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Was mit dem weißen Wilden geschah - Roman

Was mit dem weißen Wilden geschah - Roman

Titel: Was mit dem weißen Wilden geschah - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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vielmehr bei allen ihren Verrichtungen beobachten undihre Geheimnisse erforschen. Neben Improvisationsgeschick und dem eisernen Willen, von hier wegzukommen, würde es ihm durch sie gelingen, nacheinander alle Probleme zu lösen, die seiner Flucht im Weg standen. Dass er es eilig hatte und ungeduldig war, spielte keine Rolle. Die Zeit hatte hier ihren eigenen Rhythmus.
    Er hatte aus reiner Langeweile beschlossen, sich zu rasieren, und dabei herausgefunden, wie sie die Kinder schoren und etwas abschnitten. Von nun an musste er sich ganz auf die exakte Beobachtung ihrer Handlungen und Gesten konzentrieren, um alles zu erlernen, was er brauchte. Er hatte etwas viel Besseres als ein Ziel gefunden: einen Weg.
    Mit der länglichen Muschelschale, die ihm als Axt und Hobel und Deichsel zugleich diente, bemühte er sich, einen Ast abzuschneiden, ihn zu entrinden und daraus eine grobe Planke zu machen. Am Ende hatte er drei Muscheln zerbrochen und eine zerschnittene Hand, weil ihm das Werkzeug ausgerutscht war, aber nach einer Stunde Arbeit war er mehr oder weniger fertig. Der Zimmermann auf der Saint-Paul, ein wortkarger Mann aus Dieppe, hätte nur verächtlich den Kopf geschüttelt und das grob behauene unförmige Stück Holz auf den Abfall geworfen. Aber wäre ihm mit derart unzulänglichen Werkzeugen etwas Besseres gelungen?
    Er machte sich wieder an die Arbeit, weil er spürte, dass seine Axtschläge immer genauer und wirkungsvoller wurden und es nichts Besseres zu tun gab. Waren die drei Planken, die er fertigstellte, lediglich verheißungsvoll oder tatsächlich der erste Schritt zum Aufbruch? Er betrachtete sie stolz. Um die Wilden nicht auf sich aufmerksam zu machen – man konnte niemals vorsichtig genug sein –, beschloss er, sie für seine Hütte zu benutzen. Er riss die vom Vortag ein und errichtete sie wieder neu. Mit seinen drei provisorischen Planken konnte er in anderen Dimensionen denken. Indem er Löcher im Felsgestein und Astgabeln nutzte, gelang es ihm, so etwas wie einen Dachstuhl zu bauen, und zwar fast auf Körperhöhe. Das Materialvon seiner alten Hütte sowie weitere Äste und Blattwerk erlaubten ihm, wenn nicht ein richtiges Dach und richtige Mauern, so doch etwas Ähnliches zu errichten. Es drangen Wind und Sonne hindurch, aber er war zufrieden mit seinem Werk.
    Ihn freuten diese Fortschritte, die dem Tag einen Sinn gaben, und er ging Waiakh zur Hand, der beschlossen hatte, sich eine kleine Hütte neben der seinen zu bauen. Dann spielten sie in den Wellen. Das Kind wiederholte in singendem Tonfall: «Waiakh. Amglo», und machte große Gesten. Es sagte Waiakh und legte seine Hand an seine Brust. Narcisse begriff, dass der Stamm ihm den Namen Amglo gegeben hatte. Er erwiderte darauf mit einer komischen Grimasse: «Amglo. Narcisse Pelletier, von den Wilden Amglo genannt.»
    «Amglo», wiederholte Waiakh. Er zeigte auf die Sonne und beschrieb mit ausgestrecktem Arm einen Halbkreis, er fing beim Meer an, zeigte auf einen Punkt über seinem Kopf, und dann, in Richtung der Baumwipfel, ging es wieder nach unten. Das Kind beschrieb den Lauf der Sonne. War Amglo das Wort für Sonne? Aus welcher Laune heraus hatten sie ihn Sonne getauft? Weil er größer war als sie? Weil seine Haut im Vergleich zu ihrer strahlend weiß war? Oder weil sein Schiff im Osten am Horizont erschienen war, dort, wo die Sonne aufging?
    «Amglo. Ihr nennt mich Sonne …»
    Auf diese Weise kannte er nun ein Wort in ihrer Sprache. Er würde noch andere lernen müssen, viele andere. Wie sagte man bei ihnen: Wo findet man Wasser? Besorgt mir etwas zu essen! Gibt es in dieser Gegend noch andere Weiße? Kommt mit mir nach Sydney …
    Aber nein. Er würde Monate brauchen, um ihre Sprache zu lernen. Er hatte keine Lust, mit ihnen zu reden, und er würde nicht noch Monate länger bleiben. Entweder würde die Saint-Paul zurückkehren, oder er würde sich Richtung Süden auf und davon machen.
    Er ging wieder zu seiner Hütte zurück, das Kind tappte hinter ihmher. Diese unnütze Anhänglichkeit ließ ihn aus der Haut fahren, und mit einigen Fußtritten zerstörte er Waiakhs Hütte. Sollte er doch woanders schlafen! Die willkürliche Gemeinheit tat ihm gut.
    «Was ist?»
    Das Kind sah ihn verständnislos an.
    «Du findest, ich bin gemein?»
    Narcisse lachte höhnisch auf.
    «Aber ihr seid noch viel gemeiner als ich! Ihr seid alle gemein. Ihr seid dreckig und stinkt. Und schaut euch an, wie winzig ihr seid! Zwerge, falsche Zwerge. Ihr seid

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