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Was Menschen gutes tun

Was Menschen gutes tun

Titel: Was Menschen gutes tun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Mangels
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bewerkstelligen. Die Zentralwelt des Coridan-Systems, auf der mehr als drei Milliarden Personen lebten, war einfach zu stark bevölkert, um einen derartigen Plan in die Praxis umzusetzen. Zumindest hatten sie es geschafft, viele Millionen Einwohner an Orte auf dem Planeten zu bringen, an denen die Folgen einer Katastrophe, wie Archer sie beschrieben hatte, vermutlich am geringsten ausfallen würden.
    Auch wenn er gerechtfertigten Stolz auf die Schnelligkeit verspürte, mit der die Regierung die Krise angegangen war, wusste der Botschafter durchaus, dass nicht allein die Sorge um das Wohl des Volks von Coridan für die rasche Reaktion der Kanzlerin auf das drohende Unheil verantwortlich gewesen war. Aufgrund der andauernden Unruhen in der Bevölkerung hatte ihre Regierung derzeit nicht den besten Stand. Kanzlerin Kalev hatte daher gar keine andere Wahl gehabt, als sofort zu handeln, um entschieden und stark zu wirken.
    Lekev mochte über die selbstsüchtigen politischen Beweggründe der Kanzlerin nicht erfreut sein – er hatte sie immer für eine unverbesserliche Opportunistin gehalten, die sich am kleinsten gemeinsamen politischen Nenner ihres Volks orientierte. Aber zumindest standen seine eigenen Absichten außer Zweifel. Er war einfach nur entschlossen gewesen, alles Erdenkliche zu unternehmen, um so viele Leben wie möglich zu retten.
    »Botschafter.«
    Lekev wandte sich zu der Stimme um, während sich Coridan Prime langsam hinter seinem Rücken weiterdrehte.
    »Ja, Chulev?«, wandte sich der Botschafter an seinen bescheidenen jungen Assistenten, der wie aus dem Nichts innerhalb der Beobachtungskammer aufgetaucht war.
    Chulev beugte respektvoll den Kopf. »Das letzte der Kabinettsmitglieder der Kanzlerin befindet sich jetzt an Bord, Herr Botschafter. Captain Solnev wird das Schiff sicherheitshalber in einen höheren Orbit bringen.«
    »Danke, Chulev.«
    »Sir, glauben Sie, dass die Coridan-Verteidigungsflotte irgendeine Chance hat, den Angriff abzuwehren?«
    Lekev bedachte seinen Gehilfen mit einem, wie er hoffte, aufmunternden Lächeln. »Es gibt immer eine Chance, Chulev.«
    Mit Sicherheit bestand die Chance, dass sie diese tödliche, wenn auch bis jetzt unsichtbare Bedrohung entdeckten und aufhielten, die mit vielfacher Lichtgeschwindigkeit unmittelbar auf Coridan Prime zuraste. Eine Bedrohung, die jeden Augenblick eintreffen konnte, aus jeder Richtung und viel schneller, als das Auge sie wahrzunehmen vermochte.
    Ja, es bestand eine Chance. Doch selbst mit diesen zwei vollen Tagen Vorwarnzeit war die Chance so unendlich gering wie das Coridan-System riesenhaft groß.
    »Gibt es sonst noch etwas, Chulev?«, fragte Lekev.
    Chulev nickte. »Ich bin auch gekommen, um zu fragen, ob ich noch irgendetwas für Sie tun kann, bevor ich mich für heute zurückziehe.«
    Darüber hatte Lekev bis gerade eben gar nicht nachgedacht, aber er konnte sich lebhaft vorstellen, dass der treue Chulev während der letzten zwei Tage nicht viel mehr Schlaf bekommen hatte als er selbst. »Nein. Nein, es gibt nichts, Chulev. Danke. Gehen Sie und schlafen Sie ein wenig.«
Wenn Sie können
, fügte er in Gedanken hinzu.
    Chulev nickte erneut, dann drehte er sich zur Tür um.
    Plötzlich kam Lekev ein weiterer Gedanke. »Warten Sie, Chulev.«
    Sein Assistent hielt im Durchgang inne. »Ja, Herr Botschafter?«
    »Ihre Familie, Chulev. Wissen Sie, ob sie es geschafft hat, Uridash City zu verlassen?«
    Chulevs normalerweise höflich dienstbeflissene Züge erbleichten etwas. »Ich habe sie nicht erreichen können, Sir. Ich kann nur hoffen, dass es ihnen gelungen ist, zu einem der Evakuierungstransporter zu gelangen und sich in Sicherheit zu bringen.«
    Sicherheit
, dachte Lekev. Das Wort bezog sich auf die wenigen Landstriche auf Coridan Prime, deren Oberfläche nicht dermaßen von Adern aus Dilithium, Pergium und anderen energiereichen Mineralen durchzogen waren, dass sie zur potenziellen Todesfalle wurden, wenn der Angriff schließlich erfolgte.
    »Das wünsche ich Ihnen und Ihrer Familie ebenfalls, Chulev«, sagte Lekev, bevor er seinen Gehilfen nochmals entließ.
    Als er wieder allein in der Beobachtungskammer stand, wandte sich Lekev erneut seiner Geburtswelt zu. Ihm blieb nichts weiter zu tun, als dem Kommenden entgegenzublicken.
    Er musste nicht lange warten.
    Denn im nächsten Augenblick zerriss das ohrenbetäubende Heulen einer Warnsirene die Stille. Lekev erkannte das Geräusch. Er hatte es bei Captain Solnevs Sicherheitseinweisung

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