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Was Menschen gutes tun

Was Menschen gutes tun

Titel: Was Menschen gutes tun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Mangels
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Francisco
    Charles Tucker überprüfte den Sitz der Kapuze seiner dunklen Reiserobe, die einen Großteil seines Kopfs verbarg. Dann bog er um die feuchtkalte, verlassene Straßenecke im Schatten zweier der altehrwürdigsten Backsteingebäude der Grant Avenue und trat in die noch dunklere Seitengasse. Da dieser Spalt zwischen den geschichtsträchtigen Bauwerken aus der Zeit vor dem Dritten Weltkrieg in direkter Nachbarschaft zur Greenwich Street lag, hatte Trip angenommen, zumindest einen fernen Blick auf den alten, die Stadt überragenden Coit Tower zu erhaschen. Aber die Allgegenwart des abendlichen Nebels und das vollständige Fehlen des Mondes führten dazu, dass das vertraute Wahrzeichen praktisch unsichtbar war.
    Die perfekte Nacht für einen Spion, um seinen Geschäften nachzugehen
, dachte Trip und unterdrückte das absurde Bedürfnis zu kichern.
    Die beinahe undurchdringliche Dunkelheit ringsum erzeugte ein spürbares Unbehagen in ihm, ganz zu schweigen von dem durchdringenden Gestank nach Abfällen, der aus einer der großen Hintergassenmülltonnen der lokalen Restaurants dringen musste. Im nächsten Moment lächelte er, als er sich in Erinnerung rief, dass er durchaus Begegnungen mit Schlimmerem überlebt hatte, vor allem in den letzten paar Wochen. Aber welch einer Ironie des Schicksals käme es doch gleich, wenn er jetzt in irgendeiner dunklen und stinkenden Gasse seines eigenen Heimatplaneten von einem Straßenkriminellen – oder vielleicht einem durchgeknallten, Vulkanier hassenden Terra-Prime-Aktivisten – umgebracht wurde, nachdem er einen grauenvollen Ausflug tief ins romulanische Gebiet überlebt hatte.
    »Guten Abend, Commander«, meldete sich unvermittelt eine ruhige Stimme in der Dunkelheit zu Wort.
    Die Stimme, die unerfreulich dicht bei ihm erklang, ließ Trip unwillkürlich zusammenzucken, obwohl er sie sofort erkannte. »Das nächste Mal treffen wir uns in Ihrem Büro«, knurrte er. »Ich bin kein großer Freund dieser Film-noir-Schauplätze. Ich will ein größeres Schiff. Und ein Pony.«
    Harris trat etwas näher und lachte leise. Selbst auf diese kurze Entfernung konnte Trip nur seine Silhouette erkennen. Die unaufdringliche Gestalt des anderen Mannes schien selbst das wenige Licht, das hier herrschte, aufzusaugen. Vermutlich lag es daran, dass er in die gleiche, dunkle, lederartige Kleidung gehüllt war, die er auch bei ihrem letzten Gespräch getragen hatte. Malcolm zufolge handelte es sich dabei praktisch um die Uniform für Mitglieder des inneren Kreises der Behörde.
    »Verzeihen Sie, dass ich Sie erschreckt habe, Commander«, sagte Harris.
    Trip schüttelte den Kopf. »Dieser Tage kann mich nicht mehr viel wirklich erschrecken.«
    »Vermutlich nicht.« Harris gluckste erneut. »Ich bin gespannt auf Ihren Bericht. Ungeachtet der Ereignisse auf Coridan, nehme ich an, dass Glückwünsche für einen vorbildlich erledigten Job angebracht sind?«
    »Sagen
Sie
es mir, Harris«, erwiderte Trip, während er Harris ein kleines, zylindrisches Objekt aushändigte. »Zunächst einmal ist hier Phuongs Datenspeicher, den er bei sich hatte.«
    Mittlerweile hatten sich Trips Augen weit genug an die Dunkelheit gewöhnt, um zu sehen, dass Harris aufmerkte. »Bei sich
hatte
?«, fragte der Meisterspion.
    »Als die Romulaner ihn töteten«, fuhr Trip mit einem Nicken fort. »Tut mir leid, Ihnen so eine miese Nachricht überbringen zu müssen.«
    »Ich gehe davon aus, dass Sie auch ein paar Bessere für mich haben, Commander. Bitte sagen Sie mir, Sie haben dafür gesorgt, dass Phuongs Opfer nicht umsonst war.« Auf Harris’ Miene war ein Ausdruck deutlicher Trauer getreten, und Trip bedauerte bereits, dass er ihm die Neuigkeit von Phuongs Tod so wenig schonend beigebracht hatte.
    Dabei verspürte auch Trip diese Trauer. Phuong war für ihn zu einem Waffenbruder geworden – und jetzt war er in einem Kampf gefallen, den Trip unter nicht geringen Selbstbeschuldigungen überlebt hatte. Er würde wohl niemals aufhören, sich zu fragen, ob er mehr hätte unternehmen können, um Phuong zu retten.
    »So viel schulde ich ihm wenigstens«, sagte Trip schließlich. »Ich habe gute Gründe, anzunehmen, dass die Romulaner Doktor Ehrehins Warp-Sieben-Antrieb wohl nicht in nächster Zeit fertigstellen werden. Hier sind die Einzelheiten.« Er gab Harris einen zweiten Datenspeicher.
    »Haben Sie Ehrehin zur Erde bringen können?«, wollte Harris wissen. »Oder mussten Sie ihn ausschalten?«
    Trip schüttelte den Kopf.

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