Was mehr wird wenn wir teilen - Vom gesellschaftlichen Wert der Gemeingueter
Fischbestände unserer Ozeane und die Wälder.
Überfischung der Ozeane.
Wessen Versagen, wessen Tragödie?
Kapitel 10 des Brundtland-Berichts zeichnet ein düsteres Bild. Im Jahr 1979 wurden mehr als 70 Millionen Tonnen Fisch gefangen (Wildfang und Aquakulturen* zusammengenommen). Der Bericht warnte davor, dass Überfischungviele Bestände bedrohe. Würde weiter mit den gleichen Methoden und Praktiken gefangen wie bisher, sei die Wachstumsära der Fischerei bald vorbei, so die Voraussage Ende der 70er-Jahre.
Die Situation hat sich in den 20 Jahren seit Erscheinen des Berichts nicht verbessert, obwohl es auf den ersten Blick scheinen mag, als sei die Voraussage nicht korrekt. Die Tabelle auf Seite 56 zeigt die Daten aus den wichtigsten Fischereiregionen von 1979 bis 2005. (WCED-Bericht, S. 266)
Das Gesamtvolumen des in den großen Fischereigebieten der Welt gefangenen Fischs hat sich zwischen 1979 und 2005 von 70 Millionen Tonnen auf 141 Millionen Tonnen verdoppelt. Ein genauerer Blick zeigt auch, dass die Vorhersage des Brundtland-Berichts stimmt – und zwar für die entwickelten Länder, in denen das Fangvolumen seit 1979 stetig gesunken ist. Seit 2005 werden nur 20 Prozent der gesamten Fangmenge in den entwickelten Ländern erbracht. Dadurch hat sich mit nunmehr 80 Prozent der Anteil der Entwicklungsländer an der Gesamtfangmenge gewaltig erhöht. Aber diese Fänge werden nicht von den Kleinfischern in Küstengebieten gemacht. Auch der Anteil der Fische aus Aquakulturen an der Gesamtfangmenge hat – insbesonde re in den Entwicklungsländern – ständig zugenommen.
Während sich also die Gesamtfangmenge verdoppelte, sind die Populationen vieler Arten, vor allem solcher, die der Ernährung dienten, deutlich geschrumpft oder ganz verschwunden. Das wissen wir aus zahllosen Untersuchungen,die unter anderem in den Wissenschaftsmagazinen Nature und Science veröffentlicht wurden. Ein grundlegendes Problem, das zur massiven Überfischung in den Ozeanen beitrug, ist das Fehlen jeglicher Eigentumsrechte für viele kommerziell nutzbare Arten in den freien Weltmeeren. Ein Großteil der Gebiete, in denen Hochseefischerei betrieben wird, ist also wirklich Niemandsland, mit offenem Zugang für jedermann. Art für Art wurde massiv überfischt. Das betrifft die Thunfische und Wale im Pazifik ebenso wie den Kabeljau im Atlantik oder die Hummer und Muscheln in der Karibik.
Quellen
1 Nach Berichten der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung (WCED), Unsere Gemeinsame Zukunft, New York, Oxford University Press, 1987, S. 287.
2 Basierend auf Daten der FAO (Organisation für Ernährung und Landwirtschaft der Vereinten Nationen). Informationen und statistische Erhebungen zu Fischerei und Aquakulturen 1950 bis 2005 und Globale Fangmengen, 1950 bis 2006 (Rom, FAO, 2007, http://www.fao.org/fishery/topic/16073 , Zugriff 8. April 2008).
3 Spalte 2005 ist in der Summe aufgrund von Rundungsfehlern nicht korrekt. Daten für 1980 bis 2004 stammen vom WCED-Bericht, Unsere Gemeinsame Zukunft, New York, Oxford University Press, 1987, S. 287 und FAO (Organisation für Ernährung und Landwirtschaft der Vereinten Nationen). Informationen und statistische Erhebungen zu Fischerei und Aquakulturen 1950 bis 2005 und Globale Fangmengen, 1950 bis 2006 (Rom, FAO, 2007, http://www.fao.org/fishery/topic/16073 , Zugriff am 8. April 2008).
Im Jahr 1982 nahm die UN mit dem Seerechtsübereinkommen ( siehe Glossar: »Gemeinsames Erbe der Menschheit« ) rund ein Drittel der Weltmeere aus dem inter na tionalen Fangbereich, indem sie so genannte »Ausschließ liche Wirtschaftszonen« (AWZ) ausgewiesen hat. Fortan dürfen sich Hochseefischer nur bis auf 200 Meilen dem Festlandssockel der Küstenländer nähern. Die AWZ in diesem 200 Seemeilen breiten Küstenstreifen fallen unter das Hoheitsrecht der Küstenstaaten, die somit in diesem Gebiet für das Ressourcenmanagement verantwortlich sind und Überfischung verhindern können. Diese Idee wird im Prinzip vom WCED unterstützt, denn
»… so haben Regierungen nicht nur die rechtliche Befugnis und das Eigeninteresse, sinnvolle Grundsätze für das Ressour cenmanagement durchzusetzen, sondern sie haben auch die Pflicht, dies zu tun.« (Brundtland-Bericht, S. 273)
Kabeljau in Kanada. Vom Ende zurück
Doch die Realität sieht anders aus. Viele Staaten haben ihre Fangflotten kräftig finanziell unterstützt und aufgerüstet*. Das führte letztlich eher zu größeren als zu geringeren Fangmengen. Zudem
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