Wie kann man ein globales Unternehmen und eine riesige IT-Infrastruktur nebst den zugehörigen Programmierleistungen und Tausenden von Angestellten mit einer Dienstleistung finanzieren, die an die Nutzer praktisch verschenkt wird?
Die Frage ist natürlich falsch gestellt, denn selbstverständlich verschenkt kein Online-Anbieter seine Dienstleistung, sondern verkauft sie für gutes Geld. Nur dass diese Dienstleistung gar nicht das Angebot einer Online-Community ist, sondern die Beschaffung von Nutzerdaten und der Verkauf des Nutzerpotenzials an andere Unternehmen.
Ein Soziales Netzwerk hat für den Nutzer nur einen Sinn, wenn er sich dort so präsentieren kann, wie er gerne gesehen werden möchte. Im persönlichen „Steckbrief“, in seinem Profil, trägt er deswegen brav seinen Namen ein, die Adresse, die Handynummer und E-Mail-Adresse, das Geburtsdatum, den Familienstand, bei Facebook sogar, mit wem man gerade liiert ist, dann gibt es noch ein schönes Porträtfoto dazu, eventuell sogar Fotos und Videos der eigenen Familie und von Freunden. Natürlich teilt er seinen „Freunden“ und oft auch anderen Community-Mitgliedern mit, welche Hobbys und Interessen er hat, und klickt bei allem, was ihn anspricht, auf den „Like“-Button.
Das ist aus Sicht der wahren Kunden von Sozialen Netzwerken, nämlich der Werbungtreibenden und der Partnerunternehmen, Gold wert: Wenn man genau weiß, wer wo wohnt und sich wofür interessiert, kann man ihm passgenaue Anzeigen und Angebote präsentieren, denen er nicht widerstehen kann. Wenn man weiß, was sehr viele Jugendliche „liken“ und nutzen, kann man Trends frühzeitig erkennen und entsprechende Leistungen und Produkte entwickeln und platzieren. Wenn man viele Nutzer dazu bringt, die eigene Seite zu „liken“, erscheint sie im Suchmaschinen-Ranking weiter oben und erzielt so mehr Klicks neuer Nutzer – insgesamt handelt es sich bei der Werbung in Online-Communities um einen Markt, der mehrere Milliarden Euro umsetzt.
Am Ende zahlt der Nutzer des Kostenlos-Angebots eben doch, nämlich mit Informationen über sich. Das ist im Prinzip nichts Verwerfliches. Man muss es aber wissen und bei seinen Online-Aktivitäten im Hinterkopf behalten.
Und jeder Nutzer sollte sich, ungeachtet der vorgesehenen Rubriken und Eingabefelder in den Online-Steckbriefen, genau überlegen, was er von sich seinem Community-Anbieter, dessen Werbekunden und dem Rest einer breiten Öffentlichkeit bekanntgeben möchte, und was nicht.
Wie viel soll ich von mir preisgeben? Eine Gratwanderung
Werfen wir nochmals einen Blick auf die JIM-Studie 2011:
88 Prozent der Jugendlichen waren in Online-Communities aktiv,
davon hatten 73 Prozent Angaben über ihre Hobbys und andere Tätigkeiten gemacht,
65 Prozent
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