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Was mit Hass begann

Titel: Was mit Hass begann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Baby«, bevor er zu schnarchen anfängt. Aber dieser Kerl hörte nicht nach drei Minuten auf. Ich bin unter solchen Bedingungen keine gute Zeitnehmerin, aber ich schätze, daß er sich auch nach sechs Minuten immer noch in mir bewegte - rein, raus - langsam und regelmäßig, als wollte er so bis zum nächsten Sonnabend weitermachen.
    Ich kann es nicht richtig erklären, was nun mit mir geschah. Ich kann es nur so beschreiben, daß ich allmählich aufwachte. Es war, als wäre in mir immer eine Frau verborgen gewesen - nein, Korrektur, eine große blonde Göttin. Die begann sich jetzt in ihrem lebenslangen Schlaf zu rühren. Wollüstig reckte sie sich, erhob sich, rieb sich die Augen und blickte sich um. Und als sie wach war, begann sie zu wachsen. Sie wurde größer und größer und größer, bis sie mich völlig ausfüllte, bis in die Fingerspitzen und Zehen. Sie füllte auch meinen Kopf so sehr aus, daß zum erstenmal, solang ich mich zurückerinnere, keine erfundene Geschichte darin Platz fand. Statt der Geschichten hatte ich diesen Mann in meinem Körper, und ich war wach, wirklich zum erstenmal im Leben hellwach. Jeder Nerv, jede Pore, jede Zelle meines Körpers war sensibel, erregt, LEBENDIG.
    Ich weiß nicht mehr genau, was ich tat. Ich meine, was meine Hände machten, was mein Mund unternahm. Ich erinnere mich nur, daß er mich zu einem bestimmten Zeitpunkt umdrehte. 90 Kilo drehten mich wie einen Propeller, und ich rutschte über den Fußboden und mußte mich mit den Händen an einem Heuballen festhalten, um nicht noch weiterzurutschen.
    Ich weiß auch noch, daß ich ganz schamlos war. Ich konnte nicht mehr denken und verlor alle Würde. Ich war eher ein Tier als ein denkendes, vernünftiges menschliches Wesen. Endlich konnte ich verstehen, was damit gemeint ist, wenn gesagt wird, daß Sex ein natürliches Bedürfnis wie Essen und Trinken ist. Bis zu diesem Tag in dieser Dachkammer mit diesem Mann hatte ich an die alte Redensart nicht geglaubt. Ich hatte geglaubt, der Mensch braucht Essen und Trinken, aber er braucht keinen Sex. Wie sehr hatte ich mich geirrt!
    Wieder drehte er mich auf die andere Seite, legte sich meine Füße um die Schultern und machte weiter. Ich glaube nicht, daß ich damenhaft sexy-leise Stöhnlaute von mir gab. Ich glaube, ich habe so laut geschrien wie die Football-Fans im Stadion, wobei ich unter Garantie kein vernünftiges Wort mehr herausbrachte. In dieser Hinsicht war ich weit unter den Standard des sprachmächtigen Menschen abgeglitten.
    Nach einer Weile hatte ich das Gefühl, ich würde gleich explodieren. Okay, das ist ein Klischee. Es wurde schon hunderttausendmal gesagt, aber wenn man es zum erstenmal erlebt, ist es fast zum Fürchten. Vermutlich würde man sich wirklich fürchten, wenn man den Wunsch hätte, die Explosion solle nicht erfolgen. Aber da ging es mir wie dem Lachs, der stromaufwärts springt. Irgend etwas trieb mich mit Gewalt darauf zu.
    Jetzt kniete er, und ich legte meine Beine um seine. Taille und bewegte mich mit einer Kraft, die ich gar nicht in mir vermutet hätte. In diesen Augenblicken hätte ich allein mit dem Becken einen Eisenbahnzug anschieben können. Doch diesen Mann konnte ich nicht fortschieben. Er schien die Kraft von zwei Ozeanschiffen zu besitzen.
    Ich habe manches über den Orgasmus gelesen und glaubte, auch schon einige Male einen erlebt zu haben.
    Aber das stimmte nicht. Es konnte jedenfalls kein echter Orgasmus gewesen sein. Ein echter Orgasmus erfolgt nicht in Blitzesschnelle. Wenigstens nicht bei einer Frau.
    Deshalb bin ich froh, eine Frau zu sein. Ich kann mir nicht vorstellen, daß der Sex für einen Mann so schön sein kann wie für uns. Denn bei ihm ereignet er sich ja außerhalb seines Körpers. Dagegen findet er bei einer Frau in ihrem Inneren statt, ganz tief drinnen, und strahlt dann aus.
    Am besten läßt sich der Orgasmus wohl mit dem Vergleich beschreiben: Meereswogen branden an den Strand. Aus dem Inneren meines Körpers kam Welle um Welle und brandete nach außen. Es schien nicht aufhören zu wollen. Es pulsierte, breitete sich aus, zog sich wieder zurück, anfangs mit drängender Schärfe, dann allmählich langsamer verlaufend. Von einem strahlend hellen Licht wurde es zu einem schimmernden Glühen.
    Finger- und Zehenspitzen kribbelten, als hätten die Wellen in mir die äußerste Grenze erreicht.
    Nach einer Weile fing ich wieder an zu atmen, und die Frau in mir, die Göttin, von deren Existenz ich gar nichts geahnt

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