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Was mit Rose geschah

Was mit Rose geschah

Titel: Was mit Rose geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stef Penney
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auch einen gestreiften Pyjama, einen Bademantel und Lederpantoffeln mit, wie Erwachsene sie haben. Sie sind zu groß (natürlich, damit ich hineinwachsen kann), aber ansonsten in Ordnung. Der Bademantel ist kariert und aus irgendeinem Samtzeug, und am Ende des Stoffgürtels hängen Troddeln. Er ist viel zu warm für das Wetter, aber ich mag ihn trotzdem; darin komme ich mir vor wie Sherlock Holmes. Ich dachte, sie wäre wütend auf mich, daher war ich gerührt.
    Ich schlurfe in meinen zu großen Pantoffeln durch einen der Flure im oberen Stockwerk und stecke überall die Nase hinein. Und da entdecke ich ihn plötzlich. Ich möchte nicht behaupten, dass es das Letzte ist, womit ich gerechnet habe, aber es kommt ziemlich weit unten auf der Liste: Mr Lovell, der Privatdetektiv, ist auch hier im Krankenhaus! Ich werfe einen Blick in eins der kleinen Zimmer, in denen nur ein oder zwei Betten stehen,und da liegt er. Meine Freundin Emma beugt sich gerade über ihn. Ich bleibe stehen und schaue ganz genau hin, um sicher zu sein.
    »Mr Lovell!«
    Ich schreie fast vor Überraschung. Es ist, als würde ich einem alten Freund begegnen – ich bin begeistert. Er liegt im Bett, dreht aber den Kopf zu mir und schaut mich an. Sein Gesicht sieht seltsam aus; irgendwie leer und schlaff. Ich bin mir nicht sicher, ob er sich an mich erinnert.
    »Ich bin es, JJ!«
    »Hallo, JJ«, sagt Emma. »Kennt ihr euch?«
    Ich nicke und weiß plötzlich nicht, wie ich unsere Bekanntschaft erklären soll.
    Emma kommt zu mir, während sie über die Schulter mit ihm spricht. »Ich muss nur kurz mit JJ reden. Bin gleich wieder da.«
    Auf dem Flur legt sie mir die Hand auf die Schulter. »Es tut mir leid, JJ, aber deinem Freund Mr Lovell geht es gar nicht gut. Er ist ziemlich … durcheinander. Womöglich erkennt er dich nicht.«
    »Oh! Was ist denn los mit ihm?«
    Sie hält inne, und ich rechne schon damit, dass sie es mir nicht sagen wird.
    »Er hat eine seltene Form von Lebensmittelvergiftung.«
    Ich versuche, an ihr vorbei die Gestalt im Bett zu erkennen. Emma lächelt, blockiert aber mit ihrem Körper die Tür.
    »Oh! Ist es schlimm?«
    »Ja, aber wir sind überzeugt, dass er sich völlig erholt. Im Augenblick ist er noch sehr schwach, also … du könntest vielleicht morgen wiederkommen. In Ordnung?«
    »Aber er wird wieder gesund?«
    »O ja. Es braucht nur eine Weile.«
    »Verstehe.«
    Eigentlich verstehe ich gar nichts, aber manchmal muss man so tun als ob, damit die Leute zufrieden sind. Manchmal (nachmeiner Erfahrung eher öfter) muss man ja sogar so tun, als würde man etwas nicht verstehen, weil die Sache sonst peinlich werden könnte.
    »Was für eine Lebensmittelvergiftung ist denn so schlimm?«
    Ich habe gehört, dass man von verdorbenem Kebab krank werden kann – man muss sich übergeben und bekommt Durchfall. Aber ich habe noch nie gehört, dass jemand etwas isst und davon durcheinander wird. Was genau soll das eigentlich heißen? Warum sollte er mich nicht erkennen?
    »Es kommt sehr selten vor. Und keine Sorge, es ist nicht ansteckend.«
    Ich laufe mit einem komischen Gefühl über den Flur zurück, aber das Gefühl hat nichts mit der Blutvergiftung in meinem Arm zu tun. Es ist, als würde jemand über mein Grab laufen.
    Ein paar Stunden später kommt Mama, sie hat Großonkel mitgebracht. Keiner von uns erwähnt unseren Streit. Ich frage mich, ob Mama überhaupt davon erzählt hat. Wahrscheinlich nicht. Jedenfalls gibt es eine gute Neuigkeit: Ivo ist nach London gefahren, um bei Christo zu sein, und niemand weiß, wann er zurückkommt. Ich bin erleichtert.
    »Ihr werdet nicht glauben, wen ich hier drinnen gesehen habe«, sage ich zu Großonkel. »Den Privatdetektiv, Mr Lovell!«
    Großonkel sieht mich nicht an. Ich glaube, er hat es nicht mitbekommen. »Ihr wisst doch … Mr Lovell. Er ist hier!«
    »Du lieber Himmel«, sagt Mama. »Was macht der denn hier?«
    »Er hat irgendeine komische Lebensmittelvergiftung. Es geht ihm richtig schlecht. Sie sagen, man wird davon durcheinander. Welche Lebensmittel machen denn so was?«
    Großonkel schaut seufzend auf seine Hände. »Das weiß ich nicht, mein Junge. Wirklich nicht.«
    »Sie haben gesagt, ich könnte morgen mit ihm reden.«
    »Der arme Mann«, sagt Mama.
    »Ja, so was kommt öfter vor«, meint Großonkel. »Letzte Woche ist Jimmys Bruder Bill krank geworden. Es war schrecklich, sagt er.«
    »Ich habe dir Trauben mitgebracht, Schatz«, sagt Mama. »Und ein paar Kekse. Die du am

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