Was nicht passt, wird kuessend gemacht
schlechtes Timing.
„Wie ich euch beide vermisst habe.“ Cat zog Nevada in die Arme und drückte sie an sich. Überschwänglich küsste sie Nevada auf beide Wangen und wandte sich dann an Tucker.
„Du hast oft an mich gedacht“, verkündete sie, bevor sie auch ihn umarmte.
Nevada wollte nicht hinsehen, konnte den Blick aber nicht abwenden. Tucker sah genauso verwirrt aus, wie sie sich fühlte. So war es vermutlich, wenn man von einem Tornado erwischt wurde. Man sah ihn kommen, aber bevor man ihm aus dem Weg gehen konnte, war er da und zog einen einfach mit sich.
Cat umarmte ihn genauso fest, trat dann einen Schritt zurück und hakte sich bei Nevada unter. „Ist das nicht eine wundervolle Überraschung? Als ich die Einladung erhalten habe, hätte ich sie beinahe weggeworfen. Ich werde von so vielen Städten eingeladen. Der Ruhm, wisst ihr.“ Sie seufzte. „Manchmal ist er eine Last. Aber dann habe ich den Namen wiedererkannt. Fool‘s Gold.“ Sie drückte Nevadas Arm. „Du hast so oft davon gesprochen, von deiner Kindheit und wie du hier aufgewachsen bist. Ich musste einfach herkommen.“
Nevada räusperte sich. „Ich verstehe das nicht.“ Das war höflicher als das, was sie wirklich dachte. Das hätte nämlich eher geklungen wie: „Was, zum Teufel, willst du hier?“
„Es gibt hier ein Kunstfestival. Ich erinnere mich nicht mehr an die Einzelheiten. Dafür habe ich ja Personal.“ Sie lächelte. „Keine Sorge, ich werde nicht zulassen, dass sie mich zu sehr verplanen. Ich will, dass wir ein wenig Zeit miteinander verbringen. Unsere Freundschaft auffrischen.“
Die Ironie der Situation entging Nevada nicht. Cat war in ihr und Tuckers Leben zurückgekehrt, und Nevada konnte ganz allein sich die Schuld daran geben. Warum konnte sie nicht wie andere Leute sein und dem Ort entfliehen wollen, in dem sie aufgewachsen war?
Cat ließ sie los und schaute Tucker an. „Ich dachte, wir könnten auch ein wenig Zeit miteinander verbringen. Es ist so lange her.“
Dieses Mal schaffte Nevada es, sich wegzudrehen. Sie redete sich ein, nur mal nach der Baustelle sehen zu wollen, um zu schauen, was ihr Team gerade so machte. Aber das war eine Lüge. Sie versuchte einfach nur, sich nicht in der Vergangenheit zu verlieren.
Sie wusste, dass es passieren würde. Trotz seiner Behauptungen, über Cat hinweg zu sein, würde Tucker ihr nicht widerstehen können. Sie war zu schön. Zu präsent. Tucker war auch nur ein Mann. Welche Chance hätte er, sich gegen jemanden wie Caterina Stoicasescu durchzusetzen?
Nevada trat einen Schritt beiseite und verspürte ein leichtes Ziehen in der Hüfte und den Oberschenkeln. Eine Erinnerung an das, was sie vor wenigen Minuten mit Tucker auf dem Schreibtisch getan hatte. Wie lange würde es dieses Mal dauern, bis sie sich so dumm fühlte wie damals auf dem College? Immer fehl am Platz, immer nur Zuschauerin, die etwas wollte, was sie nicht haben konnte. Sich zu sagen, dass sie mittlerweile erwachsen war, half auch nicht viel.
„Ich bin beschäftigt“, sagte Tucker tonlos und löste sich von Cat.
Anstatt beleidigt zu sein, lächelte Cat nur. „Aber doch nicht zu beschäftigt für eine alte Freundin.“ Sie wandte sich an Nevada. „Lasst uns heute zusammen zu Abend essen. Ihr beide und ich. Das wird wie früher.“
Nevada würde sich lieber einer Wurzelbehandlung unterziehen. „Ich kann nicht.“
„Natürlich kannst du. Du musst. Außer du willst mir das Herz brechen. Ich habe mich so darauf gefreut, euch beide wiederzusehen.“ Cat schaute Nevada an. „Das musst du mir glauben.“
All die Jahre, in denen ihre Mutter ihr eingebläut hatte, höflich zu sein, machten sich jetzt bemerkbar. Krampfhaft versuchte sie, sich eine glaubwürdige Lüge einfallen zu lassen, hörte sich stattdessen jedoch sagen: „Ich … äh … Gut. Abendessen. Das wird toll.“ Das wird die Hölle , wäre passender ausgedrückt, dachte sie. „Aber jetzt muss ich leider rennen.“
Und genau das tat sie auch. Sie drehte sich um und lief zu ihrem Truck, dankbar, dass sie die Autoschlüssel in der Hosentasche hatte. Sekunden später war sie auf der Schotterstraße, die zum Highway führte, und ließ die Gefahr namens Cat hinter sich.
Tucker sah der Staubwolke nach, die Nevadas Truck aufwirbelte. Er konnte ihr keinen Vorwurf daraus machen, dass sie die erstbeste Gelegenheit zur Flucht ergriff, aber jetzt war er allein mit Cat.
Die schien sich von Nevadas abruptem Aufbruch nicht stören zu lassen. Sie
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