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Was mit Rose geschah

Was mit Rose geschah

Titel: Was mit Rose geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stef Penney
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eine Pinzette um ihr Handgelenk. »Mehr kann ich Ihnen nicht sagen.«
    Als wir ins Büro zurückkommen, liegt eine Nachricht von Andrea vor – der geheimnisvolle Mann hat noch einmal angerufen. Sie hat ihn gebeten, sich wieder zu melden, was er um vier Uhr tatsächlich macht.
    Zuvor habe ich mit Leon gesprochen. Er hat mir gesagt, seiner Erinnerung nach hätte sich Rose nicht den Arm gebrochen. Eine halbe Stunde später meldet er sich noch einmal bei mir.
    »Hab gerade mit ihrer Schwester gesprochen«, knurrt er argwöhnisch.
    Ich habe nicht erklärt, was hinter meiner Frage steckt, aber er ist nicht dumm.
    »Als sie etwa fünf Jahre alt war, ist Rose hingefallen und hat sich den rechten Arm verletzt. Wir haben sie nicht ins Krankenhaus gebracht; wir dachten, er sei nur verstaucht … ich hatte es völlig vergessen.« Er verstummt abrupt.
    »Na ja, vielleicht stimmte das ja auch«, sage ich vorsichtig, doch mein Herz schlägt mir bis zum Hals.
    »Sie fragen, weil Sie was gefunden haben, oder? Sie haben eine …« Er bringt das Wort »Leiche« nicht über die Lippen.
    »Mr Wood, wir wissen noch nichts Genaues. Es wurden … Überreste gefunden. Aber wir wissen nicht, ob das Alter übereinstimmt.Im Augenblick haben wir kaum Informationen. Es gibt aber eine Verletzung am rechten Unterarm, einen sogenannten Grünholzbruch …«
    »Oh Gott …« Seine Stimme bricht ab. Ich höre Keuchen und Atmen in der Leitung.
    »Es tut mir leid, aber bitte bedenken Sie, dass die Suche noch nicht vorbei ist … Im Augenblick kann man die Überreste noch nicht identifizieren. Vielleicht ist es nur ein Zufall. Gehen Sie nicht vom Schlimmsten aus.«
    Ich sage, was man von mir erwartet, aber ich bin nicht mit dem Herzen dabei, und das merkt er wohl auch.
    »Oh Gott«, sagt er noch einmal. »Wenigstens … wenigstens muss ihre Mutter das nicht mehr miterleben.«
    Ich wünschte, ich hätte persönlich mit ihm gesprochen, aber er hat darauf bestanden, dass ich es ihm am Telefon sage. Und im Grunde ist es auch, wie ich noch einmal betone, nur ein kleines Puzzleteil, das nicht ausreicht, um das Schlimmste anzunehmen. Nicht einmal annähernd.
    Hen spricht gerade mit dem anonymen Anrufer, das erkenne ich an der höflich-gelangweilten Stimme.
    »Wales?« Er verdreht die Augen. »Ich glaube, morgen ginge …«
    Er schaut mich fragend an. Ich nicke zustimmend – wir können ebenso gut dort warten wie hier.
    »Na schön. Also … Sie werden …? Okay. Wir sehen uns dann.« Er legt auf und wendet sich an mich. »So wie er sich anhört, könnte es sich lohnen.«
    Ich lächle und spüre die Schmetterlinge im Bauch, die das Ende einer Ermittlung ankündigen.
    »Du brauchst ja nicht mitzukommen, wir müssen nicht beide fahren.«
    Mein Blick dürfte als Antwort reichen.

46
    JJ
    Mama war ziemlich still, als sie aus dem Pub kamen. Sie sprach den ganzen Abend kaum mit mir. In der Nacht wurde ich wach und war mir ziemlich sicher, dass sie leise weinte. Ich wusste nicht, was ich sagen oder ob ich überhaupt etwas sagen sollte. Heute bemühe ich mich, sie aufzuheitern, aber sie scheint mich kaum zu bemerken; sie ist wie in Trance. Ich weiß, dass sie Christo nicht hasst, daran kann es also nicht liegen. Irgendwann gehe ich hinüber zu Großmutter.
    »Ich weiß, deine Mama ist durcheinander, Schatz. Das alles tut ihr nicht gut. Sie hatte Ivo wirklich gern, vermutlich mehr als wir alle.«
    Darauf gehe ich nicht ein. »Sie wirkt so … deprimiert.«
    »Das sind wir alle. Wir haben viel darüber nachgedacht.«
    Irgendwas ist komisch, und Großmutter hält kurz in der Arbeit inne, bevor sie weitermacht.
    »Worüber, Großmutter?«
    Zuerst tut sie, als wäre nichts, aber dann erzählt sie es doch. Ich merke, dass sie es möchte. Sie erzählt mir, dass sie und Mama im Pub von Lulu etwas Schreckliches erfahren haben – sie hat ihnen von dem Skelett erzählt, das die Polizei gefunden hat, einem Skelett, das sie für Rose halten.
    Seit jener Nacht war ich nicht mehr in der Nähe seines Wohnwagens. Ich wollte nicht dorthin. Das Fenster, das ich eingeschlagen habe, ist nur mit einem Stück Pappe verschlossen. Komisch, dass niemand etwas dazu gesagt hat. Ich drücke diePappe ein und öffne die Tür, wobei noch ein Stückchen Glas abbricht.
    Der Wohnwagen ist seit über einer Woche verlassen. Drinnen riecht es stickig, muffig und ein bisschen bitter. Plötzlich bekomme ich Angst. Wenn er nun eine Falle aufgestellt hat? Kräuter, deren Geruch einen töten kann? Gibt es so

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