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Was mich fertig macht, ist nicht das Leben, sondern die Tage dazwischen (German Edition)

Was mich fertig macht, ist nicht das Leben, sondern die Tage dazwischen (German Edition)

Titel: Was mich fertig macht, ist nicht das Leben, sondern die Tage dazwischen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Birbæk
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zweiten Versuch, den Hörer auf die Gabel zu legen. Ich muss ein gottverdammter Maso sein. Ich bin dabei, einen riesigen, ach, was sage ich ... einen gigantischen Fehler zu machen! Ich weiß es, und ich freue mich darauf !
    Vorsichtshalber springe ich schnell unter die Dusche. In meinem Kopf spielt sich einiges ab. In meinem Lendenbereich auch.

4. Auf zum Tanz
    Z ehn Minuten später klingele ich an ihrer Tür. Sie öffnet, und bevor ich einen Ton sagen kann, nagelt sie mir ihre kleinen Zähne in die Unterlippe und schiebt mir ihre Zunge in den Mund. Hektische Hände sind an meinem Reißverschluss zugange. Sie zieht mich in die Wohnung, tritt die Haustür ins Schloss und lässt meine Unterlippe los, um eine Frontalattacke auf meine Hose zu starten. Einundzwanzig, zweiundzwanzig ... ich stecke in ihrem Mund.
    »Hast du mich vermisst?«
    »Halt die Klappe«, nuschelt sie und zieht mich zu Boden.
    Wir robben durch die Küche, in unserem Kielwasser eine Gischt aus Klamotten, und mich überfällt wieder dieses alte Gefühl. Ich schwebe, lasse die Erde unter mir zurück und flattere keuchend durch die Stratosphäre. Sauerstoffmangel und Schwerelosigkeit. Wir stöhnen und knurren um die Wette. Ihre Möse tropft, mein Schwanz pocht. Es ist nicht die Zeit der Zärtlichkeit. Die Art, wie sie meinen Schwanz streichelt, ist mir so vertraut wie die hektischen Bewegungen, mit denen sie ihren Unterleib an meinem Bein reibt. Ihre Geräusche, ihr Geruch, ihr Anblick ... Ich glaube mich in einer Zeitmaschine zu befinden.
    Wir raufen uns durch die Wohnung, bis wir schließlich an einem großen Spiegel vorbeikommen. Als ich unser Spiegelbild sehe, schlägt es bei mir ein. Herzstillstand, freier Fall, Augen zu und durch. Die Zeitmaschine schleudert mich durch Szenen eines Sommers. Hitze, Nähe und Schwerelosigkeit. Blitze durchrasen mich, erinnern mich an Augenblicke so tief wie die Weltmeere und an Versprechen so leer wie die Augen eines Scharfschützen.
    Leises Lachen holt mich zurück.
    »Wie egoistisch von dir«, kichert sie und spielt mit den Resten meiner so genannten Männlichkeit.
    Ich liege still da und lasse den Film auslaufen. Sie streichelt meine Schenkel, meinen Schwanz, beißt sachte an meinen Brustwarzen herum. Irgendwann werden die Nachbeben zu Vorbeben. Sie steht auf und greift nach meiner Hand.
    »Trag mich.«
    »Wohin?«
    »Ins Bett«, sagt sie und zeigt auf die Tür, durch die ich in einem früheren Leben oft gegangen bin.
    In ihrem Zimmer knie ich mich hin und lasse sie behutsam auf das Bett gleiten. Sie legt sich auf den Rücken und spreizt ihre Schenkel.
    »Da«, sagt sie und zeigt auf eine Riesenschachtel Kondome, die neben ihrem Bett liegt.
    Ich kämpfe mit der Familienpackung. Die Schachtel bricht auseinander. Bunte Ballons hüpfen über den Teppich. Ich nehme die Farbe der Hoffnung.
    »Kommschonkommschonkommschon ...«
    »Jajaja«, murmele ich und kämpfe mit dem Auserwählten.
    Endlich. Ich lasse mich auf sie fallen. Sie knallt mir ihre Hacken in den Rücken und stöhnt, hält meinen Kopf fest, beißt mir in die Lippen, leckt sie, küsst sie, saugt an meiner Zunge, während wir uns so wild aneinander pressen, dass mir die Luft wegbleibt.
    »Mach schon!«, flüstert sie rau.
    Ich stütze mich auf und ficke sie, so hart ich kann. Ihre Gesichtszüge verzerren sich. Grün in Rosa. Der Anblick jagt Stromschläge durch meinen Körper. Ich höre ihre Schreie und gehe ab. Farbenattacke, Sturm, Chaos, Stille.
    Wieder eine weiche Landung und Augenblicke der Ewigkeit.
    Mein Schwanz schrumpft, und ich greife hinunter, um das Gummi zu erwischen. Als ich aus ihr herausflutsche, verzieht sie das Gesicht zu einer Grimasse. Es sieht so komisch aus, dass ich lachen muss. Findet sie nicht komisch.
    »Ähem ... Ich wusste gar nicht, dass du die Wohnung behalten hast.«
    Sie rollt sich auf die Seite und greift nach den Zigaretten.
    »Hier wohnte eine Freundin von mir, aber sie zieht wieder zu ihrem Freund.«
    »Bedeutet das, dass du hier bleibst?«, frage ich und bete, dass es sich nicht wie ein Winseln anhört.
    Sie steckt mir eine Kippe in den Mund und zuckt mit den Schultern.
    »Quien sabe?«
    Darüber lohnt es sich, einen Moment nachzudenken.
    »Du warst in Mexiko?«
    »Unter anderem«, sagt sie abweisend.
    »Und wo noch?«
    »Nirgendwo.«
    Jaja, keine Fragen nach ihrer Vergangenheit, keine Ansagen zu ihrer Zukunft. Sie lässt sich nicht in die Karten schauen, genießt ihre Unberechenbarkeit, lässt mich im Ungewissen zappeln

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