Was mehr wird wenn wir teilen - Vom gesellschaftlichen Wert der Gemeingueter
Zusammenarbeit mit den Behörden gelungen, die Hummerbestände zu stabilisieren.
Die Hummerfischerei erlebte 1930 einen harten Schlag. Damals gingen die Bestände aus ungeklärten Gründen erheblich zurück. Seither sind sie wieder angestiegen und heute gibt es mehr Hummer als im 19. Jahrhundert. Das ist günstigen Umweltbedingungen und zahlreichen wirkungsvollen Regeln zu verdanken.
Zunächst hat das Parlament Schutzgesetze erlassen. Das waren erste Maßnahmen, die auf die unermüdliche Lobbyarbeit betroffener Fischer und ihrer Verbände zurückgingen. Diese Regeln schützten insbesondere die Jung- und Zuchttiere. So wurde unter anderem die Anzahl der Hummerfallen begrenzt. Ein weiteres Bündel von Maßnahmen kam von den Fischern selbst. Sie haben jenen Fischern besondere Fangplätze zugewiesen, die in der näheren Umgebung lebten und zudem vereinbart, dass die Fischer immer von einem bestimmten Hafen ausfahren mussten. Diese Regelung ermöglicht es den Hummerfischern, sich gegenseitig im Blick zu haben; ein einfaches Verfahren, das von beachtlichem Erfolg gekrönt ist.
Das gut entwickelte System der Hummerfischerei in Maine befindet sich trotzdem in einem relativ empfindlichen Gleichgewicht. James Wilson von der University of Maine hat mit seinen Kollegen eine sehr detaillierte Reihe konkreter Situationen simuliert. Er konnte zeigen, dass es schnell zur Überfischung kommen würde, wenn die Fischer sich nicht der Verantwortung stellten, die ausgehandelten Nutzungsregeln auch zu überwachen. Dann würde die Hummerfischerei erneut zusammenbrechen, wie das in vielen anderen Gebieten derzeit der Fall ist. Ein Beispiel dafür ist die Karibik. Dort haben internationale Organisationen, Funktionäre und die Fischer selbst versucht, die Hummerfischerei zu regeln. Keine ihrer Bemühungen war von Erfolg gekrönt. Niemand konnte sich dem Raubbau in der Karibik entgegenstellen.
Schildkröten auf den Philippinen.
Vom Absturz der Hoffnung
In der November-Ausgabe 2007 der Zeitschrift Environment haben Raul Lejano und Helen Ingram von der University of California in Irvine ein sehr erfolgreiches lokales System dokumentiert, das seit über einem Jahrzehnt auf den Schildkröteninseln der Philippinen existiert. Zwar waren Außenstehende intensiv an der Suche nach geeigneten Kontrollmechanismen beteiligt, um der unverantwortlichen Ausbeutung der Schildkröteneier Einhalt zu gebieten, aber sie arbeiteten eng mit den Fischern und Beamten vor Ort zusammen. Gemeinsam entwickelten sie das Pawikan Conservation Project , welches sehr gut auf das lokale wirtschaftliche Umfeld abgestimmt war. Die Forscher konnten zeigen, wie die Anzahl der Schildkröteneier seit Beginn des Pawikan-ProgrammsMitte der 1980er-Jahre und über die gesamten 1990er-Jahre hinweg stetig stieg, ohne dass es zwischen den Beteiligten zu größeren Konflikten kam.
Tragischerweise haben die Behörden diese lokalen Vereinbarungen nicht anerkannt. Mit dem Schutzgesetz für Wildnis und natürliche Ressourcen von 2001 wurde die Jagd auf bedrohte Tierarten völlig verboten, das betraf auch das Sammeln von Meeresschildkröteneiern. Das Gesetz berief sich weitgehend auf internationale Konventionen zum Artenschutz. Kurz nach Verabschiedung des Gesetzes,
»… gab es auf ›Turtle Island‹ gar keinen Schutz mehr für Schildkröteneier. Die Bestände schwanden in alarmierendem Tempo. Nach vorläufigen Schätzungen sank der Anteil des geschützten Bestandes von etwa 80 Prozent auf 40 Prozent innerhalb eines Jahres« , so die Forscher in einem 2007 veröffentlichten Artikel.
Die Einführung eines externen Regelwerkes, das nicht durchsetzbar war, hat die vorhandenen lokalen Vereinbarungen zerstört.
Der von Lejano und Ingram in der Zeitschrift Environment veröffentlichte Artikel bringt ein gewichtiges Gegenargument zu der Vorstellung, dass nur Staatseigentum oder staatliche Verwaltung das Allmendeproblem lösen könnten. Sie beschreiben, wie das Durchdrücken von Regeln von oben nach unten in Unkenntnis lokaler Normen, Regeln und gewachsener Institutionen zur Katastrophe führen kann.
Cap & Trade*. Erst die Kappung, dann der Handel
Mit der Ausweisung der Ausschließlichen Wirtschaftszonen konnten einige Küstenfischereien in Kanada, Neuseeland und Island so genannte »Individuell Transferierbare Quotensysteme« (ITQ)* entwickeln. Mit diesen ITQs gelang es schließlich, die Fangmengen tatsächlich zu reduzieren. Die Funktionsweise ist recht einfach. Die jeweiligen
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