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Was mich fertig macht, ist nicht das Leben, sondern die Tage dazwischen (German Edition)

Was mich fertig macht, ist nicht das Leben, sondern die Tage dazwischen (German Edition)

Titel: Was mich fertig macht, ist nicht das Leben, sondern die Tage dazwischen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Birbæk
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swim!«
    Sie zögert kurz und geht dann tatsächlich ins Wasser. Wow! Sogar Zottel ist zu verblüfft, um ihr zu folgen. Er sitzt staunend da und streckt uns die Zunge raus.
    Sie schwimmt ein paar kleine Runden im Kinderbecken, macht ein paar vorsichtige Kraulzüge ins Dunkelblaue hinaus, um dann plötzlich eine hysterische Wende zu machen und mit peitschenden Armen zurückgejagt zu kommen. Im Kinderbecken richtet sie sich auf und schickt einen langen, triumphalen Schrei nach Schweden rüber, dann stürmt sie an Land und springt mir in die Arme.
    »Thanks!«, ruft sie und gibt mir einen Kuss auf die Wange, während sie versucht, mir die Rippen zu brechen.
    Na ja ... was soll ich sagen ... Ich meine, ich bin nackt, sie ist nackt, es ist heiß, und man weiß ja, wie das im Leben manchmal so ist ...
    Tankgirls Lachen erlischt schlagartig. Sie befreit sich mit einem Ruck aus meinen Armen, tritt einen Schritt zurück, und bevor ich etwas sagen, geschweige denn tun kann, liege ich auf dem Rücken und starre in den Himmel. Sonnen explodieren, Möwen stürzen schreiend ab, und plötzlich weiß ich auch, wo ich diese Hornhaut schon mal gesehen habe.
    Nach und nach nehmen die Wolken wieder ihre ursprüngliche Geschwindigkeit, Farbe und Form an. Ich drehe den Kopf ein bisschen und versuche, meinen schwimmenden Blick auf sie einzustellen. Sie steht ausbalanciert vor mir und wartet. Ihre Augen mustern mich abschätzend. Neben ihr sitzt Zottel und knurrt böse. So viel zum Thema neue Freundschaften.
    Ich befühle vorsichtig mein Kinn und starre sie an.
    »Dias, hm? Vielleicht sollte dich jemand tatsächlich mal an die Wand klatschen!«
    Sie versteht nur Bahnhof, aber sie hört ihren Namen und zeigt auf meinen Schwanz.
    »NO!«
    » Relax! It’s only my fuck-ing bo-dy, okay?«
    Ich strecke ihr meine Linke entgegen.
    »Give me a hand.«
    Sie kneift die Augen zusammen und ballt die Fäuste. Zottel knurrt lauter.
    »Give me your fucking hand! Now!«
    Sie reicht mir die Linke und hält die Rechte bereit, um mir bei dem geringsten Anlass ihre ganz spezielle Gebissstellung zu verpassen, dann zieht sie mich mit einem einzigen Ruck auf die Beine und springt sofort einen Meter zurück, die Augen kalt wie Gletschereis.
    Ich bleibe schwankend stehen und betaste meine Lippe. Kein Blut. Wow – sie mag mich !
    »Kickboxing?«, frage ich sie und schicke meine Zunge auf eine Expeditionsreise.
    »Karate«, sagt sie und taxiert mich noch immer wachsam.
    »Teach me.«
    Sie mustert mich regungslos.
    »You can swim now«, erinnere ich sie.
    Sie entspannt sich etwas, öffnet die Fäuste und zeigt mir die Zahnlücke.
    »Okay, tomorrow.«
    Um kein unnötiges Risiko einzugehen, beginne ich, mich anzuziehen. Tankgirl folgt meinem Beispiel, und auch Zottel ist plötzlich wieder mein Freund und will spielen. Ich ignoriere ihn. Ich weiß, ich weiß, er macht auch nur seinen Job, aber verletzte Gefühle zählen auch.
    Als wir angezogen sind, kommt Tankgirl einen Schritt näher, um ihre Arbeit zu bewundern. Als sie die Beule an meinem Kinn ausreichend gewürdigt hat, gibt sie mir einen Klaps auf die andere Wange, um mir zu zeigen, dass diese Schwellung ihr wesentlich sympathischer ist.
    »Okay. Tomorrow. Sorry. Bye«, sagt sie, schnappt sich ihre Sachen und geht.
    Ich beobachte, wie sie in den Klippen verschwindet, und ziehe mich seufzend wieder aus. Ich bin total erledigt. Sogar mein dummer Schwanz hat sich endlich entspannt und lässt die Seele baumeln.
    Als ich mich nackt in den Sand plumpsen lasse, schnappe ich ihn mir und würge ihn ein bisschen.
    »Mein Leben lang bringst du mich in Schwierigkeiten!«
    Er rechtfertigt sich nicht, aber die Berührung reicht aus, um ihn wieder in Bewegung zu setzen. Nichts zu machen, ich bin tiefstes Notstandsgebiet. Ich sehe es schon kommen, dass ich mir morgen noch ein paar weitere Beulen einhandle, und mir fällt nur eine einzige Möglichkeit ein, wie ich mich davor schützen kann.
    Eine Minute später seufzt mein Körper befriedigt und greift nach den Zigaretten. Es geht doch nichts über einen Orgasmus. Apropos, da war doch noch was mit Sex ... Sex ... hm ... Sechs! Die sechste Frage!
    »Warum hast du mich eigentlich immer mit zum Angeln genommen?«
    Wir stehen vor dem Haus und verdauen ein reichliches Frühstück. Far schaut mich an, wie ein Wissenschaftler ein seltenes Insekt unter dem Mikroskop betrachten würde.
    »Das fragst du dich jetzt ?«
    Er lacht. Zuerst versucht er, es zu unterdrücken, aber dann platzt er,

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