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Was nach dem koeniglichen Ball geschah

Was nach dem koeniglichen Ball geschah

Titel: Was nach dem koeniglichen Ball geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Celmer
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darüber nachzudenken. Vielleicht kann sie auch die ganzen Erinnerungen dort nicht ertragen.“
    „Sie sollte nichts überstürzen. Es ist ja noch nicht mal einen Monat her. Sie sollte sich Zeit für ihre Trauer nehmen.“
    „Das meine ich auch, aber versuch mal, sie davon zu überzeugen. Und dann fragen sich die Leute immer, von wem wir unseren Starrsinn geerbt haben.“
    Eines der Babys bewegte sich, und Anne legte eine Hand auf den Bauch.
    „Tritt es?“, erkundigte Louisa sich und legte ihre Hand neben Annes. Sie liebte es, die Bewegungen des Babys zu spüren.
    „Eher ein Rollen.“
    „Ich wünschte, ich wäre auch schwanger“, meinte Louisa traurig.
    „Das kommt schon noch. Ihr versucht es ja erst seit ein paar Monaten. Manchmal dauert es eben eine Weile.“ Und manchmal klappte es gleich auf Anhieb – ob man wollte oder nicht.
    „Also an mangelnder Übung liegt es sicher nicht. Allein letzte Nacht …“
    „Bitte“, unterbrach Anne ihre Schwester. „Erspar mir die Details. Ich glaube dir auch so.“
    Louisa lachte. „Ich bin bald dreißig. Wenn ich wirklich sechs Kinder auf die Welt bringen möchte, muss ich bald anfangen. Außerdem wäre es doch witzig, wenn wir gleichzeitig schwanger sein würden.“
    „Das können wir ja immer noch. Ich muss ja noch neunzehn Wochen warten.“ Vielleicht auch weniger, denn der Arzt hatte erklärt, dass Zwillinge gerne vier Wochen früher auf die Welt kamen. Das wiederum bedeutete, dass sie und Sam innerhalb von fünfzehn Wochen Eltern werden konnten.
    „Wenn es dieses Mal nicht klappt, dann eben nächstes Mal“, meinte Louisa achselzuckend. Anne verschwieg ihr, dass es kein nächstes Mal geben würde. Sie war noch nicht einmal sicher gewesen, ein Kind zu wollen. Zwei hingegen waren schon wesentlich mehr, als sie sich vorstellen konnte.
    Zu gern hätte sie Louisa von der Ultraschalluntersuchung erzählt, und nur mühsam hielt sie sich zurück. Sie fand, dass es nicht fair war, wenn sie es den anderen ohne Sam verkündete. Außerdem wollte sie ihm keinen weiteren Anlass liefern, böse auf sie zu sein.
    Nachdem Louisa gegangen war – vermutlich, um mit Garrett weiter für das Baby zu üben –, begann Anne zu lesen. Doch obwohl das Buch von ihrer Lieblingsautorin war, konnte Anne sich nicht richtig konzentrieren. Ständig schaute sie auf die Uhr.
    Es war schon elf Uhr. Wo mochte Sam nur stecken?
    Um Mitternacht zog sie schließlich ihren Schlafanzug an und ging ins Bett, aber an Schlaf war nicht zu denken. Es war schon kurz nach eins, als Sam endlich das Zimmer betrat.
    Vor Aufregung begann Annes Herz zu rasen.
    Sam ging zum Wandschrank, um sich umzukleiden. Der schwache Lichtschein wirkte wie ein Pfad in der Dunkelheit. Dann löschte Sam das Licht, und als Nächstes hörte Anne, wie er ins Bad ging. Als die Dusche angedreht wurde, lag Anne im Dunkeln da und lauschte. Schließlich kam Sam zurück und legte sich ins Bett. Anne atmete den Duft seines Shampoos ein, als er neben ihr lag.
    Eine ganze Weile lag sie reglos da und gab keinen Mucks von sich, denn sie fürchtete, dass Sam immer noch wütend sein könnte. Sie wartete, ob er vielleicht den ersten Schritt tat, aber nach ein paar Minuten hatte er immer noch nichts gesagt. Vielleicht dachte er ja, dass Anne schon schlief.
    Also drehte sie sich auf die Seite, um ihn anzusehen. „Können wir darüber sprechen?“, fragte sie.
    „Es gibt nichts, worüber wir sprechen müssten.“
    „Sam …“ Sie legte ihm eine Hand auf den Arm, aber er zog ihn fort. „Bitte.“
    „Nichts, was du sagen oder tun könntest, könnte gutmachen, was du mir angetan hast.“
    Seine Worte trafen sie schwer, und sie erkannte, dass er auch nicht ansatzweise bereit war, ihr zu vergeben. „Verstehe. Ich möchte nur, dass du weißt, dass ich da bin, falls du reden möchtest.“
    Plötzlich setzte er sich auf und knipste das Licht an, sodass Anne für einen Augenblick geblendet war. Als ihre Augen sich an die Helligkeit gewöhnt hatten, bemerkte sie, dass Sam müde, wütend und verletzt aussah. „Ich glaube, du verstehst immer noch nicht. Ich weiß, was du getan hast, und nichts, was du sagst, wird das jemals ändern können. Du hast mir mein Leben gestohlen. Es ist verpfuscht. Darüber komme ich nicht einfach so hinweg.“
    Anne fühlte sich mutlos. Er versuchte noch nicht einmal, ihr zu vergeben und sie zu verstehen? Wollte er einfach aufgeben?
    Sie hatte begonnen, Sam zu lieben, aber für ihn war sie offensichtlich leicht zu

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