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Was mit Hass begann

Titel: Was mit Hass begann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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hatte, wurde müde und schrumpfte zusammen. Mit ihr zerstob auch meine Energie. Mit sich nahm sie meinen Zorn, all den Zorn, den ich auf das Leben im allgemeinen mit mir herumgetragen hatte. Noch nie hatte ich solche Ruhe und solchen Frieden empfunden.
    Der Mann küßte mein Ohr. Ich lächelte schläfrig, schmiegte mich an seine schweißbedeckte Haut, folgte dem Beispiel der Göttin in mir und schlummerte ein.
    Erst später, als ich, immer noch in Kanes Armen, meine Haut an seiner, erwachte, wurde mir klar, daß ich mehr mit ihm gemeinsam haben mußte als nur die größte Sexnummer der Weltgeschichte.
    Ich saß einmal bei der Wahl der Miß USA in der Jury, und man gab uns allerlei Anweisungen. Eine lautete: geben Sie keinem Mädchen eine niedrigere Punktzahl als 5! Sie sagten, und ich gab ihnen recht, die Mädchen hätten hart gearbeitet und verdienten in jeder Sparte zumindest eine 5.
    Bei den Proben mit unseren Computergeräten nahmen Mädchen des Ortes, die sich freiwillig gemeldet hatten, die Stelle der Miß-Kandidatinnen ein. Neben mir saß in der Jury ein Hauptdarsteller aus einer bekannten Fernsehserie. Als die erste Freiwillige vor uns posiert hatte, drückte er eine 2,2. Nun, ich kannte den Mann nicht weiter und wußte nur, daß die Punktzahlen auf der großen Leinwand aufleuchten würden. Ich fand es nicht sehr nett von ihm, einer dieser netten, aber sehr nervösen jungen Damen eine so niedrige Punktzahl zu geben, und sagte ihm das auch.
    Er sah mich an und sagte: »Sie sind 'ne echte Schriftstellerin, was?«
    Ich fühlte mich höchst geschmeichelt, denn für mich bedeutet der Ausdruck echte Schriftstellerin, daß man nicht nur hohe Auflagen erzielt, sondern auch die begehrteste Auszeichnung, den Pulitzer-Preis, errungen hat. Prompt errötete ich über sein Lob. Doch da sagte er: »Echte Schriftstellerinnen sind nämlich unheilbar neugierig und können ihre Klappe nicht halten.«
    Ich mußte so laut lachen, daß der Mann, der uns anlernte, zur Ordnung rief. Später wurden der Fernsehstar und ich dicke Freunde.
    Ja, ich bin im wahrsten Sinne des Wortes eine echte Schriftstellerin. Ich bin neugierig und kann meine Klappe nicht halten. Wenn mir eine Frau erzählt, sie habe sich gerade scheiden lassen, dann frage ich unweigerlich: »Und warum haben Sie sich von ihm scheiden lassen?«
    Kane und ich kannten uns nun schon mehrere Tage und hatten jetzt ein gemeinsames Erlebnis gehabt, das uns doch wohl ein wenig nähergebracht hatte. Daher fragte ich ihn: »Wie kommt es, daß du nach dem Tod deiner Frau so ein Ekel geworden bist? Haßt du sie, oder was ist?« In dieser Hinsicht bin ich nicht sonderlich feinfühlig. Außerdem habe ich die Erfahrung gemacht, daß ich bei solchen Fragen entweder auf Schweigen stoße oder daß mir eine Geschichte geliefert wird.
    Kane zögerte mit der Antwort. Ich spürte, daß er noch nie jemandem auf der ganzen Welt die Wahrheit über seine Frau erzählt hatte. Atemlos wartete ich ab, während er mit sich rang, ob er es mir sagen sollte oder nicht. Was mich anging, so wollte ich erfahren, was ihn innerlich bewegte. Zu diesem Zeitpunkt sah ich erstmals in ihm den Menschen. Vielleicht war es der Sex, vielleicht sein gutes Aussehen, vielleicht war es sein angenehmer Atem, vielleicht auch nur die Aussicht, eine gute Geschichte zu hören. Aber das glaube ich alles nicht. Es war wohl eher so, daß ein Mann, der mir solche Gefühle bereiten konnte, wie er es eben getan hatte, kein unsensibler Klotz sein konnte, daß er ein Mensch mit einem Gefühlsleben war. Darüber wollte ich Näheres erfahren.
    »Ich habe einen eineiigen Zwillingsbruder«, begann er.
    Ich hielt den Atem an. Lange genug hatte ich mich gefragt, warum Mike mich so dringend gebeten hatte, Kane nicht zu verraten, daß ich ihn kannte.
    »In meiner Familie gibt es eine ziemlich blöde Redensart. Und zwar: man heiratet die Frau, die die Zwillinge auseinanderhalten kann.«
    Ach herrje, dachte ich. Kein Wunder, daß mich Mike gebeten hatte, einmal meine große Klappe zu halten. Heiraten? Ich? Ich sollte irgendeinen fabelhaften, großen, sexy Kuhtreiber heiraten, den ich bis vor wenigen Stunden noch von Herzen verabscheut hatte?
    »Konnte deine Frau euch denn auseinanderhalten?« fragte ich im Flüsterton und wartete mit eigentlich unverständlicher Bangigkeit auf seine Antwort.
    Wieder ließ er sich Zeit. Dann erwiderte er ebenso leise: »Nein. Und sie hat es auch nie gelernt. Ebenso erging es mir mit ihren Söhnen.«
    Damit waren

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