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Was Menschen gutes tun

Was Menschen gutes tun

Titel: Was Menschen gutes tun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Mangels
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daran, dass Trip darüber gesprochen hatte, sie zum Tauchen mitzunehmen. Da T’Pol auf dem trockenen Vulkan aufgewachsen war, besaß sie wenig Erfahrung mit Schwimmen und noch weniger mit Sightseeing und Abenteuertouren unter Wasser.
    Trauer stieg in ihr hoch wie eine sich auftürmende Welle, und sie hielt inne, um sich zu konzentrieren und das Gefühl zu unterdrücken. Anschließend legte sie die Fotografie in einen offenen Koffer, der auf dem Bett ruhte. Viele weitere von Trips kleineren Habseligkeiten befanden sich bereits in dessen gepolstertem Inneren, darunter mehrere Fotografien und die Mundharmonika, auf der er manchmal gespielt hatte.
    T’Pol wandte sich um und nahm einen von Trips marineblauen Uniformoveralls. Nachdem das vulkanische Oberkommando sie unehrenhaft entlassen hatte, hatte ihr die Sternenflotte ein Offizierspatent ausgestellt. Trotzdem hatte sie nie eine ihrer Uniformen getragen. Vielleicht war die vulkanische Uniform, die sie noch immer trug – und an der jetzt die Abzeichen eines Commanders der Sternenflotte prangten –, ein Zeichen dafür, dass sie in unlogischer Weise der Vergangenheit nachhing.
    Und vielleicht war Trips Tod der richtige Anlass, um derartige Anwandlungen hinter sich zu lassen.
    Sie begann, Trips Uniform zu falten, nur um im nächsten Moment festzustellen, dass sie sie ohne Grund an ihr Gesicht gehalten hatte. Sie atmete tief ein, suchte auf dem Kleidungsstück nach den Überresten des moschusartigen Geruchs ihres ehemaligen Geliebten.
    Seit sie an Bord der
Enterprise
gekommen war, hatte sie die Geruchsattacken, denen sie sich immer wieder ausgesetzt sah – von den Menschen, Captain Archers Hund und selbst der Maschinerie, die das Schiff antrieb –, eher widerwillig hingenommen. Doch jetzt, als sie die Erinnerungen von Trips Schweiß roch, gemischt mit dem leichten Ozongeruch des Maschinenraums, fand sie Trost darin.
    Die Tür zu Trips Quartier glitt auf, aber T’Pol drehte sich nicht zu dem Neuankömmling um.
    »Brauchen Sie Hilfe?«, fragte Captain Archer, während er sich an die Wand neben dem Bett lehnte.
    T’Pol begann die Uniform erneut zu falten, behandelte sie dabei, als sei sie ein wissenschaftliches Präzisionsinstrument. »Nein, danke.«
    Archer deutete auf den Koffer, den sie vorbereitet hatte. »Für seine Eltern?«
    T’Pol nickte leicht. »Werden Sie noch zu der Zeremonie kommen?«, fragte sie.
    »Wir haben nicht lange gesprochen, aber ich werde noch versuchen, sie dazu zu überreden. Ich denke, sie wissen, dass Trip es nicht anders gewollt hätte.«
    Er lachte humorlos auf und streckte die Hand aus, um ein kleine Frankenstein-Monsterfigur aus dem Regal zu nehmen. »Vergessen Sie das nicht«, sagte er und hielt sie ihr hin.
    T’Pol nahm die Figur und musterte sie schweigend. Sie erinnerte sich an das erste Mal, als Trip und sie die alte Filmversion von Frankenstein anschauten. Er hatte sie ihr als Dankeschön dafür gezeigt, dass sie ihm mit mehreren Sitzungen vulkanischer Neuropressur geholfen hatte, seine Schlaflosigkeit zu überwinden. Während dieses Films berührten sie sich zum ersten Mal außerhalb des Dienstes – und ganz sicher nicht als Teil der Therapie. Trip hatte bloß seine Hand auf die ihre gelegt, aber sie hatte sie nicht weggezogen und auch nicht seine Absichten hinterfragt, wie sie es vermutlich noch wenige Tage zuvor getan hätte.
    T’Pol merkte, dass der Captain sie erwartungsvoll anblickte. »Ich möchte sie treffen«, sagte sie.
    »Seine Eltern?«, fragte Archer.
    »Ja, ich würde sie gern kennenlernen.« T’Pol starrte auf die Figur in ihrer Hand und strich mit den Fingern darüber.
    Archer ging an ihr vorbei und auf den vorderen Teil des Quartiers zu. »Sie sind etwas exzentrisch. Ich schätze, Sie werden sehen, wo Trip seinen Humor herhatte.«
    »Meine Mutter war auch irgendwie exzentrisch«, sagte T’Pol.
    Archer sah sie nicht an. »Ich habe sie nicht sehr lange gekannt, aber ich weiß, was sie meinen.«
    T’Pol legte die Monsterfigur in den Koffer. »Trip sagte mir, ich würde sie im Laufe der Jahre immer weniger vermissen.« Sie setzte sich auf das Bett und spürte, wie ihr Geist erneut von unerwünschten Gefühlen umwölkt wurde. »Doch auch wenn sie noch kein Jahr lang tot ist, denke ich, dass er damit falschlag. Wenn ich ganz ehrlich bin, vermisse ich sie mit jedem Monat mehr. Warum sagte er mir das?«
    Archer zuckte unbeholfen mit den Achseln. »‚Die Zeit heilt alle Wunden‘ … aber ‚Die Liebe wächst mit der

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