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Was mich fertig macht, ist nicht das Leben, sondern die Tage dazwischen (German Edition)

Was mich fertig macht, ist nicht das Leben, sondern die Tage dazwischen (German Edition)

Titel: Was mich fertig macht, ist nicht das Leben, sondern die Tage dazwischen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Birbæk
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echte Kameradin.
    Als ich ihre Versuche, durch die geschlossene Haustür zu gehen, ausreichend bewundert habe, lade ich sie mir schließlich auf den Rücken, um noch dieses Jahr ins Haus zu gelangen. Dabei wird sie richtig munter, hustet böse und versucht, mir die Rippen einzutreten. Ich verspreche ihr, sie beim ersten Würgegeräusch fallen zu lassen. Daraufhin kriegt sie einen gewaltigen Hustenanfall und tritt noch heftiger um sich. Sie gefällt mir immer besser.
    Als der Fahrstuhl im dritten Stockwerk abbremst, höre ich ein unverwechselbares Geräusch aus ihrem Inneren. Ich lehne sie an die Wand und kann mich gerade noch durch die Fahrstuhltür hinauszwängen, bevor ihr Mageninhalt an die Kabinenwand klatscht. Ich lausche dem Gewürge und bin ernsthaft versucht, sie ein paar Stockwerke weiterzuschicken, aber ein paar soziale Verhaltensregeln sind wohl hängen geblieben, denn ich bleibe stehen und lausche.
    Das Gewürge lässt in Intervallen nach. Ich werfe einen Blick in die Kabine. Sie steht lässig an die Wand gelehnt und schaut mich mit einem dümmlichen Lächeln an. Natürlich lehnt sie an der voll gekotzten Wand, und ich versuche, nicht dran zu denken, wie ihre Jacke hinten aussehen muss. Als mein Blick auf ihre Schuhe fällt, kann ich es mir ganz gut vorstellen.
    Schnapsi lächelt mir zu und scheint auf die Kavallerie zu warten, aber ich gehe da bestimmt nicht rein.
    »Komm her ...«
    Sie rührt sich nicht und lächelt mich nur verständnislos an.
    »Komm her.«
    Sie rührt sich nicht, lächelt verständnislos.
    »Komm her!«
    Sie lächelt verständnislos.
    Ich strecke einen Arm in die Kabine und lasse einen ausgestreckten Finger über dem »K« verharren.
    »Wenn du jetzt nicht rauskommst, schicke ich dich zum schwarzen Mann in den Keller.«
    Sie lächelt verständnislos.
    »Alleee Zombiiiiies – Marsch!«
    Sie lächelt verständnislos. Okay, jagen wir die Datenbank durch.
    »Aktien, Hummer, Kaviar, Porsche, Papa im Aufsichtsrat, Monte Carlo, Schönheitschirurgie, Silikon, Steuerflucht, Luxemburg ...«
    Irgendwas scheint ihr bekannt vorzukommen, denn sie kommt plötzlich auf mich zugeschwankt. Als sie an mir vorbeieiert, halte ich ihre Jacke am Kragen fest, und wie vermutet taumelt sie einfach weiter und lässt Jacke Jacke sein. Ich folge ihr in sicherem Abstand.
    Es gibt nur eine einzige Tür auf dieser Etage, und die steht halb offen. Ich schiebe sie ganz auf und taste nach einem Lichtschalter. Klick! Die Sonne geht auf. Dutzende Lichter beleuchten einen langen gebogenen Gang, von dem zirka ein Dutzend Türen abgehen. Drogengelder oder Tantiemen aus der Volksmusik? Wie auch immer, irgendwo gibt es hier eine Bar. Und die brauche ich. Dringend.
    Aber zuerst muss ich das Steiftier loswerden.
    »Such Bettchen.«
    Sie lächelt dümmlich und schwankt drauflos. Wow!
    Die erste Tür führt in ein Badezimmer, aber schon hinter der zweiten finden wir ein Schlafzimmer. Beim Anblick des Bettes seufzt mein Pflegefall erleichtert und macht eine unsichere Bewegung nach vorne. Bevor sie umkippt, tippe ich sie leicht an die Schulter. Sie klatscht an die Wand wie ein nasser Sack Zement und lächelt mich zur Abwechslung verständnislos an. Mir ist es genauso rätselhaft, wieso ich das tue, aber ich hebe ihre Beine an und ziehe ihr die Schuhe aus. Bei dem Geruch bin ich geneigt, mein Abendessen dazuzutun.
    Als ich sie wieder freigebe, macht sie ein paar schlappe Schritte und lässt sich dann seufzend aufs Bett plumpsen. Da liegt sie breitbeinig und schlapp, eingehüllt in eine Duftnote: Magensäure No. 1. Als würde das nicht schon reichen, beginnt sie, leise zu schnarchen. Die Situation ist hoch unerotisch, dennoch, als ich ihre Bluse aufschnüre – sie muss ja Luft kriegen, nicht wahr? –, komme ich nicht umhin festzustellen, dass ihre Schultern vom Feinsten sind, und als ich ihr die Bluse ausziehe, bemerke ich auch, dass sie kein großer Fan von natürlichem Haarwuchs zu sein scheint.
    Um sicherzugehen, ziehe ich ihr den Rock aus und betrachte ihre Beine. Kein Härchen weit und breit. Ich starre den Satinschlüpfer an. Tja ... Schämst du dich nicht? Eine wehrlose Frau ausziehen und begaffen! Also wirklich!
    Als ich ihr den Slip runterschäle, sehe ich, dass sie nicht konsequent war. Zwischen ihren Beinen thront ein winziges Haarbüschel in Form eines Herzens. Ich beobachte das Kunstwerk, merke, wie der Anblick sich bei mir auswirkt, werfe ihr schnell eine Decke über und mache mich auf die Suche nach dem nächsten

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