Was mich fertig macht, ist nicht das Leben, sondern die Tage dazwischen (German Edition)
»NO!«
Ich könnte es ihr ja erklären, aber erstens würde die Stille leiden, und außerdem habe ich echt die Schnauze voll davon, ständig Frauen Funktionen des männlichen Körpers zu erklären, die mir selber nicht ganz einleuchten, da lasse ich mich lieber für einen schwanzgesteuerten Vollidioten halten.
Tankgirl murmelt irgendwas Aggressives.
»Don’t panic«, winke ich ab.
Sie schaut mich misstrauisch an. Sieht fast so aus, als würde sie den Abstand zwischen uns abschätzen.
»Mejico?«, frage ich schnell, um sie etwas abzulenken.
»Hongkong«, sagt sie nach einigem Zögern.
Wo wir schon mal am Quasseln sind:
»Tacheles«, sage ich und halte ihr meine Hand hin.
Sie schaut mich noch böser an.
»My name«, schiebe ich nach.
Sie entspannt sich etwas.
»Dias«, sagt sie und ergreift meine Hand.
»Buenos dias«, antworte ich artig.
» My name«, sagt sie.
Wir schütteln uns die Hand, und mein dummer Schwanz klatscht an meinen Bauch Beifall. Da capo, da capo ... Es ist doch irgendwie peinlich, dass eine Fremde mich so sieht, also mache ich mich schließlich auf den Weg zum Wasser, um ihn zu ertränken. Die Quallen haben sich wieder verzogen. Warum? Keine Ahnung. Wohin? Wen interessiert’s? Wie schon ein Franzose neunzehnhundertfünfundvierzig an der deutschfranzösischen Grenze sagte: Hauptsache sie sind weg!
Als ich ins Wasser laufe, folgt mir der Zottelhund auf dem Fuß. Er ist eine richtige Wasserratte, und während wir im Wasser herumalbern, richtet Tankgirl sich auf und beobachtet uns, macht aber keine Anstalten, nachzukommen. Alle halbe Stunde wiederholt sich das gleiche Spielchen: Ich springe ins Wasser, Zottel folgt, Tankgirl beobachtet uns.
»You can’t swim?«, frage ich sie in meinem besten Schulenglisch.
Sie schüttelt den Kopf.
»I can teach you.«
Sie schaut mich skeptisch an. Ich halte ihr die Hand hin.
»Come on.«
Sie nimmt meine ausgestreckte Hand, und wir laufen ins Meer. Im hüfthohen Wasser schwimme ich langsam um sie herum und zeige ihr, wie sie sich bewegen soll. Dann stelle ich mich neben sie und halte sie an den Hüften fest, während sie herumpaddelt. Es hat den Anschein, als würde sie eher dem Zottel nacheifern, aber ich bleibe stur.
»No, no, swim!«, sage ich jedes Mal, wenn sie wieder die Beine auf den Boden stellen will.
Sie paddelt und paddelt, und langsam spüre ich, wie sie selbstsicherer wird. Dieser Zustand ändert sich allerdings sofort, wenn ich sie zwischendurch loslasse, dann verkrampft sie und sinkt wie paralysiert auf den Grund, dabei ist das Wasser hier gerade mal einen Meter tief.
»Relax«, rate ich ihr und merke, wie sie noch mehr verkrampft. Oh Mann ...
Am späten Nachmittag schmerzt mein Rücken, als hätte ich zwei Schichten auf dem Bau eingelegt. Ich spaziere jetzt den halben Tag im Meer herum, und mit jeder weiteren Minute steigen meine Chancen, bei der Wahl zur Apfelsine des Jahres voll abzuräumen. Aber wenigstens haben wir Fortschritte gemacht, denn seit zwei Stunden kann sie schwimmen. Jetzt müssen wir nur noch dran arbeiten, dass sie sich alleine ins Wasser traut ... Ich muss gestehen, dass ich langsam die Geduld verliere. Egal was ich mache, sie schwimmt und schwimmt und schwimmt und hat einen Heidenspaß dabei, aber wehe, ich lasse sie los! Es muss ein Bild für die Götter sein, wie Mister Orange hier herumspaziert und Tankgirl an einer unsichtbaren Leine neben sich herzieht, während sie von einem schnaufenden Flokati verfolgt wird. Noch interessanter finde ich allerdings die Tatsache, dass sich mein Schwanz anscheinend damit abgefunden hat, dass er nicht zum Schuss kommt. Seit Stunden halte ich Tankgirls durchtrainierten Körper fest, spüre ihre Hüften an meiner Taille, und wenn sie ihre Beine anwinkelt, bietet sich mir gelegentlich ein wunderbarer Anblick, und ... nichts passiert. Hey, wenn mein Schwanz das lernen kann, besteht auch noch Hoffnung für die Menschheit.
Als die Sonne untergeht, darf ich endlich an Land und lasse mich erschöpft in den warmen Sand plumpsen. Himmel, ich krieg die Beine kaum angewinkelt, bin voll gesogen wie ein Schwamm. Aber keine zehn Minuten später hüpft sie schon wieder vor mir herum und deutet zum Wasser.
»Come on.«
Ich winke ab.
»No.«
Sie zeigt mir die Zahnlücke.
»Come on!«
Ich kämpfe mich auf die Beine, packe ihren Arm und ziehe sie zum Wasser runter. Sie schaut etwas verwirrt drein, als ich an der Wasserkante stehen bleibe und aufs Meer zeige.
»Don’t think ...
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