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Was mit Rose geschah

Was mit Rose geschah

Titel: Was mit Rose geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stef Penney
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Erkältung. Eine Stimme, bei der man sich vorbeugt, um jedes Wort zu hören.
    »Es ist besser geworden? Das ist ja … schön. Soweit ich weiß, sind einige Ihrer Verwandten an der Krankheit gestorben.«
    Ivo senkt den Blick. »Ja. Ich hatte Glück.«
    »Und Sie wissen nicht, weshalb Sie sich erholt haben?«
    Er schüttelt den Kopf. Er will anscheinend nicht darüber reden. »Wenn wir es wüssten …«
    Ich schaue wieder den Jungen an. Frage mich, ob eine geheimnisvolle und tödliche Krankheit, die verschwunden ist, auch wiederkommen kann. Welche Spuren hat sie bei Ivo hinterlassen? Er wirkt eigentlich ganz normal, wenn auch sehr schlank und ungewöhnlich jungenhaft. Aber wenn er früher wie Christo war, würde das natürlich einiges erklären.
    »Jedenfalls hat sie das wohl abgeschreckt. Rose, meine ich. Als wir gemerkt haben, dass er betroffen ist, konnte sie es nicht ertragen. Wollte nichts mehr mit uns zu tun haben. Eigentlich kann ich ihr keinen Vorwurf machen; wer würde denn noch mehr Kinder haben wollen, wenn man nicht weiß …«
    Als ich ihn bitte, sich an die Ereignisse vor sechs Jahren zu erinnern, als Rose weggegangen ist, weicht er meinem Blick aus und spricht mit seinem Sohn – fragt ihn, ob er genug gegessen hat und etwas trinken möchte. Er scheint nie eine Antwort zu bekommen, aber es gibt wohl eine wortlose Kommunikation zwischen den beiden, denn Ivo reagiert, als hätte Christo mit ihm gesprochen. Ich kann nicht erkennen, ob der Kleine versteht, was gesagt wird; er achtet nicht auf unser Gespräch, sondern konzentriert sich auf die Gegenstände auf dem Tisch und die Action-Figur, die er in der Hand hält. Ich nehme an, Ivo ist es gewöhnt, aber ich habe irgendwie das Gefühl, dass er sich hinter dem Jungen versteckt. Christo und seine geheimnisvolle Krankheit sind ein Schutz vor der Welt. Der Welt und den Fragen impertinenter Privatdetektive.
    Ivo wischt Christo ein unsichtbares Rinnsal vom Kinn.
    »Sie sagen, Rose sei mitten in der Nacht gegangen. Kam Ihnen das nicht seltsam vor?«
    »Nein.«
    »Ihr Vater sagte, der Black Patch sei ein ganzes Stück vom nächsten Bahnhof entfernt. Das wäre Ely, oder?«
    Ivo sieht auf. Misstrauisch? Dann rutscht er auf seinem Sitz herum, hebt Christos Beine an und rückt sie zurecht.
    »Es war der Black Patch bei Seviton«, sagt er.
    »Ach so.«
    »Wie kommen Sie denn auf Ely? Da sind wir schon seit einer Ewigkeit nicht mehr gewesen.«
    »Ich bin mir sicher, dass Ihr Vater es erwähnt hat. In der Nähe von Watley … bei Ely.«
    »Nein. Watley … das wurde schon vor – na ja, so etwa zehn Jahren eingezäunt. Und im Winter wären wir auch gar nicht hingefahren. Es steht immer unter Wasser.«
    »Der Stellplatz bei Seviton … war das ein alter Kalksteinbruch?«
    Ivo sieht wieder auf. »Ja. Kennen Sie ihn?«
    »Ich bin dort gewesen. Und er war auch als Black Patch bekannt?«
    »So haben wir ihn jedenfalls genannt.«
    Er sieht aus, als würde er ernsthaft darüber nachdenken. Ich spüre keine Anspannung in ihm.
    »Mein Vater hat das Fahren aufgegeben. Es wird nicht leichter.«
    Ivo brummt zustimmend.
    »Was glauben Sie, wie sie aus Seviton weggekommen ist?«
    »Irgendjemand muss sie mitgenommen haben. Das haben wir jedenfalls gedacht. Sie war öfter mal nach Seviton gefahren. Hat Vaters Auto genommen und war stundenlang unterwegs. Muss jemanden kennengelernt haben.«
    »Haben Sie Rose jemals mit jemandem gesehen? Oder gehört, dass sie einen Namen erwähnte? Irgendwas in der Art?«
    Ivo schüttelt langsam den Kopf. »Ich hatte keine Ahnung. Aber … ich dachte auch die ganze Zeit an Christo. Vielleicht habe ich ihr nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt.« Er schaut wieder auf den Jungen hinunter, und sein Gesicht wird weich.
    »Was hat sie mitgenommen?«
    »So ziemlich alles.«
    »Was ist mit Geld?«
    »Ich nehme an, sie hatte welches.«
    »Ihnen fehlte also nichts?«
    Er zuckt mit den Schultern. »Da gab es nicht viel zu holen. Sie hat ihren Schmuck mitgenommen, Armbänder und Ohrringe und so.«
    »Haben Sie noch etwas davon?«
    Ivo schüttelt den Kopf. »Was sie nicht mitgenommen hat, hab ich weggetan.«
    »Was war das denn?«
    Er sieht mich an, als wäre ich ein Idiot. Zuckt wieder mit den Schultern. »Ein paar Kleidungsstücke.«
    »Und was haben Sie mit den Sachen gemacht?«
    »Wie gesagt, ich hab sie weggetan.«
    »Sie haben gedacht, sie kommt nicht zurück?«
    »Ich hätte sie nicht zurückgenommen. Nicht nachdem sie gegangen war. So wütend war ich.«

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