Was mehr wird wenn wir teilen - Vom gesellschaftlichen Wert der Gemeingueter
Regierungen definieren die erlaubte Fangmenge pro Fischer oder Fischereibetrieb und vergeben danach Quoten an die einzelnen Fischer. Diese können sie entweder ausschöpfen oder die ihnen per ITQ zugewiesene Fangmenge an andere Fischer verkaufen (daher der Begriff »übertragbar«). Sehr wichtig ist, dass die Begrenzung der Gesamtfangmenge auch tatsächlich durchgesetzt wird, denn sonst kann das System für den Ressourcenschutz nicht funktionieren.
In British Columbia, einer kanadischen Provinz an der Küste des Pazifischen Ozeans, hat der Staat bereits recht früh versucht, die Anzahl der Fischereifahrzeuge sowie die erlaubte Ausrüstung derselben zu begrenzen, um die Schleppnetzfischerei* zu bekämpfen. Zugleich wurde mit Quoten gearbeitet, welche die Gesamtmenge für alle Fischer definiert, sowie die Fangmenge, die ein Fischer pro Tour fangen durfte. Die zulässige Gesamtfangmenge nennt man TAC, Total Allowed Catch . Dennoch brach Anfang der 90er-Jahre die Fischerei zusammen. Die DFO ( Department of Fischeries and Oceans ) untersagte infolge dessen weitere Fangzüge.
Der Schock saß tief. Es war klar, dass eine völlig neue Herangehensweise gefunden werden musste. 1995 wurdedie DFO mit der kanadischen Küstenwache zusammengelegt, was ihre Befugnisse erheblich erweiterte. Zwei Jahre später erhielt die Behörde weitere Zuständigkeiten, um neue Instrumente für den Ressourcenschutz und zur Förderung nachhaltiger Entwicklung in Kanadas Gewässern zu erproben – etwa Zertifizierungen zur besseren Orientierung der Verbraucher.
Die DFO erließ einige Jahre später neue Vorschriften und erteilte neue Fanggenehmigungen, einschließlich eines jährlichen ITQ-Systems. Dazu gesellte sich ein strenges Überwachungsprogramm, demzufolge Beobachter direkt an Bord alle Fänge erfassen. Das neue ITQ-System kann sich auf aktuelle und präzise Daten stützen. Die Überkapazität der Flotte wurde abgebaut, Fangmengen, die den zugeteilten Quoten nahe kamen, wurden registriert und der Beifang* unerwünschter Arten reduziert. Im Vergleich dazu sind ITQ-Systeme, die kein wirksames Kontrollsystem haben, kaum in der Lage auch nur die tatsächlichen Fangmengen zu erfassen.
Regeln und Quoten. So glitschig und biegsam wie Fisch
Neuseeland hat seine 200-Meilen-Zone 1983 ausgewiesen. 1986 hat der Inselstaat im Südpazifik als eines der ersten Länder ein marktbasiertes Regulierungssystem eingeführt. Damals wurden im Rahmen des neuen Kontingent-Management-Systems auch ITQs für einige einheimische Fischarten zugeteilt. Die neuseeländischen Behörden fanden heraus, dass die Modelle, die der ursprünglichenZuteilung für feste Quoten zugrunde lagen, im Laufe der Zeit angepasst werden mussten. Infolgedessen erhielt das Fischereigewerbe seit 1990 keine festen Quoten mehr, sondern nur noch Quoten, die einem Anteil der insgesamt zulässigen Fangmenge entsprachen. Mit der Zeit wurde aus der ursprünglichen ITQ-Verordnung ein System, in dem sich die Fischer direkt an der Datensammlung und der Politikgestaltung beteiligten. Das System ist noch in der Entwicklung und mit diversen Problemen behaftet, die mit Unstimmigkeiten bezüglich der zeitlichen und räumlichen Ausdehnung von Nutzungsrechten für die verschiedenen Nutzergruppen zusammenhängen.
Im Jahr 1990 hat auch Island nach mehreren Krisen ein ITQ-System für die isländische Fischerei eingeführt. Ähnlich wie in Neuseeland, werden auch hier keine festen Quoten zugewiesen, sondern variable Quoten als Anteil der jährlich von der Regierung zugelassenen Fangmenge berechnet. Mit dem isländischen ITQ-System scheint es gelungen zu sein, den Kollaps vieler wertvoller Fischbestände für die isländische Fischerei abzuwenden. Die isländischen Kabeljaubestände konnte es allerdings nicht wiederbeleben. In seiner Analyse des langen und konfliktreichen Weges des isländischen ITQ-Systems hat der Politikprofessor Thráinn Eggertsson von der Universität New York eine wesentliche Erkenntnis formuliert. Die Einführung wichtiger institutioneller Veränderungen ist im Vergleich zur Anwendung einfacher Patentrezepte nach der Unisize-Formel one-size-fits-all (eine Größe passend für alle) eine »subtile Kunst«.
Ein System zu entwerfen, das von »oben nach unten« gedacht ist und es den Nutzern überzustülpen, ist weit weniger vielversprechend als langfristig mit den Nutzern einer Gemeinressource zusammenzuarbeiten. Nur so kann man Managementsysteme entwickeln, die auf die ökologischen
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