Was mit Rose geschah
Hand in glove .«
»Ehrlich? Ich hätte gedacht, The boy with the thorn in his side .«
Eigentlich ist mein Lieblingslied Please, please, please, let me get what I want , aber das bringe ich in ihrer Gegenwart nicht über die Lippen. Sie könnte ja glauben, es wäre eine blöde Anmache.
»Wieso?«
Katie starrt mich an. Ihre Augen sind geradezu fiebrig und glänzen seltsam, als würde sie gleich weinen.
»Du bist doch der Junge mit dem Dorn in der Seite, oder?«
Ich versuche zu lachen. Ich weiß nicht, was sie damit meint. Was hat Stella über mich erzählt? Katie lächelt ziemlich komisch. Mir ist, als würde sie eigentlich etwas anderes sagen, aber ich weiß nicht, was. Als würde sie Deutsch sprechen, was ihr Wahlfach ist und meines nicht.
Warum sollte ich einen Dorn in der Seite haben?
Ich zucke mit den Schultern, was sicher dämlich aussieht, aber mehr fällt mir nicht ein.
»Dir ist es also egal, dass Stella auf Andrew steht?«
Ich zucke noch mal mit den Schultern. Scheint eine Krankheit zu sein. »Ja.«
Katie greift nach ihrer Jane Austen und rückt auf dem kleinen Sofa näher zu mir heran. Als wir hereingekommen sind, hat sie leichthin gesagt: »Hier denke ich nach.« Als wäre Nachdenken eine Aktivität, für die man eine ganz besondere Stelle braucht, so wie einen Swimmingpool fürs Schwimmen. Sie hampelt dauernd herum und wirft alle paar Sekunden das Haar nach hinten. Sie kommt mir allmählich näher, bis ihr Oberschenkel meinen berührt, scheint es aber gar nicht zu merken. Aber wie kann sie das nicht merken? Ich versuche, von ihr wegzurücken, aber ganz beiläufig, als wäre es Zufall. Sie hampelt weiter, bis ich sie wieder berühre. Vielleicht ist sie einer dieser Menschen, die keine Probleme damit haben, andere zu berühren – und das Sofa ist wirklich klein. Sie hat das Buch aufgeschlagen und zeigt auf die eine oder andere Passage. Wir schauen gemeinsam in ein Buch, da ist es wahrscheinlich normal, so eng nebeneinanderzusitzen.
»Hier sollen wir anfangen, oder?«
»Hm …«
Ich kann mich nicht daran erinnern, worüber wir gesprochen haben oder worum es in diesem Buch überhaupt geht. Sie beugt sich vor, wobei ihr Haar hinter dem Ohr hervorrutscht und wie ein schimmernder Vorhang zwischen uns hängt. Sie wirft es zurück. Das muss Absicht sein; das Haar fliegt mir genau ins Gesicht, aber sie entschuldigt sich nicht. Sie hat hübsches Haar – honigbraun, glatt und ziemlich lang. Eine Strähne streift meine Lippen, und ich bekomme plötzlich eine gewaltige Erektion. In Panik beuge ich mich vor, damit sie es nicht merkt, und tue, als würde ich Verstand und Gefühl lesen, aber ich nehme natürlich kein Wort auf.
Ich kriege überhaupt nicht mit, was in der nächsten Minute passiert; ich umklammere das Buch und versuche, an so widerliche Dinge zu denken wie die Jungenumkleide, in der es nach Bleistift und Füßen riecht, aber dann (wie? wieso?) habe ich das Buch nicht mehr in der Hand. Katie kniet irgendwie neben mir und drückt ihren Mund auf meinen. Ihre Lippen sind heiß und weich und ein bisschen klebrig, und sie hat die Zunge in meinem Mund und ringt mit meiner Zunge. Sie schmeckt nach Tee und Obstkuchen. Ich weiß nicht, ob ich reagiere, weil jedes Empfindungsmolekül meines Körpers in meinem Mund ist und ihre heiße, nasse Zunge schmeckt. Ich weiß nicht, was meine Hände tun oder irgendein anderes Körperteil.
Schließlich (nach einer Sekunde oder zehn Minuten) zieht sich Katie zurück. Es stellt sich heraus, dass sie die Hände auf meinen Schultern hatte, während meine dämlich herunterhängen. Sie schaut mich aus halb geschlossenen Augen an und keucht ein bisschen. Eine Haarsträhne liegt diagonal über ihrem Gesicht und klebt mit unserer Spucke an ihrer Lippe fest. Ihre Lippen sind röter als vorhin. Ich muss mich beherrschen, um mich nicht wieder auf sie zu stürzen.
»Hast du das mit Stella auch gemacht?«
»Nein.«
Das weiß sie doch sicher – oder hat Stella ihr doch nicht alles erzählt? Vielleicht will sie wissen, ob ich lügen und sagen werde, wir hätten es bis zum Ende durchgezogen, dabei haben wir meistens nur geredet.
Ich versuche, sie wieder zu küssen, aber sie lehnt sich zurück und drückt die Hand leicht auf meine Brust.
»Du erzählst doch niemandem davon?«
»Nein. Du?«
»Nein.«
»Nicht mal Stella?«
»Wieso, sollte ich?«
»Nein. Aber ihr seid doch beste Freundinnen, oder?«
Sie zuckt beiläufig mit den Schultern. Wenn ich Stella wäre, wäre
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