Was mit dem weißen Wilden geschah - Roman
Wochen ganz und gar nichts Neues erfahren: Narcisse ist ein netter junger Mann, doch reicht das, um ihn meiner uneingeschränkten Gastfreundschaft zu versichern?
Auch glaube ich, dass Narcisse ein Liebesabenteuer mit einem Dorfmädchen hat, und dass der Pfarrer und der Vater der Betroffenen seine weitere Anwesenheit für unpassend erachten.
Kurzum, Saint-Gilles ist nicht der richtige Ort für Narcisse, doch ist es Vallombrun?
Ich war eben in Gedanken über meine Beziehung zu ihm versunken, da erhielt ich ein Schreiben vom Marineministerium. Man hatte die Anfrage seiner Majestät nicht vergessen.
Admiral Jurien de La Gravière war vom Minister mit dem Vorsitz einer Untersuchungskommission betraut worden, welche den Ereignissen nachgehen sollte, die dazu führten, dass der Matrose Pelletier jahrelang unter australischen Wilden zugebracht hatte, während die Reederei fälschlicherweise seinen Tod verkündete und damit jede Suche nach ihm verhinderte. Disziplinarische oder strafrechtliche Folgen seien nicht ausgeschlossen, wie man mir später hinter vorgehaltener Hand mitteilte.
Die Behörden fanden problemlos den Reeder der Saint-Paul, seinen Kapitän und das Bordbuch. Der Steuermann, der am 5. November 1843 die Todesurkunde unterzeichnet hatte, war 1855 bei einer Rauferei in Valparaíso erstochen worden.
Vor der Untersuchungskommission, die im prächtigen Palast der Marine, dem Hôtel de la Marine, tagte, hatte Kapitän Porteret, der seit einer Verletzung am Bein nicht mehr zur See fährt, behauptet, er könne sich nicht mehr sehr gut an diese lang zurückliegende Angelegenheiterinnern, nur an eine schwierige Fahrt von Kapstadt nach China, mit Kranken und einem unerwarteten Aufenthalt an Land … Der mit der Prüfung beauftragte Offizier, der sich das Bordbuch genau angesehen hatte, bedrängte ihn mit Fragen zu taktischen Entscheidungen. Warum hatte er, nachdem er Kapstadt verlassen hatte, eine so weit südlich verlaufende Route gewählt? Warum hatte er sich später in den Kopf gesetzt, so weit Richtung Osten zu segeln, obgleich er mehrere Kranke ins Bordbuch eingetragen hatte und ohne Weiteres La Réunion, Mauritius oder Ceylon hätte ansteuern können? Warum zuerst dieses langsame und behutsame Navigieren an die Westküste, dann in den Norden von Australien und immer wieder vorsichtige und vergebliche Versuche, Wasser zu laden? Warum hatte er so lange damit gezögert, eine Entscheidung zu treffen, und erst so spät damit aufgehört, nach einer Anlaufstelle für Süßwasser zu suchen, um stattdessen den nächsten Hafen anzusteuern?
Bei jeder Frage rutschte der Kapitän auf seinem Stuhl herum, brabbelte etwas und fand dann teilweise sein Gedächtnis wieder. Seine Stellungnahmen waren abgehackt, mitunter widersprüchlich und hinterließen den peinlichen Eindruck von Inkompetenz. Die Vorstellung, dass dieser alte Herr einmal auf der Brücke einer Schaluppe gestanden und eine Mannschaft von dreißig Mann befehligt hatte, fiel mir schwer.
Der junge Offizier rückte ihm mit Fragen nach den Karten, die er 1843 benutzt hatte, zu Leibe. Der Kapitän erinnerte sich nicht mehr genau, aber wahrscheinlich waren sie bereits veraltet gewesen und nicht sehr genau, der Reeder war ein Geizhals und hatte an allem gespart, selbst bei der Ausrüstung des Ruderhauses. Waren es Karten von vor der Revolution gewesen? Älter als die Expedition von Nicolas Baudin? Er wusste es nicht mehr. Er war sich nur sicher, dass er niemals im Besitz von englischen Karten gewesen war.
Der Admiral versetzte ihm den Gnadenstoß:
«Wie viele Tote hat es nach Kapstadt gegeben?»
Der Kapitän erblasste und musste gestehen, dass er sich nicht mehr erinnerte.
«Nun gut, ich denke, es ist Zeit für eine Pause, Sie können unterdessen noch einmal einen Blick in das Bordbuch werfen. Ich hoffe, das wird Ihre Erinnerung auffrischen.»
Während der Marineoffizier den Kapitän in ein angrenzendes Büro geleitete, richtete der Admiral das Wort an uns.
«Guten Tag, Vicomte, guten Tag, Matrose. Ich verspreche mir viel von der nun folgenden Unterredung. Ich bin mir nicht sicher, dass Porteret sich der Tragweite seines Verhaltens bewusst ist. Seine Entscheidungen bei der Navigation waren mittelmäßig, aber im Augenblick kann ich keinen Verstoß erkennen. Es ist hingegen strafbar, ein Besatzungsmitglied an Land zurückzulassen und eine falsche Todesurkunde auszustellen. Ich weiß noch nicht, in welche Richtung es am Ende gehen wird. Dem Minister liegt viel an
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