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Was Menschen gutes tun

Was Menschen gutes tun

Titel: Was Menschen gutes tun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Mangels
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Er war sich der Tatsache schmerzlich bewusst, dass er zum Ziel geworden war und zweifellos zu dem mit der höchsten Priorität.
    Vor ihm gähnte der hungrige Schlund einer langen, dunklen Spalte auf. Vermutlich war sie erst vor wenigen Augenblicken durch die unerbittlichen Querschläger des Feuergefechts aufgerissen worden, vielleicht sogar durch einen von Shrans eigenen Schüssen. Er ruderte mit dem gesunden rechten Arm, um seine taumelnde Rutschbewegung zu bremsen. Aber es gelang ihm nur, sich irgendwie ungeschickt in dem Gurt des orionischen Gewehrs zu verhaken, das er in der Hand gehalten hatte, als er gestürzt war.
    Das Gefühl schneller werdenden Gleitens endete abrupt und wurde durch den vertrauten, Übelkeit erregenden Schwindel ersetzt, den man in Schiffen verspürte, die sich ohne künstliche Schwerkraft im freien Fall vom Orbit befanden. Voller Panik erkannte Shran, dass er mit den Füßen voran in den Spalt stürzte und in den endlosen, lichtlosen Raum tief unter ihm fiel.
    Sein rechter Arm zuckte im Fall nach oben, und mit einer Plötzlichkeit, die seine Kiefer zusammenkrachen ließ und vermutlich ein paar Zähne lockerte, kehrte das Gefühl von Gewicht wieder. Er blickte auf und sah im Halbdunkel, dass sich der Gurt seines Gewehres an einem steinigen, eisbedeckten Vorsprung verhakt hatte. Auf unangenehme Weise beschränkt auf den Einsatz seines rechten Arms und Beins, ergriff er den Gurt, so fest er konnte, und kämpfte sich zurück über den bröckelnden Rand des Spalts.
    Zentimeter um Zentimeter zog er sich nach oben. Sein Kopf tauchte über der eisverkrusteten Kante auf, und er konnte den Weg erkennen, den seine ungeplante und gefährliche Rutschpartie genommen hatte. Sein Blick fiel auf Jhamel, die noch immer erstaunlich ruhig den, wie Shran hoffte, letzten paar Aenarnachzüglern half, den Zugriffen der Orioner zu entfliehen. Neben ihr stand Theras, der im Gegensatz zur Gelassenheit und Selbstbeherrschung Jhamels geradezu gelähmt vor Furcht wirkte.
    Dann plötzlich ging sie in einem Aufblitzen von Licht zu Boden! Die Entladung einer orionischen Energiewaffe hatte sie in den Rücken getroffen. Theras rannte außer Sicht. Er floh! Und im nächsten Augenblick näherten sich zwei Sklavenhändler Jhamels reglosem Körper und befestigten eine Signalboje an ihr, die es ihnen erlaubte, sie fortzubeamen.
    »Nein!«, brüllte Shran und zog sich mit einer Hand und einem Bein über die bröckelnde, knirschende Kante. Von heißem Zorn und Adrenalin erfüllt, kroch er langsam auf die zwei Verbrecher zu, von denen einer seelenruhig die Waffe hob, die Einstellung änderte und genau in Shrans Richtung zielte.
    Shran wandte den Blick um keinen Millimeter ab, als er sich gegen den grauenvollen Hitzeschlag des Strahls wappnete, der ihn ins ewige Vergessen reißen würde.
    In diesem Moment gab die Oberfläche direkt unter Shran ein scharfes Knacken von sich und brach ein, schleuderte ihn zurück in den Spalt und sorgte dafür, dass er dem Schuss der Orionerwaffe entging. Ein Energiestrahl peitschte über seinen Kopf, aber er verfehlte ihn um Längen – nicht dass das jetzt noch etwas bedeutet hätte. Die Zeit schien sich ins Unendliche zu dehnen, als er in die eisige Dunkelheit zu seinen Füßen stürzte.
    Ein harter Schlag folgte, in seinem Kopf blitzte es hell auf – dann wurde es dunkel.
    Das Kribbeln und der Schmerz, die sich in seiner linken Körperhälfte breitmachten, kamen gleichzeitig mit dem Eindruck beißender Kälte von der Oberfläche, auf der er flach ausgestreckt lag. Beides zusammen überzeugte Shran davon, dass er noch nicht tot war – noch nicht. Er wusste nicht, wie lange er bewusstlos dagelegen hatte. Aber die Rückkehr von Gefühl in den Teil seines Körpers, den die Orionerwaffe getroffen hatte, verriet ihm, dass genug Zeit vergangen war, um seinen Nerven die Möglichkeit zu geben, sich von den Folgen des Betäubungsschusses zu erholen, den er während des Feuergefechts abbekommen hatte.
    Jhamel!
    Er drängte die Furcht zurück.
Denk nach, Shran! Denk nach
. Die Orioner hatten sie nun in ihrer Gewalt, und Uzaveh allein wusste, wie viele weitere. Sie mochten bereits seit Stunden mit hoher Warpgeschwindigkeit unterwegs sein. Vielleicht befanden sie sich schon in einem anderen Sektor oder sogar noch weiter entfernt.
    Und dieser
zhaveylose
Feigling Theras ist
geflohen,
statt seinen Mann zu stehen und sie zu verteidigen.
    Mit erneut erwachtem Zorn kämpfte sich Shran in eine sitzende Position hoch

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