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Was mich fertig macht, ist nicht das Leben, sondern die Tage dazwischen (German Edition)

Was mich fertig macht, ist nicht das Leben, sondern die Tage dazwischen (German Edition)

Titel: Was mich fertig macht, ist nicht das Leben, sondern die Tage dazwischen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Birbæk
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Spruchreifes ... Aber Karin S. scheint ’n Plan zu haben.«
    »Das wäre in der Tat was Neues!«, lache ich.
    »Irgendwas mit dem Gig«, fügt er hinzu.
    Ich stelle mir vor, wie Karin S. mitten im Konzert auf die Bühne stürmt, um uns madig zu machen. Oh, das wird ein Spaß!
    »Machst du dir etwa darüber Sorgen?«
    »Nein«, sagt er, »was ich mich allerdings frage, ist, ob du rechtzeitig wieder in Form kommst.«
    Siehe da, siehe da, Max zeigt Nerven.
    »Das Meer, die Sonne, die nette Gesellschaft, alles arbeitet für uns. In ein, zwei Jahren bin ich ganz der Alte«, sage ich und lege auf.
    Ich stehe ein bisschen dumm rum, kann mich nicht von der Telefonzelle loseisen.
    Ich schaue auf den Mond. Ich schaue aufs Meer. Ich zünde mir eine Zigarette an. Schaue auf die Glut. Schaue wieder auf den Mond. Zertrete die Kippe. Schmeiße die Schachtel weg. Pfeife ein Liedchen. Irgendwann stopfe ich wieder Münzen in den Apparat und wähle ihre Nummer.
    »Wer stört?«
    »Ich bin’s.«
    » Tach ... Wo bist du?«
    »Bei meinem Dad.«
    »Wusste ich’s doch! Max, die Ratte, wollte nicht mit der Sprache rausrücken. Wie lief es? Wie geht es dir?«
    »Mir geht’s gut. Bis auf den Priester war’s erträglich. Als er das dritte Mal So geh mit Gott salmte, hätte sie ihn sicher zum Teufel gejagt.«
    Britta kichert.
    »Was treibst du sonst so?«
    »Mir wachsen schon Schwimmhäute.«
    »Hmm, lecker, und wann kann man die sehen?«
    »Weiß nicht, Donnerstag oder Freitag. Bist du beim Gig?«
    »Wo soll ich denn sonst sein, du Blödmann.«
    Eine Münze verschwindet beleidigt im Münzschlitz. Ich schiebe Schmerzensgeld nach.
    »Hast du danach vielleicht ein bisschen Zeit?«
    »Wofür?«, fragt sie, plötzlich hellwach.
    »Ich meine ... ich dachte ... vielleicht könnten wir ja irgendwas zusammen machen.«
    »Was denn?«
    »Nun ja ... irgendwas Schönes ... zum Beispiel ans Meer fahren.«
    »Das wäre was Schönes«, sagt sie und ich höre, dass sie lächelt.
    Ich räuspere mich.
    »Und was treibst du so?«
    »Ich schmier mit den Jungs Nacht für Nacht die Städte mit Plakaten zu.«
    »Städte ...? Plural?«
    »Alles innerhalb von dreißig Kilometern. Schimanski meint, dieses Mal soll im Nachhinein keiner sagen können, er hätte von nichts gewusst.«
    Oh Mann.
    »Wie läuft’s denn mit ihm und Sabine?«
    »Die treiben jeden in den Wahnsinn! Bei dem Thema – was machen denn die schönen Däninnen?«
    »Weiß nicht. Die jüngste, die ich bisher traf, war fünfundsiebzig.«
    »Und hat auch schon einen Freund, nicht wahr?«
    »Exakt.«
    »Tja, Pech gehabt. Grüß die beiden schön. Und falls dir doch eine nette Seniorin ohne festen Freund über den Weg laufen sollte, mach dir nichts draus – irgendwann wirst auch du wieder einen hochkriegen.«
    Sie lacht eine Münze weg.
    »Nur ein kleiner Scherz ...«
    »Schon gut, ich habe gerade erfahren, dass es eine alte Familientradition ist.«
    »Die du hochhalten musst?«, prustet sie.
    Meine letzte Münze erträgt die Anspielungen nicht mehr und stürzt sich deprimiert in den Abgrund. Ich höre noch einen letzten Lacher, dann rauscht das Meer durch die Leitung.

19. Der letzte Tanz
    F reitagabend und die passende Party. Man ist blau oder high oder arbeitet an einem von beidem. Ich bin von vip s umzingelt, und für den Fall, dass ich es nicht zu würdigen weiß, bleibt immer wieder mal jemand bei mir stehen und erklärt mir, wie wichtig er nun wirklich ist. Einer dieser Superstars, am Handgelenk die Rolex, in der Westentasche eine goldene Taschenuhr, klebt seit zehn Minuten an mir wie ein nasses T-Shirt. Es stört ihn, dass er nicht einordnen kann, ob es sich irgendwann rentieren könnte, mich getroffen zu haben. Mich stört das Gegenteil.
    »Hören Sie«, unterbreche ich ihn zum dritten Mal. »Ich bin privat hier.«
    Nicht okay. Egal, wie ich mich wende und drehe – er steht vor mir und quasselt über seinen Job. Er scheint einer der Typen zu sein, die nie wissen, wem wann welche Stunde geschlagen hat. In der Innenstadt, in einer Bar, mit den Manieren, ich würde mal sagen: Intensivstation. Es wird Zeit für eine Ansage.
    »Sagen Sie, ist vip vielleicht die Abkürzung für Verdammt Ignoranter Pisser ?«
    Sein Redefluss versickert. Jetzt sieht es aus, als frage er sich, ob es ihm schaden könnte, wenn er mir eine reinhaut, daher trete ich vorsichtshalber einen Schritt zurück und grinse ihn an.
    Ich beobachte seinen Abgang und konzentriere mich dann wieder auf die Party. Ein großer Teil der

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