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Was mit Rose geschah

Was mit Rose geschah

Titel: Was mit Rose geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stef Penney
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bisschen komisch klingt. Aber ich fühle mich auch komisch. Gar nicht wie ich selbst.
    »Ist das …« Ich versuche, auf das Wort zu kommen, das Lulu verwendet hat … wie hieß es doch gleich? Etwas mit pri . Ich komme nicht drauf. Das ärgert mich. »Was ist das noch mal … so was wie Karma? Pri … kada … Nein …«
    Warum schlägt mein Herz so schnell?
    » Prikaza? « Er schaut mich an. Ein direkter, neugieriger Blick. Wenn er will, kann er einen unverwandt anschauen. »Hm. Ja. Wenn man etwas falsch gemacht hat, wird man bestraft. Christina wurde bestraft. Es ist nicht gerecht, oder? Manchmal denke ich, es wäre besser gewesen, wenn sie … aber die Familie – die Familie stirbt aus.«
    »Sie … Sie sind jung. Sie könnten jederzeit … wieder heiraten.«
    Ist es herzlos, das zu sagen? Auf einmal wird mir ganz heiß, als würde ich mich schämen. Ich trinke einen Schluck Bier, um mich abzukühlen. Ich habe das widerliche Gefühl, dass mir etwas über das Kinn läuft. Ivo schaut zu Boden, bemerkt es also nicht, und gibt eine Art Seufzer von sich.
    »Sie könnten weitere Kinder bekommen.«
    Er sieht auf, mit einem verletzten Blick. Er macht den Mund auf, sagt aber nichts.
    Meine Zunge fühlt sich taub an, aber ich kämpfe weiter. »Sie könnten … die Chancen …«
    Warum ist mir nur so heiß? Mein Herz hämmert. Mein Gesicht brennt – sicher ist es ganz rot. Ich berühre meine Stirn mit der rechten Hand. Sie ist schwer und unkontrollierbar.
    »Ray? Ray?«
    Meine Hand schlägt schwer auf den Tisch, als wollte ich um Aufmerksamkeit bitten. Ich schaue sie entsetzt an. Aus dem Augenwinkel sehe ich plötzlich etwas auf mich zukriechen.
    »Könnte ich … etwas Wasser haben?«
    »Alles in Ordnung, Ray?«
    Ivo beugt sich zu mir, ragt über mir empor. Das Letzte, woran ich mich erinnere, ist sein besorgter Blick. Er ist beinahe … zärtlich.

41
    St.-Luke’s-Krankenhaus
    Hen und Madeleine kommen mich besuchen. Sie bringen Trauben und Blumen mit; beides war Madeleines Idee. Ich weiß, es ist gut gemeint, aber ich wünschte, sie hätte sich nicht so viel Mühe gegeben. In Madeleines Gegenwart brauche ich immer meine ganze Energie, um mich nicht hoffnungslos vertrottelt und unterlegen zu fühlen. Im Moment, in einem Krankenhauskittel im Bett liegend, mit dicker Zunge und gelähmtem Arm, habe ich überhaupt keine Chance.
    »Wie geht es dir, Ray?«
    »Ähm, nicht schlecht.«
    »Ich bin so froh, dich zu sehen. Wir haben uns solche Sorgen gemacht.« Sie schaut Hen an. »Du hast uns einen ganz schönen Schrecken eingejagt.«
    Ich muss dem Drang widerstehen, mich zu entschuldigen.
    »Aber sie sagen, du bist wieder einigermaßen in Ordnung.« Hen beugt sich vor und drückt meinen gesunden Arm. »Du siehst viel besser aus als neulich.«
    »Ja. Warst du auf dem Stellplatz?«
    »Dem Stellplatz?«
    »Bei den Jankos. Du musst mit Ivo sprechen.«
    Hen und Madeleine wechseln Blicke.
    »Denk nicht an die Arbeit. Ich habe alles im Griff.«
    Er wirkt beinahe selbstzufrieden. Er weiß es nicht. Es ist nicht seine Schuld – ich habe es ihm nicht erzählt.
    »Ich muss dir etwas sagen …« Ich werfe ihm einen bedeutsamen Blick zu. »Tut mir leid, Madeleine, aber könntest du …?«
    »Oh.« Sie steht auf. »Natürlich. Ich hole mir einen Kaffee.«
    Auf dem Weg nach draußen schenkt sie mir ein strahlendes Lächeln. Hen seufzt.
    »Sie ist extra mitgekommen, um dich zu sehen. Du könntest wirklich ein bisschen … höflicher sein.«
    Ich bin etwas überrascht. »Tut mir leid. Aber es ist wichtig.«
    »So wichtig, dass es keine Viertelstunde Zeit hat?«
    »Ivo wollte mich vergiften.«
    »Was?«
    »Hast du mit den Ärzten gesprochen? Haben sie es dir nicht gesagt? Ich wurde mit Mutterkorn und, äh, Bilsenkraut vergiftet. Was glaubst du wohl, wie das passiert ist?«
    Er zieht die Augenbrauen hoch.
    »Was glaubst du wohl, was ich in einem Wald mitten im Nirgendwo zu suchen hatte?«, sage ich mit Nachdruck.
    »Na schön, erzähl, was passiert ist.«
    Ich erzähle, woran ich mich erinnere. Besser gesagt, ich erzähle, was wichtig ist – nichts von Lulu und unserem Gespräch oder der Begegnung mit Jen.
    Er runzelt die Stirn, als ich ihm von dem Fund am Black Patch berichte. »Und wann wolltest du mir das sagen?«
    »Es war Samstag. Du weißt schon – Wochenende. Ich dachte, Montag würde reichen. Und am Sonntag bin ich zu den Jankos gefahren.«
    Hen macht ein missbilligendes Gesicht. Vermutlich hätte ich ihm auch das erzählen sollen. Aber

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