Was mit dem weißen Wilden geschah - Roman

hässlich, grässlich, schauderhaft. Sogar du bist noch gemeiner als ein Affe. Alle seid ihr schwarz, aber es ist kein schönes Schwarz! In Afrika habe ich Bäume von Männern gesehen, die hatten eine schwarze Haut, die fast geleuchtet hat. Ihr, ihr seid … staubig, glanzlos schwarz. Wie … die Haut von einer Kuh, wie die verblichene Haut von einer kranken Kuh. Ihr redet auch nicht, sondern ihr grunzt. Ihr lächelt nicht, ihr lacht nicht. Ihr singt nicht, sondern bellt und klappert mit den Zähnen. Ihr geht nicht, sondern trottet daher. Ihr seid … Gnome, direkt aus einem Albtraum. Selbst im Traum gibt es keine derart hässlichen Kreaturen. Ihr seid alle miteinander Teufelskinder, die mich quälen. Ihr esst … widerliches, scheußliches Zeug. Ihr seid alle nackt und ohne Scham. Ihr habt mir meine Kleider gestohlen und mir das halbe Ohr abgerissen, nur um an meinen Ohrring heranzukommen. Wie Tiere seid ihr, gierig, bösartig und hässlicher als die sieben Todsünden. Selbst ein Hund ist freundlicher und sanfter als ihr. Selbst ein Schwein! Ihr seid keine Menschen, an Menschen kommt ihr nicht heran, es gibt kein Wort für euch.
    Jeden einzelnen Tag, jeden einzelnen Augenblick fügt ihr mir Leid zu, aber wisst ihr was? Die Saint-Paul wird wiederkommen, und zwar nicht nur die dreißig Leute von der Saint-Paul. Andere Schiffe werden dabei sein, für Handel oder Fischfang, und die werden euch für das bestrafen, was ihr mir angetan habt, und Kriegsschiffe, aus Frankreich, aus England, aus Spanien, aus Amerika. Eine ganze Flottewird eure Küste abriegeln. Truppen werden an Land gehen. Alles Weiße wie ich, und dann lernt ihr, was das heißt. Dann wird euch das Lachen vergehen, da könnt ihr grunzen und bellen und mit den Zähnen klappern, aber wir, wir verstehen euch nicht und machen uns über eure erschreckten Gesichter lustig. Ihr habt keine Ahnung, was ein Gewehr ist, ein Schuss? Ihr werdet es erfahren, glaubt mir. Alle diese wütenden Seeleute und Soldaten werden im Busch auf euch Jagd machen, euch fangen, euch einkreisen, euch nicht mehr gehen lassen und euch mit Knüppelschlägen vor sich hertreiben, Männer, Frauen, Alte, Kinder. Wir brauchen euch nicht für Wasser, die Schiffe haben alles, genügend Trinkwasser und Wasser, um sich an Land jeden Tag zu waschen, wenn man das möchte. Aber für euch keinen einzigen Tropfen! Und wenn ihr alle zusammengetrieben und gefesselt seid, dann schneiden sie euch alle das linke Ohr ab, mit Hippe, Bajonett, Messer oder Dolch. Man wirft alle die schwarzen Ohren auf einen großen Haufen und zündet ihn dann an. Und dann tötet man euch, einen nach dem anderen, mitleidlos, ihr habt es nicht anders verdient. Man wird euch eine Klinge in den Bauch stoßen, eure Eingeweide im Sand verstreuen und euch ausbluten lassen, bis kein Einziger von euch auf dieser Erde übrig bleibt. Ihr werdet euch vor Schmerz winden und lange unter der brüllenden Sonne dahinsiechen. Ihr könnt kriechen, stöhnen oder um Gnade flehen, nichts als Stiefeltritte werdet ihr bekommen. Und damit auch sicher ist, dass ganze Arbeit geleistet wurde, werden Kriegsschiffe den Busch unter Beschuss nehmen, bis ihnen die Munition ausgeht und kein Baum mehr steht, und du wirst sehen, wie weit die zielen können. Und dann stecken sie alles in Brand, und es wird ein Feuer geben, wie es noch keines gab, es wird alles bis zum Horizont verwüsten, ein riesiges Freudenfeuer, um eure Vernichtung zu feiern …
    Und ich, ich werde auf dem Achterdeck der Saint-Paul sitzen, in einer Leinenhose, einem Baumwollhemd, einem Seidenschal und einem Filzhut – aber du weißt ja nicht einmal, was das ist, Leinen,Baumwolle, Seide, Filz –, und in diesen schönen neuen Kleidern genehmige ich mir Weißwein aus Kapstadt und sehe dabei den Soldaten zu, wie sie euch töten und alles in Brand setzen, und ich werde mit beiden Händen klatschen und, so laut ich kann, Hurra schreien! Und ich werde sie mit meinen Rufen «Nur Mut, ihr Leute! Weiter so!» anfeuern. Und wenn nach drei Tagen das Feuer am Ende erloschen ist und der Rauch sich über euer verfluchtes Stück Land gelegt hat, das nun in Asche daliegt, dann wird nichts mehr darauf hinweisen, dass dieses Land jemals bewohnt war, und wir können wieder abziehen, ohne uns umzuwenden.
    Und ich fahre nach Frankreich zurück und fahre nie wieder zur See. Ich kehre zu mir nach Hause zurück, sehe meine Eltern wieder, suche mir eine Arbeit, und du wirst staunen, wie hart ich arbeiten kann! Ich lasse