Was Menschen gutes tun
Umstand, dass Sektion 31 seinen Warnungen so viel Aufmerksamkeit geschenkt hatte, vermittelte ihm den Eindruck, dass sie die Bedrohung durch die Romulaner durchaus ernst nahmen. Was für ein Unterschied zu Admiral Gardner, den sie nicht einmal dazu hatten bewegen können, die eigene Hintertür vor den anstürmenden Horden zu verschließen.
Vielleicht brauchen die Leute an der Macht wirklich jemanden, der diese Hintertür für sie beschützt
, dachte er.
Egal ob sie es wissen oder nicht.
Er schob seine Bedenken einstweilen beiseite. Nach dem Chaos des heutigen Tages und den alles umwälzenden Veränderungen, die selbiger für sein Leben bedeutet hatte, fand Trip es tröstlich, daran glauben zu können, sich am richtigen Ort zu befinden und im Begriff zu sein, das Richtige zu tun.
Es mochte ein kleiner Trost sein, aber es war einer.
Nun, da er sich langsam entspannte, begann er sich mit den Kontrollen der
Branson
vertraut zu machen. Dank seiner Sternenflottenausbildung erkannte er sie gleich wieder. Die
Branson
war ein kleines Handelsschiff der
Rutan
-Klasse, eines Typs, der seit den späten 2130ern nicht mehr gebaut wurde. Darauf ausgerichtet, ein Maximum von sechs Leuten und einige Tonnen Fracht zu transportieren, hatten die
Rutans
eine Höchstreichweite von vielleicht fünfzehn Lichtjahren, und ihre Langsamkeit war berüchtigt. Doch Trip musste nicht viel Zeit hinter den Kontrollen verbringen, um festzustellen, dass Phuong offenbar für beide Probleme nachträglich eine Lösung gefunden hatte.
Zum zweiten Mal seit seiner Ankunft an Bord lächelte er.
Adigeon Prime, wir kommen.
FÜNFZEHN
Freitag, 14. Februar 2155 Enterprise NX-01
Archer hatte erwogen zu warten, in der Hoffnung, dass irgendein Fehler – oder Wunder – Trips Spionagemission vereiteln mochte. Aber der Captain wusste, dass sein Warten nicht nur die Mission seines Freundes gefährdete, sondern auch dessen Leben selbst. Er musste nun die Tuckers kontaktieren. Trip hatte ihm die Terminpläne seiner Eltern aufgeschrieben, nicht nur um sicherzustellen, dass beide zu Hause sein würden, sondern auch, damit Archer erst anrief, nachdem sein Vater bereits seine täglich notwendigen Medikamente genommen hatte.
Obwohl Archer Charles und Elaine Tucker bereits vor zwanzig Jahren das erste Mal traf, hatte sich seine denkwürdigste Begegnung mit Trips Eltern 2143 zugetragen, als sie nach dem erfolgreichen – wenn auch verbotenen – Flug der
NX-Beta
gekommen waren, um die Akademie zu besuchen.
Gracie, wie sie genannt werden wollte, hatte Archer am Arm ergriffen und zur Seite genommen, um ihn zu schelten, als wäre er ihr eigener Sohn. »Dass du mir ja meinen Jungen nicht noch in weitere deiner verrückten Abenteuer mit hineinziehst, Jonathan Archer«, hatte sie gesagt und dabei mit dem Finger vor seinem Gesicht herumgefuchtelt. »Es ist mir egal, wer dein Vater war oder wie sehr Trip das verehrt, was er getan hat. Er soll Verantwortung lernen, nicht wie man Spritztouren durchs Sonnensystem unternimmt.«
»Ja, Ma’am«, hatte Archer schuldbewusst erwidert.
Im nächsten Moment hatte sie ihm eine sanfte Ohrfeige verpasst, wie um sicherzugehen, dass er ihr seine ungeteilte Aufmerksamkeit schenkte. »Sag nicht ‚Ja, Ma’am‘ zu mir, als wäre ich irgendeine billige Helena. Es ist mir ziemlich ernst. Mein Junge schaut zu dir auf. Also sieh zu, dass du Manns genug bist, dir das zu verdienen.«
Archer hatte niemals herausgefunden, was genau eine »billige Helena« eigentlich war. Dessen ungeachtet verbrachte er den größten Teil der nächsten zwölf Jahre als Trip Tuckers Freund, Vertrauter und vorgesetzter Offizier. Und während all dieser Zeit gab er stets sein Bestes, ein Mann zu sein, der Trips Respekt und Freundschaft verdiente.
Er berührte die Tasten des Padds auf seinem Schreibtisch, und das weiße Symbol der Erdsternenflotte auf blauem Hintergrund, das auf seinem Monitor zu sehen war, verdunkelte sich. Eine sich bewegende Sinuswelle wurde eingeblendet, um anzuzeigen, dass sein Signal übertragen wurde.
Mehrere Augenblicke später hellte sich der Bildschirm wieder auf und Charlie Tucker war darauf zu sehen.
»Hallo?«
Er blickte in den Schirm, dann teilte ein breites Grinsen seine Züge.
»Jonathan Archer!«
»Hallo Charlie«, sagte Archer.
Der ältere Mann hob eine Hand und drehte sich um.
»Gracie«
, rief er über die Schulter.
»Es ist Jonny am Apparat.«
Es entstand eine Pause, dann rief er.
»Jonny Archer!«
Einige Sekunden später
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